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Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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verließ das Zimmer. Mit einem weiteren Stöhnen folgte Wilt ihr und ging zur Haustür. Nachdem er sich versichert hatte, dass er die richtigen Schlüssel eingesteckt hatte, trat er in den sonnigen Nachmittag hinaus. Er musste aus diesem Haus raus und mit jemandem reden, der klaren Verstandes war.
    Wilt machte sich auf den Weg zu den Schrebergärten und seinem Freund Robert Coverdale. Seit einigen Jahren lebte Robert jetzt in einem Gartenhäuschen, das er dem eigenen Haus vorzog, das, wie er es ausdrückte, »mit Xanthippen verseucht war. Und zwar mit meiner Frau und ihren zwei jungfräulichen – und das ist auch ein Witz – Schwestern.«
    Wilt fand ihn auf allen vieren beim Jäten im Spargelbeet. Der alte Mann erhob sich mühsam.
    »Du siehst aus, wie von der Katze reingeschleppt«, bemerkte er, während er einen zweiten Stuhl aus dem Gartenhäuschen holte.
    »So fühle ich mich auch«, antwortete Wilt und setzte sich. »Meine Frau …«
    »Hör bloß auf.« Robert zündete seine geschwärzte Pfeife an. »Ich weiß alles über Frauen, oder etwa nicht? Du hast noch verdammtes Glück, dass deine keine Schwestern hat. Guck mich an, ich bin gleich mit zwei von der Sorte geschlagen. Ledige Ausgeburten der Hölle, genau das sind sie. Was hat Eva denn diesmal angestellt?«
    Wilt berichtete es ihm und unterstrich dabei, dass er immerhin mit vier teuflischen Töchtern geschlagen war, auch wenn er vor Schwägerinnen verschont geblieben war.
    »Der Lohn für Sex«, meinte Robert. »Schätze mal, die Amöbe liegt da schon richtig. Lebt als Single, und wenn sie Lust auf Nachkommen hat, zwackt sie einfach ein Stückchen von sich selbst ab und lässt die andere Hälfte ihr eigenes Leben weiterführen. Die perfekte Lösung. Keine Verantwortung, keinen Ärger, kein Genörgel und – das ist das Beste von allem – kein Sex. Und ganz sicher keine Ferienjobs, bei denen man einen jungen Trottel unterrichten soll, der einen Earl zum Vater hat, oder was immer dieser Kerl da oben in North Fenland ist.«
    »Dazu kommt, dass der Alte in Porterhouse war und Eva seiner Frau erzählt hat, ich wäre auch dort gewesen.«
    »Was ist denn Porterhouse? Hört sich an wie ein Steak.«
    »Ein College in Cambridge, und zwar so ziemlich das schlimmste, das es gibt. Voller Draufgänger mit fettem Bankkonto und ohne Hirn. Ich versteh gar nicht, warum dieser Idiot meint, er bräuchte einen Abschluss, um da reinzukommen. Hört sich eher an, als ob er die Zulassungskriterien schon mehr als erfüllt.«
    »Gott sei Dank habe ich nie studiert«, sagte Robert. »Ich hab gleich nach der Schule eine Tischlerlehre gemacht und angefangen, Geld zu verdienen, das meine Frau dann dafür ausgeben konnte, ›antike‹ Möbelstücke zu entwerfen und zu verscherbeln. Küchen hab ich auch gemacht, und Parkett gelegt, wenn’s mal eng wurde.«
    Als Wilt etwa eine Stunde später nach Hause ging, fühlte er sich entschieden besser. Der alte Robert hatte seine Prioritäten richtig gesetzt. Er kochte selbst auf einem Primuskocher, heizte das Gartenhaus im Winter mit einem Paraffin-Ofen, machte mit einer Öllampe Licht und blieb weitestgehend für sich. Niemand störte seinen Frieden, weil nur wenige überhaupt wussten, dass er da war, und die Besitzer der Nachbargärten waren dankbar, weil er ein Auge auf ihr Gemüse hatte und dafür sorgte, dass niemand es klaute. Keine nörgelnde Ehefrau, keine schrecklichen Töchter und auch kein Scheißjob, um den er sich Sorgen machen musste.
    Wilt überlegte, wie lang wohl die Warteliste für die Schrebergärten war.

4
    In North Fenland setzte Lady Clarissa den jungen Mann ab, mit dem sie die Nacht im Black Bear Hotel verbracht hatte, schmiss seine Chauffeurs-Uniform in den Kofferraum des Jaguars und fuhr dann die zwei Meilen nach Sandystones Hall, um Sir George ihre guten Neuigkeiten zu berichten.
    »Du hast was?«, wollte er wissen Er war verärgert, weil er aus einem Nachmittagsschläfchen geweckt worden war.
    »Ich habe Nachhilfe für Edward arrangiert, damit er seinen Abschluss schafft«, sagte sie. »Und außerdem habe ich ein wirklich gutes Altersheim für Onkel Harold gefunden. Es heißt ›Letzter Zapfenstreich‹.«
    »Sehr passend. Und verdammt teuer, nehme ich an. Also, vergiss nicht, dass ich für den Unterhalt des alten Teufels bleche, auch wenn Gott allein weiß, warum. Schließlich ist er dein verflixter Onkel, nicht meiner.«
    »Es besteht absolut keine Notwendigkeit, dass du das bezahlst«, gab sie eisig zurück. »Das

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