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Henry dreht Auf

Henry dreht Auf

Titel: Henry dreht Auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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mittlerweile begradigten Flusses entlangwand, genügten, einen verzweifelten Nachrichtenverkehr zwischen Inspektor Hodge und den Männern im zweiten Peilwagen auszulösen, um herauszufinden, wohin der Teufel entwischt war. Noch unangenehmer freilich war, daß sie selbst nicht mehr genau wußten, wo sie sich eigentlich befanden. Dieses Dilemma teilte der Major mit ihnen. Er hatte nicht mit derartigen Manövern des Corporals gerechnet, der – wenn er sich nicht gerade in Tunneln versteckte – mit halsbrecherischer Geschwindigkeit über gewundene Nebenstraßen fuhr, die vermutlich für einspurigen Pferdeverkehr angelegt worden waren und selbst dafür noch gefährlich gewesen wären. Aber den Major kümmerte das nicht. Wenn der Corporal wie eine versengte Katze durch die Gegend rasen wollte, war das sein Problem. »Wenn er bewaffneten Begleitschutz möchte, täte er besser daran, bei uns zu bleiben«, erklärte er seinem Fahrer, als sie durch eine schlammige Haarnadelkurve schlitterten und um ein Haar in einem tiefen Wassergraben gelandet wären. »Ich habe nicht vor, im Straßengraben zu enden, also fahren Sie um Himmels willen langsamer.«
    »Wie sollen wir ihm denn dann auf den Fersen bleiben?« fragte der Fahrer, der diese Hetzjagd ausgesprochen genossen hatte.
    »Gar nicht. Wenn er nicht geradewegs zur Hölle fährt, dann nach Ipford. Die Adresse habe ich hier. Gehen Sie bei der nächsten Gelegenheit auf die Autobahn, und dann werden wir ihn da erwarten, wo er ankommen soll.«
    »Jawohl, Sir«, sagte der Fahrer widerstrebend und kehrte bei der nächsten Kreuzung auf die Hauptstraße zurück. Sergeant Runk hätte dasselbe getan, wenn er nur die Möglichkeit dazu gehabt hätte, aber die Taktik des Corporals hatte Inspektor Hodges wildeste Träume nur noch bestätigt. »Er versucht uns abzuhängen«, rief er, kurz nachdem der Corporal den Stützpunkt verlassen hatte und Kopf und Kragen riskierte. »Das bedeutet garantiert, daß er Stoff geladen hat.«
    »Entweder das, oder er trainiert für die Rallye Monte Carlo«, meinte Runk.
    Hodge fand das gar nicht lustig. »Quatsch. Der Bastard fährt nach Baconheath, verbringt dort eineinhalb Stunden, und wie er wieder rauskommt, rast er mit achtzig Sachen über Schlammpfade, auf denen ein normaler Mensch am hellichten Tag keine vierzig riskieren würde, und fährt dann noch fünfmal Wege zurück, die er bereits hinter sich hatte – also muß er doch was im Wagen haben, das ihm das wert ist.«
    »Sein Leben wohl kaum, soviel steht fest«, meinte Runk, der sich mit aller Kraft festhalten mußte, um nicht vom Sitz geschleudert zu werden. »Warum rufen wir nicht einfach einen Streifenwagen und stellen ihn wegen überhöhter Geschwindigkeit? Auf diese Weise könnten wir ihn dann doch problemlos filzen?«
    »Gute Idee«, meinte Hodges und wollte schon über Funk die entsprechenden Anweisungen geben, als der Corporal unter der Autobahnbrücke Peilschutz suchte und zwanzig Minuten lang unauffindbar blieb. Hodge füllte diese Zeit damit aus, Runk zu beschuldigen, er habe es versäumt, Wilts letzte Position exakt festzuhalten und den zweiten Wagen zu Hilfe zu rufen. Die Route, die der Corporal anschließend entlang der Hochspannungsleitung und dem Fluß einschlug, machte die Sache noch verzwickter. Inzwischen wußte der Inspektor überhaupt nicht mehr, was er tun sollte, aber seine Überzeugung, daß er es mit einem hochkarätigen Verbrecher zu tun hatte, war zur absoluten Gewißheit geworden. »Offenbar hat er das Zeug an einen Dritten weitergegeben, und wenn wir ihn filzen, wird er den Unschuldigen spielen«, murmelte er.
    Selbst Runk mußte zugeben, daß alles für diese These sprach. »Und sicher weiß er auch, daß sein Wagen verwanzt worden ist«, sagte er. »Bei der Route, die er eingeschlagen hat, muß er das einfach wissen. Also, was machen wir jetzt?« Hodge zögerte. Einen Augenblick lang erwog er, einen Durchsuchungsbefehl zu beantragen und das Wiltsche Haus so gründlich zu durchkämmen, daß selbst die winzigste Spur Heroin oder Leichenbalsam ans Licht kommen würde. Geschah das aber nicht ...
    »Immerhin gibt es noch das Tonband«, sagte er schließlich. »Vielleicht hat er das übersehen. In dem Fall hätten wir dann wenigstens das Gespräch während der Übergabe des Zeugs.«
    Sergeant Runk bezweifelte das. »Wenn Sie mich fragen«, sagte er, »besteht die einzige Möglichkeit, an handfestes Beweismaterial gegen diesen Kerl zu kommen, darin, unsere Techniker

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