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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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sich drei Männern gegenüber, die mit dem Gesicht nach unten vor dem Hörsaal 9 auf dem Boden lagen und von zwei kampfunfähigen Wachhunden und dem APP-Trupp bewacht wurden. »Okay, Männer, der Captain ist hier, um ihn zu identifizieren«, sagte Glaushof und stieß den PXler mit der Fußspitze an. »Umdrehen, Sie da.« Der Angestellte versuchte sich umzudrehen, schaffte es aber nur, sich halb auf den Ingenieur zu wälzen, der prompt Krämpfe bekam. Glaushof betrachtete die zwei verrenkten Gestalten mit unverhohlenem Abscheu, bevor seine Aufmerksamkeit von einem widerlichen Wachhund in Anspruch genommen wurde, der ihm auf den Schuh gepinkelt hatte, ohne das Bein zu heben. »Schaffen Sie den dreckigen Köter weg«, brüllte er. Seinem Protestgeschrei schloß sich der Ingenieur an, der sich heftig, wenngleich weniger gut verständlich, gegen die offensichtlichen Versuche des PXlers, mit ihm Unzucht zu treiben, zur Wehr setzte. Bis es gelungen war, den Hund zu entfernen – ein Unterfangen, das die ganze Kraft von drei Männern am anderen Ende der Halskette erforderte – und ein Mindestmaß an Ordnung herzustellen, hatte sich Captain Clodiaks Gesichtsausdruck erneut geändert. »Ich war der Meinung, Sie hätten gesagt. Sie wollten Wilt identifizieren lassen«, sagte sie. »Aber der ist gar nicht hier.«
    »Nicht hier? Soll das heißen ...« Glaushof blickte argwöhnisch auf die aufgebrochene Tür des Hörsaals. »Das sind die Männer, die wir uns auf Befehl des Lieutenants geschnappt hatten«, sagte einer vom Einsatztrupp. »Sonst habe ich niemand da drin gesehen.«
    »Da muß aber noch jemand drin sein«, schrie Glaushof. »Wo ist Harah?«
    »Da drin, wo Sie ...«
    »Ich weiß, wo er ist. Holen Sie ihn her, und zwar sofort.«
    »Jawohl, Sir«, sagte der Mann und sauste los. »Sie scheinen da ein Problem zu haben«, meinte Captain Clodiak.
    Glaushof wehrte mit einem Achselzucken ab. »Er kann die Absperrung unmöglich durchbrochen haben, und selbst wenndann wird er sich am Zaun die Finger verbrennen oder an der Wache verhaftet werden«, sagte er. »Ich bin da ganz unbesorgt.« Trotzdem sah er sich unwillkürlich um und betrachtete die wohlvertrauten tristen Gebäude und die dazwischenliegenden Wege mit neuerlichem Mißtrauen, als hätten sie irgendwie ihr Wesen verändert und sich mit dem verschwundenen Wilt verbündet. Mit einem Scharfblick, der um so erschreckender war, als er ihm sonst völlig abging, erkannte er, wieviel Baconheath ihm bedeutete; es war sein Zuhause, seine eigene kleine Festung inmitten eines fremden Landes, die ihn mit ihrem beruhigenden Düsenlärm an seine Heimatstadt Eiderburg in Michigan erinnerte und an den Schlachthof am Ende der Straße, in dem hauptsächlich Schweine verarbeitet wurden. Als Junge war er von ihrem lauten Gequieke aufgewacht, und jetzt übte eine beim Start röhrende F111 dieselbe beruhigende Wirkung auf ihn aus. Doch in erster Linie bedeutete Baconheath mit seinem Umgrenzungszaun und den bewachten Toren für ihn Amerika, sein eigenes Land, mächtig, unabhängig und aufgrund seiner ständigen Wachsamkeit und der bloßen Ungeheuerlichkeit seines Waffenarsenals verschont von jeglicher Gefahr. Dieses Baconheath, das sich hinter seiner Umzäunung duckte und durch das sich weithin flach erstreckende Fenland abgetrennt war von den alten, verfallenen Dörfern und Marktflecken mit ihren faulen, untüchtigen Geschäftsleuten und ihren dreckigen Kneipen, in denen sonderbare Leute warmes, unhygienisches Bier tranken, war immer eine Oase erfrischender Betriebsamkeit und Modernität gewesen, ein greifbarer Beweis dafür, daß die großen Vereinigten Staaten von Amerika nach wie vor die Neue Welt waren und dies auch bleiben würden.
    Doch jetzt hatte sich Glaushofs Vision gewandelt, und er fühlte sich einen Augenblick lang dem Ort nicht mehr so verbunden. Diese Gebäude verbargen diesen Wilt vor ihm, und solange er diesen Hundesohn nicht fand, war Baconheath verpestet. Glaushof zwang sich, aus seinem Alptraum aufzuwachen, und blickte schon dem nächsten ins Auge. Soeben bog Lieutenant Harah um die Ecke. Er büßte sichtlich noch immer für sein sexistisches Verhalten Captain Clodiak gegenüber und mußte von zweien seiner Männer gestützt werden. Damit hatte Glaushof beinahe gerechnet. Die verstümmelten Laute freilich, die der Lieutenant von sich gab, waren etwas anderes und ließen sich kaum durch einen Tritt in die Leistengegend erklären.
    »Das kommt vom Agenten-Ex, Sir«,

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