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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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vom Tod meiner Schwiegermutter, davon, dass man mir die Schuld daran gab. Ich berichtete von den bösen Blicken, dem Spießrutenlauf durch meine Stadt.
    »Mein armes Herz!«, sagte Christian. »Und das alles meinetwegen.«
    Ich nahm einen Schluck Wein und sah ihn verzweifelt an: »Ich habe das alles nicht mehr ausgehalten. Es kam der Punkt, wo ich einfach nur noch weg wollte. Sophie hat mich schließlich überredet.«
    »Und dein Mann? Weiß er, dass du hier bist?«
    »Nein, er denkt ich bin auf einem Seminar.«
    »Und die Kinder?«
    »Die sind bei Sophie. Mein Au-pair-Junge auch. Für ein paar Tage ist das schon okay.«
    »Du kannst froh sein, dass du Sophie hast. Und deinen Caspar. Ein feiner Kerl übrigens! Deine einzigen Verbündeten.«
    »Fast!«, sagte ich und schaute ihn vielsagend an. Nach einem tiefen Seufzer fragte ich: »Wie soll es jetzt weitergehen? Was ist dein Plan?«
    »Na, für den Moment hätte ich da schon eine Idee …«
    Christian strich mir ganz sanft über die Wange und fuhr mit dem Daumen meine Lippen nach. Sie kribbelten wie tausend Stecknadeln.
    »Ich bin nämlich auch nur ein Mann, weißt du …« Mein Blick folgte dem seinen zur Matratze vor dem Kamin.
    »Und ich nur eine Frau«, flüsterte ich heiser. »Es ist nur ein bisschen kalt hier …«
    Christian nahm ein paar Scheite und warf sie ins Feuer. Schlagartig wurde es heiß. Richtig heiß. Christian zog mich an sich, bedeckte mich mit zärtlichen Küssen. Ich fühlte mich nicht bedrängt, nicht überfallen, nicht in der Pflicht, die Sache irgendwie zu Ende zu bringen. Ich ließ meine Jacke von den Schultern gleiten und achtlos zu Boden fallen.
    »Ich male es mir schon die ganze Zeit aus«, murmelte Christian, während er mich sanft auf die Matratze zog. »Ich habe jede Sekunde an dich gedacht.«
    »Und ich an dich! Kommen wir dafür in die Hölle?«
    Er sah mich durchdringend an: »Wenn wir gemeinsam dort landen, kann es so schlimm nicht werden! Liebste, lass dich einfach fallen!«
    Und das tat ich dann auch.
    Sieben verhaltene Glockenschläge drangen an mein Ohr. Vorsichtig schlug ich ein Auge auf, in Erwartung des Heilewelter Kirchturms und der grauen Reihenhäuser des Borkenkäferweges vor dem Schlafzimmerfenster. Aber ich lag wirklich auf der schmalen Matratze vor dem Kamin in Sophies Hütte. Vor dem Fenster wogten dunkelgrüne Tannen im Wind, und ein Kahn schaukelte auf den Wellen. Christian hantierte bereits fröhlich pfeifend am Herd und brutzelte Eier mit Speck. Ein verführerischer Duft zog mir in die Nase. Als Christian merkte, dass ich wach war, kam er mit einer Tasse Kaffee zu mir, beugte sich zu mir hinab und reichte sie mir lächelnd. Der Kaffee duftete betörend. Er war heiß und stark. Sehnsüchtig zog ich Christian zu mir herunter. Wir liebten uns ausgiebig und zärtlich, fühlten uns wie im siebten Himmel. Bis mein Handy in der Handtasche »Halleluja« sang. Nanu! Wieso hatte mein blödes Handy hier Empfang? Handys haben nur Empfang, wenn man sie gerade nicht braucht!
    Christian griff in meine Handtasche, die neben meinem Kopfkissen stand, und reichte es mir. »Geh dran!«, sagte er. »Es könnten deine Kinder sein.«
    Mit einem Blick auf das Display stellte ich fest, dass es Caspar war, und nahm den Anruf entgegen.
    »Wie geht es dir?«, fragte Caspar mit seinem süßen Akzent. »Bist du gut gekommen?«
    Ich musste lachen. »Ja, doch. Danke der Nachfrage.«
    Christian grinste ebenfalls. Fürsorglich stopfte er mir das Kissen in den Rücken.
    »Und bei euch? Alles in Ordnung?«
    »Ich habe gebrochen«, sagte Caspar mit ungewohnt näselnder Stimme.
    »Oh! Hast du was Falsches gegessen?«
    »Nase gebrochen.«
    Erschrocken setzte ich mich auf. »Was ist passiert?«
    »Wir sind gestern auf Sophies Trampolin herumgesprungen, und ich bin gegen einen Pfosten gehüpft. Es tut mir furchtbar leid, aber ich bin im Krankenhaus.«
    »Nein!«, heulte ich auf. »Bitte, Caspar, sag, dass das nicht wahr ist!«
    »Leider wahr. Aber Sophie sagt, sie schafft das auch allein, und du sollst ruhig bleiben. Sie hat mir verboten, dich anzurufen, aber ich denke, ich muss dir die Wahrheit sagen.«
    Ich fuhr mir hilflos über die Stirn: »Natürlich, Caspar. Ich danke dir. Ähm … wie lange musst du im Krankenhaus bleiben?« Ich presste die Lippen zusammen, so schäbig kam ich mir vor.
    »Leider auch noch Schläfe geprellt und Schulter ausgekugelt«, sagte Caspar.
    »Tut es sehr weh?«, sagte ich verzweifelt.
    »Stehe unter Schmerzmitteln«,

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