Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Henry haut ab: Roman (German Edition)

Henry haut ab: Roman (German Edition)

Titel: Henry haut ab: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
sein, und eh du dich’s versiehst, macht er mit deinem Sohn herum. Ja, behalt ihn besser im Auge.«
    »Ach, mach dich doch nicht lächerlich, George! Selbst wenn Eddie nicht groß genug wäre, um auf sich selbst aufzupassen, nachdem ich Wilts Frau kennengelernt habe, bin ich absolut sicher, dass er nichts dergleichen ist. Sonst hätte sie ihn längst umgebracht. Mit bloßen Händen.«
    Und mit dieser unheilvollen Bemerkung hatte sie ihren Mann zurückgelassen, damit er etwas zum Nachdenken hatte.
    Nun plante Lady Clarissa die nächsten taktischen Schritte, während sie durch den Garten wanderte. Sie hatte es fürs Erste geschafft, Herbs Frau zu beruhigen, und jetzt müsste es ihr eigentlich gelingen, die Dinge im Lot zu halten, wenn sie sie anwies, keinerlei Suppen zu servieren und sich an Wurst und Braten mit Kartoffeln und Gemüse zu halten. Zum Nachtisch waren Reispudding und Tapioka vielleicht keine schlechte Idee; sie wusste, dass Sir George beides verabscheute. Dazu gelegentlich einen Obstsalat, um ihm klarzumachen, dass sie eine richtige Köchin brauchten.
    Je länger sie darüber nachdachte, desto günstiger erschien es ihr, einen weiteren Grund für ihre häufigen Ausflüge nach Ipford zu haben. Sie würde George erzählen, dass es dort eine erstklassige Agentur gab, mit deren Hilfe sie eine wirklich gute Köchin engagieren könnte. In letzter Zeit hatte sie den Eindruck, dass er wegen ihrer Fahrten nach Ipford ein wenig misstrauisch geworden war, und sie konnte nicht riskieren, dass er herausfand, was sie wirklich dort tat. Clarissa lächelte bei dem Gedanken an ihre übliche Suite im Black Bear Hotel.
    Ja, beschloss sie, sie musste bald wieder dorthin, um Onkel Harold im Letzten Zapfenstreich unterzubringen und sich zu vergewissern, dass Mrs. Wilts Mann tatsächlich bereit war, Edward zu unterrichten. Es wäre sogar ein weiterer Vorteil, wenn die Gegenwart eines gebildeten Mannes im Hause dazu beitrug, George etwas weniger reizbar zu machen. Allerdings würde sie Mr. Wilt – wie war doch gleich sein Vorname? Henry? – warnen müssen, die Themen Steuern und Politik um jeden Preis zu vermeiden. Vorsicht war besser als Nachsicht.
    Mit diesem frohen Gedanken kehrte sie ins Haus zurück, um den Schlüssel des leerstehenden Cottages zu holen, in dem sie Wilt und Eva unterbringen wollte. Sie wollte nachsehen, ob es einigermaßen sauber war und keine Fledermäuse oder andere unwillkommene Eindringlinge beherbergte. Zur Sicherheit nahm sie noch ein Notizbuch mit, um aufzuschreiben, was sie eventuell noch kaufen musste. Doch das Haus war in einem guten Zustand und brauchte nur einen Frühjahrsputz. Die Kinder würden sich wohl ein Schlafzimmer teilen können. Eva hatte davon gesprochen, dass sie Töchter im Teenager-Alter hatten. Clarissa hoffte nur, dass sie Edward nicht allzu sehr ablenken würden. Nicht dass er bisher viel Interesse an Mädchen gezeigt hätte.
    Die Wahrheit war, dass er sich bei seinen kurzen Besuchen zu Hause eigentlich für überhaupt nichts besonders interessiert hatte. Abgesehen von einer ziemlich erschreckenden Neigung, Steine nach allem zu werfen, was sich bewegte. Nichts war vollkommen sicher, wenn Edward in der Nähe war, sei es ein kleines Tier oder ein kleines Kind. Es hatte ein paar unglückliche Zusammenstöße mit Leuten aus dem Dorf gegeben, die anscheinend das Argument nicht akzeptierten, dass ihre Kinder selbst schuld waren, wenn sie das Grundstück unbefugt betraten. Eine Menge albernes Getue um im Grunde genommen gar nichts. Was waren denn schon ein paar Stiche hier und da? Und das Kind hatte schließlich vorher auch nicht besonders hübsch ausgesehen.
    Lady Clarissa seufzte, als sie zum Haus zurückging und darüber nachdachte, dass all diese Unannehmlichkeiten hätten vermieden werden können, wenn nur George ein bisschen mehr Anteilnahme an Edward zeigen würde. Im Salon gönnte sie sich erst einmal zwei große trockene Martinis und beschloss dann, den Rest des Tages im Bett zu verbringen, weil sie wusste, dass ihr Mann wie üblich erst spät zurückkommen würde. Gott sei Dank schlief er in einem eigenen Schlafzimmer und war zu alt, um noch sexuelles Interesse an ihr zu hegen.
    In der Oakhurst Avenue Nummer 35 wohnte jemand, der ihre Ansichten über getrennte Schlafzimmer teilte: Henry Wilt. Unter anderem würde das Evas schubweise auftretende und überaus unerwünschte Versuche beenden, ihn durch das, was sie »manuelle Stimulation« nannte, zum Sex zu animieren. Wilt

Weitere Kostenlose Bücher