Her mit den Jungs!
angestiftet habe. Ich hatte den Eindruck, dass du ausgeflippt bist, als du mich mit Carole gesehen hast.«
Micki stellte sich absichtlich dumm. »Welche Carole denn?«
Damians Mundwinkel wanderten nach oben. Er grinste wissend.
»Meine Verabredung von gestern Abend.«
»Verabredung nennt man das jetzt also.« Kaum war es heraus, hätte sich Micki am liebsten die Zunge abgebissen.
Natürlich widerstrebte es ihr, jemandem ihre Selbstzweifel einzugestehen, aber deshalb musste sie Carole doch nicht gleich beleidigen. Sie wusste, sie war bloß eifersüchtig, weil sich Damian offensichtlich für diese ungleich femininere Frau interessiert hatte.
»Nein, es hatte nichts mit deiner Begleiterin zu tun jedenfalls nicht direkt.« Micki betrachtete ihre unlackierten Fingernägel. Dann sprudelte es plötzlich aus ihr heraus: »Ich war schon immer der Wildfang in meiner Familie. Vermutlich, weil mir Onkel Yank so nahe stand. Nach dem Tod meiner Eltern hing ich ihm ständig an den Fersen. Er war für mich eine Art Gott»« Von dem Tag, an dem Yank sie zu sich genommen hatte, war er immer für sie da gewesen, ein Fels in der Brandung, der wichtigste Mensch in ihrem Leben.
Damian nickte verständnisvoll. »Er hat euch bei sich aufgenommen, da ist es doch nur verständlich, dass du ihn angebetet hast.«
»Es war mehr als das. In der Gesellschaft meiner Schwestern konnte ich nie hundertprozentig die sein, die ich wirklich war. Bei Onkel Yank war das anders. Er hat mich von Anfang an verstanden.«
»Deshalb warst du so eine Sportskanone. Aber ich wage zu bezweifeln, dass du bloß ein ganz gewöhnlicher Wildfang warst.« Er wandte den Kopf zur Seite und sah ihr in die Augen. »Du bist nämlich alles andere als gewöhnlich«, sagte er mit rauer Stimme.
Sie schluckte, völlig überrumpelt von seinen Worten und deren sowohl emotional als auch körperlich aufwühlenden Wirkung. »Ich hatte auf jeden Fall das männlichste Vorbild, das man sich vorstellen kann.« Dennoch bedauerte sie ihre Wahl nur höchst selten. Sie betete ihren Onkel nicht nur an, sie liebte ihn auch über alles. »Nur manchmal wünschte ich, ich hätte mir stattdessen Annabelle oder Sophie als Idol ausgesucht dann fände ich es jetzt vielleicht...«
Sie brach ab. Sie hatte bereits zu viel von sich preisgegeben, zumal Damian sich garantiert nicht dafür revanchieren würde, indem er seinerseits dasselbe tat. Er hatte ihr ja bereits klipp und klar zu verstehen gegeben, dass er sich nur mit Frauen abgab, die die Kegeln kannten und akzeptierten. Frauen, die ihm den Abschied nicht unnötig schwer machten.
Sie wussten beide, dass Micki diesbezüglich anders gestrickt war.
Damian umklammerte das Lenkrad und warf einen raschen Seitenblick auf Micki. Der Fahrtwind hatte ihre blonden Locken ordentlich durcheinander gebracht, aber es war nicht die bezaubernd zerzauste Mähne, sondern ihr abruptes Schweigen, das seine Neugier weckte.
»Alles okay?«, erkundigte er sich.
Sie nickte, schien jedoch nicht bereit, den angefangenen Satz zu beenden.
Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie diese rätselhafte Frau eigentlich tickte. Sie konnte lockerflockig in eine Garderobe voller nackter Männer spazieren, doch hinter der rauen Schale steckte ein weibliches Wesen, das sich in seiner Haut sichtlich unwohl fühlte.
Was für eine hochinteressante, widersprüchliche Mischung!
Wenigstens redete sie inzwischen wieder mit ihm. Damian hoffte, dass sich das auch nach seiner nächsten Bemerkung nicht ändern würde. »Ich schätze, du wolltest damit sagen, dass du dir manchmal wünschst, du hättest mehr Zeit mit deinen Schwestern verbracht, weil du dann vielleicht nicht ganz so burschikos und jungenhaft rüberkommen würdest.«
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte sie scharf.
»Ach, du hast da gestern eine Bemerkung in diese Richtung fallen lassen.«
»Kann mich nicht erinnern.«
Und ob du das kannst, dachte er. Du erinnerst dich genauso gut wie ich.
Da kam auch schon sein Anwesen in Sicht. Damian bog in die Privateinfahrt ein, die zu seiner Villa führte und betätigte einen Knopf auf einer Fernbedienung, worauf sich vor ihnen gemächlich zwei schwere Eisentore öffneten. Kaum hatte Damian vor der Haustür angehalten, sprang Micki aus dem Jeep.
Damian hätte das Gespräch gerne fortgeführt, tröstete sich aber mit dem Gedanken, dass bestimmt auch später noch reichlich Zeit sein würde, um ihr Fragen zu stellen. Falls sie nicht doch noch kniff und gleich morgen nach Hause
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