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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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Mädchen.
    Ich war erschöpft bis zum Umfallen, aber auch glücklich wie schon lange nicht mehr. Die Lichter des Weihnachtsbaums verschwammen vor meinen Augen, als mir Tränen der Dankbarkeit und Erleichterung kamen. Immer wieder drückte ich die Hände meiner lieben Mitwirkenden, und ganz besonders drückte ich die Hand von Christian Meran. Ich umarmte meinen Flötisten noch ein letztes Mal herzlich, und dann ging endlich der Vorhang zu.
    Hunderte von aufgeregten Kinderbeinen trappelten ins Foyer, wo es bereits verführerisch nach Gerngroß’ frischen Krapfen duftete. Bald war ich von allen möglichen Eltern umringt. »Ja, Ihre Klara hat das großartig gemacht, Herr Doktor Heimschmidt. Nächstes Jahr kann sie sicherlich schon die erste Geige spielen.« »Danke, dass Sie mir Ihren Sohn für das dritte Horn zur Verfügung gestellt haben, Frau Apothekerin. Ich weiß, er hätte eigentlich heute Nachtdienst gehabt.« »Ja, Mäuschen, dein Bild vom Wolf und den Jägern war das allerschönste! Hast du gesehen, wie groß wir es auf die Leinwand geworfen haben, als die Pauken die Schüsse spielten? Und bist du denn noch gar nicht müde?« »Auf Wiedersehen, Herr Bürgermeister. Ja, ein Foto. Mit Ihrer Gattin. Gern.« »Sie haben recht, Herr Stadtrat, der Wiener Philharmoniker war ein Glücksgriff. Es ist der Heilewelter Sparkasse zu verdanken, dass wir es geschafft haben, den zu bekommen! Ja, vielen Dank, ich werde es ausrichten!«
    Natürlich kam jetzt auch der Bäckermeister auf mich zugestürzt, bevor ich es in meine Garderobe schaffte. »Was ist jetzt, Lodda? Was sagt der Wiener Philharmonigä zu meiner Vicki?«
    »Er sagt, deine Vicki hat das hervorragend gemacht! Sehr weicher Ton, und den Rhythmus exakt getroffen! Für eine Zwölfjährige sehr beachtenswert.«
    »Du weißt, was ich mein! Die Weltkarriere! Ich hab des ZDF schon angerufen und einfach mal den Hörer draufgehalten, als die Vicki dran war …«
    »Später, Gerngroß, später.« Der hatte sie doch nicht alle! Meine eigenen überdrehten Kinder hingen an meinem Rockzipfel: »Mami, Mami, dürfen wir Krapfen?« Und Jürgen hielt mit seiner Videokamera auf uns drauf. »Toll gemacht, meine rattensch… ähm … Supermutter, ganz toll!« Ich war ihm dankbar, dass er das peinliche Adjektiv in diesem Rahmen wegließ. Zumal meine Eltern in Hörweite standen. In diesem Moment platzte mit lautem Knall auch schon der erste Sparkassenluftballon.
    »Der Wolf ist tot, hahaha!«, rief irgendein Witzbold mit einem Bier in der Hand.
    Ich presste die Blumen an meine Brust und sehnte mich plötzlich auch nach einem großen Bier. Ich war am Verdursten. Vor dem Konzert hatte ich vorsichtshalber nichts mehr getrunken – es hätte keinen guten Eindruck gemacht, wenn die Dirigentin mal schnell zum Pipimachen verschwunden wäre! Aber jetzt hatte ich einen ganz trockenen Mund.
    Die Leute drängten sich bereits um die Getränkestände, plauderten, winkten, lachten und riefen einander Glückwünsche zu. Einige waren dabei, ihren Nachwuchs schon wieder warm einzupacken.
    »Vergiss nicht, allen Kindern zum Abschied einen Luftballon in die Hand zu drücken«, raunte Jürgen mir verschwörerisch zu. »Und lass den Eltern gegenüber ganz unauffällig das Wort Bausparvertrag fallen! Das ist das Mindeste, was du jetzt für mich tun kannst!«
    Herrje, ich kam mir schuldig vor. Andererseits wollte ich in diesem Moment einfach keine Werbung für seine Sparkasse machen! Ich wollte nur kurz meine Ruhe! Nur ganz kurz!
    »Lodda, was ist jetzt mit meiner Vicki? Der Flötenspieler! Was sagt er? Wo ist er? Kann ich ihn jetzt endlich in Ruhe sprechen? Er hat es versprochen!«
    »Jetzt nicht, Gerngroß! Später!« Suchend schaute ich mich um.
    »Nein, ich lass dich nicht davonkomme! Des Konzert is vorbei! Ich hab mich taktvoll zurückgehalten!« Das meinte er ernst! Gerngroß und taktvoll! »Ich will den Flötenspieler sprechen!«
    »Ich glaube, er ist schon abgereist«, sagte ich müde. Hoffentlich war dem so, in seinem eigenen Interesse. In meinem leider nicht. Ich hätte mich so gern noch von ihm verabschiedet. Und bedankt. Und noch einmal tief in seine braunen Augen geschaut.
    »Das geht nicht, Lodda! Du hast es mir versprochen! Was meinst du, warum ich die gefräßige Meute hier gratis mit Krapfen vollstopf? Eine Hand wäscht die andere!«
    Ich versuchte, ihn zu überhören, und drehte mich selbst suchend um. War Christian wirklich schon gefahren? Ich spürte so ein merkwürdiges Ziehen.
    »Du musst

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