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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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erzeugte ein Lächeln auf Glaushofs Gesicht. Wenn es einen Menschen gab, den er verabscheute, dann den Abwehroffizier. Ihn, Glaushof, kannte niemand, aber dieser Colonel Urwin mit seinem Draht zum Pentagon und seiner Frau, die sich mit der des Stützpunktkommandeurs dicke tat, so daß die beiden am Samstagabend zum Bridge eingeladen wurden, der war natürlich eine große Nummer. Und kam von Yale. Zum Teufel mit ihm. Genau da gehörte er hin. »Dieser Kerl ... wie heißt er noch mal?« fragte er den Lieutenant. »Wilt«, sagte der Lieutenant.
    »Wo halten Sie ihn denn fest?«
    »Nirgends halten wir ihn fest«, sagte der Lieutenant. »Haben Sie sofort gerufen, als wir die Signale empfingen.«
    »Also, wo ist er?«
    »Nehme an, er hält da drüben irgendwo Unterricht«, sagte der Lieutenant. »Die Angaben zu seiner Person liegen in der Wache, Stundenplan und so weiter.«
    Sie liefen über den Parkplatz zum Tor der Zivilunterkünftewo Glaushof sich die Eintragungen in Wilts Akte zeigen ließ. Sie waren kurz und wenig aufschlußreich. »Hörsaal 9«, sagte der Lieutenant. »Soll ich ihn hochnehmen lassen?«
    »Nein«, entschied Glaushof, »noch nicht. Sorgen Sie nur dafür, daß niemand heraus kann, das ist alles.«
    »Schafft er nie, höchstens, er klettert über den neuen Zaun«, entgegnete der Lieutenant, »kann mir aber nicht vorstellen, daß er recht weit kommt. Ich habe nämlich den Strom angestellt.«
    »Gut«, sagte Glaushof. »Sobald er rauskommt, halten Sie ihn fest.«
    »Jawohl, Sir«, sagte der Lieutenant und ging los, um den Wachen Anweisungen zu geben, während Glaushof zum Telefonhörer griff und die Sicherheitspatrouille anrief. »Lassen Sie sofort Hörsaal 9 umstellen«, ordnete er an, »aber unternehmen Sie nichts, bevor ich da bin.« Er saß da und betrachtete geistesabwesend eine an die Wand gepinnte Mittelseite aus Playgirl, auf der ein nackter Mann posierte.
    Wenn man diesen Bastard Wilt zum Sprechen brachte, war Glaushofs Karriere gesichert. Wie also konnte man ihn in Stimmung bringen? Zunächst mußte er wissen, was sich in diesem Wagen befand. Während er noch überlegte, welche Taktik er anwenden sollte, ertönte in seinem Rücken das diskrete Hüsteln des Lieutenants. Glaushof reagierte ärgerlich. Der Unterton dieses Hüstelns gefiel ihm gar nicht. »Haben Sie das aufgehängt?« schnauzte er den Lieutenant an. »Fehlanzeige«, sagte der Lieutenant, dem die Frage fast ebensowenig gefiel wie Glaushof das Hüsteln. »Nein, Sir, habe ich nicht. Es ist Captain Clodiak ...«
    »Es ist Captain Clodiak?« wiederholte Glaushof ungläubig und wandte dem Foto erneut seine Aufmerksamkeit zu. »Ich wußte schon, daß sie ... er ... das ist doch nicht Ihr ErnstLieutenant. Captain Clodiak habe ich eigentlich ganz anders in Erinnerung.«
    »Sie hat es doch nur dahin gehängt, Sir. Sie mag eben solches Zeug.«
    »Nun gut, wahrscheinlich ist sie eine ziemlich lebhafte Dame«, sagte Glaushof, um sich jeglichem Vorwurf, er habe sich diskriminierend geäußert, zu entziehen. Was eine aussichtsreiche Karriere anging, war dieses Attribut beinahe ebenso gefährlich wie die Bezeichnung Schlampe. Nicht nur beinahe, es war noch schlimmer.
    »Ich gehöre der Gotteskirche an«, sagte der Lieutenant, »und unserem Glauben zufolge ist das gottlos.« Doch Glaushof wollte sich in keine Diskussion verwickeln lassen. »Schon möglich«, sagte er. »Darüber können wir uns ein andermal unterhalten.« Er ging zum Parkplatz zurück, wo der Corporal inzwischen in Gesellschaft eines Majors und einiger Männer von dem Sprengungs- und Entschärfungskommando Wilts Wagen mit vier riesigen mit Sand gefüllten Lastern hatte umstellen und bei dieser Gelegenheit ein Dutzend anderer Fahrzeuge zur Seite räumen lassen. Beim Näherkommen wurde Glaushof von zwei plötzlich aufflammenden Suchscheinwerfern geblendet. »Ausmachen, verdammt noch mal«, brüllte er und tappte unsicher durch das gleißende Licht. »Sollen die bis Moskau sehen können, was wir hier tun?« In der Dunkelheit, die seiner Aufforderung folgte, knallte Glaushof gegen die Radnabe eines Kipplasters.
    »Okay, dann gehe ich eben ohne Licht rein«, sagte der Corporal.
    »Kein Problem. Sie halten es für eine Bombe, ich nicht. Bomben senden keine Funksignale aus.« Und bevor Glaushof ihn ermahnen konnte, in Zukunft nicht das fällige »Sir« wegzulassen, war der Corporal bereits zu Wilts Wagen hinübergegangen.
    »Mr. Wilt«, sagte Mrs. Ofrey, »wären Sie so freundlich, uns die

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