Her mit den Jungs!
flog - eine Vorstellung, die ihm mit einem Mal ganz und gar nicht mehr behagte.
Micki begutachtete Damians große Küche, die das Zentrum des Erdgeschosses zu sein schien. Auf der einen Seite erstreckte sich eine Arbeitsfläche, auf der anderen eine Bar mit mehreren Hockern. In der Mitte befand sich ein großer Tisch, an dem ohne weiteres sechs Personen Platz fanden. Etwas abseits gab es auch eine gemütliche Sitzecke mit einem Flachbildschirm-Fernseher, auf den man von überall in der Küche freie Sicht hatte.
Damian warf seine Schlüssel auf den Tresen und ging zum Anrufbeantworter, an dem ein rotes Lämpchen blinkte. Er drückte einen Knopf, worauf eine elektronische Stimme ihn informierte, es seien sieben Nachrichten für ihn eingegangen.
»Hallo, hier ist Ronnie. Ich wollte nur mal hören, ob du auch gut angekommen bist. Ruf mich zurück, ja?«
»Ronnie ist meine jüngste Schwester«, erklärte Damian, ohne gefragt worden zu sein.
»Hi, Damian, hier ist Brenda. Wir machen uns Sorgen um dich und dein Handgelenk. Melde dich.«
Micki bedachte ihn mit einem forschenden Blick.
»Meine mittlere Schwester.« Er verdrehte mit milder Enerviertheit die Augen.
»Ich bin‘s, dein Vater. Deine Mutter macht mich noch verrückt. Sie ruft schon den ganzen Tag im Stundentakt bei dir an, obwohl ich ihr mindestens hundert Mal erklärt habe, dass du erst am späten Nachmittag ankommen wirst. Melde dich, bevor sie mich völlig in den Wahnsinn treibt. Autsch. Jetzt zwickt mich dieses verrückte Weibsbild auch noch. Also, würdest du bi- « Es piepste; er musste das Zeitlimit überschritten haben.
Micki lachte.
»Onkel Damian, du musst mir helfen!«, jammerte als Nächstes eine Mädchenstimme. »Ich bin mit einem Jungen zum Kino verabredet, aber stell dir vor, Mom lässt mich nicht hingehen. Sie ist so was von altmodisch! Du musst mit ihr reden, BITTE!«
Damian schüttelte den Kopf. »Das ist Melanie. Sie ist sechzehn, wäre aber gern schon sechsundzwanzig.«
»Hallo, Kleiner; ich bin‘s, Marissa. Meine lieben Töchter machen mich noch fertig. Die eine will unbedingt ausgehen, die andere verbarrikadiert sich in ihrem Zimmer. Wir sind heute Abend zu Hause. Ruf an und erzähl, wie es deiner Hand geht.«
Damian raufte sich die Haare und wandte sich ab, zunehmend peinlich berührt in Anbetracht der nicht enden wollenden Reihe von Nachrichten, aber keineswegs verärgert darüber, wie Micki feststellte, als die nächste Frauenstimme ertönte.
»Hier ist noch einmal Ronnie. Ich habe dir dein ›Mir geht es gut‹ neulich nicht abgekauft. Ich weiß doch, wie sehr es dich beunruhigt und aufregt, dass du nicht spielen kannst. Ruf mich zurück, ja?«
Es piepste noch einmal und eine etwas ältere Frauenstimme meldete sich zu Wort: »Hallo, mein Schatz. Du könntest dich bei Gelegenheit mal bei deiner Mutter melden.« Dann verkündete der Anrufbeantworter: »Sie haben keine weiteren Nachrichten.«
Micki unterdrückte ein Lachen und stellte fest: »Du kannst froh sein, dass du so eine tolle Familie hast.« Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie dankbar sie war, dass sie ihre Schwestern, ihren Onkel und Lola hatte. Keiner der vier konnte ihre Eltern vollkommen ersetzen, aber ohne sie wäre sie verloren.
Damian begegnete über die Schulter hinweg ihrem Blick.
»Ich weiß, aber es ist eigentlich ein wahres Wunder, dass ich nicht vom anderen Ufer bin. Ich meine, welcher normale Mann, der unter so vielen Frauen aufgewachsen ist, sucht als Erwachsener die Gesellschaft von noch mehr Frauen?« Er schenkte ihr sein charmantestes Grinsen.
Es fehlte nicht viel und Micki wäre dahingeschmolzen. Sie hätte ihn von Rechts wegen hassen müssen, aber je näher sie ihn kennen lernte, desto mehr beeindruckte er sie.
Auch sein Haus gefiel ihr sehr. Die Inneneinrichtung verströmte ebenso viel Wärme wie Damian selbst. Sie schien nicht von einem professionellen Dekorateur zu stammen. Vielmehr kam es ihr so vor, als zeichneten seine Schwestern für die Kombination aus neutralen Farben und persönlichen Details da und dort verantwortlich. Die Tatsache, dass er sich von ihnen in derart persönlichen Angelegenheiten beraten ließ, sprach in Mickis Augen Bände, was seine Persönlichkeit betraf.
Dass er den dreien selbst jetzt noch so viel Platz in seinem Leben einräumte, nachdem er seine ganze Kindheit und Jugend inmitten dieses Rudels von Frauen verbracht hatte, hielt Micki für ein Wunder. Es überraschte sie nicht, dass Damian und Onkel Yank sich
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