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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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Luftballons mit der soliden Aufschrift, Lotta! »Wir sichern Ihren Kindern eine Zukunft.« Ich war wieder in Heilewelt. Und da gehörte ich hin.
    »Also, um diesem unerfreulichen Gespräch ein Ende zu bereiten«, sagte ich und lenkte unsere Schritte wieder in Richtung Borkenkäferweg, wo vier Großeltern, drei Kinder und ein schiefer Weihnachtsbaum auf uns warteten: »Ich hatte vor dem Konzert keinerlei Kontakt zu Christian Meran und werde auch jetzt keinen mehr zu ihm haben. Ich fand ihn nett und habe mich zugegebenermaßen ein bisschen herzlicher bei ihm bedankt, als das üblich ist. Und dafür möchte ich mich bei dir entschuldigen.« Ich hakte mich bei Jürgen unter und drückte versöhnlich seinen Arm.
    »Du gibst es also zu.«
    »Ja, ich gebe es zu.«
    »Was gibst du zu? Dass du in ihn verliebt bist?«
    »Nein, dass ich da einen Schritt zu weit gegangen bin. Ich hatte mich einfach nach ein bisschen Zuwendung gesehnt.« Die Worte waren heraus, bevor ich es verhindern konnte. Ich schaute zu ihm hoch und strich mir die widerspenstigen Haare aus dem Gesicht, die mir bei dem feuchten Wetter schon wieder in den Augen hingen.
    »Ach so! Und bei uns kriegst du die nicht?!«
    Inzwischen standen wir schon mit Leffers vor unserem Gartentor. Jürgen zeigte vorwurfsvoll auf unser Doppelhaushälfte-Kleinod mit den vergitterten Fenstern im Erdgeschoss. »Da drin warten deine Eltern, die alles für dich tun. Deine Schwiegereltern, die dich vergöttern, und deine drei Kinder, die dich brauchen. Von mir ganz zu schweigen! Heiraten wollte ich dich!« Ihm brach die Stimme. »Aber du wirfst dich in die Arme eines anderen. Knutschst im Parkhaus herum, während ich dich im Foyer verzweifelt suche und mich zum Affen mache.« Er schniefte schon wieder: »So ist es also um unsere Beziehung bestellt. Na toll. Frohe Weihnachten!«
    Jürgen sah aus wie ein riesengroßer beleidigter Junge.
    »Hör mir zu, Jürgen! Bitte!« Hach! Hatte ich denn gar kein Taschentuch mehr? Doch, hier in der hintersten Manteltaschenecke fand ich noch ein zerfriemeltes. Das war mindestens schon dreimal in der Reinigung. Ich hielt es ihm hin. Er nahm es und zerpflückte es vollends. Was sollte ich denn noch sagen? Also noch mal von vorn. Gebetsmühlenartig. »Ich war nach dem Konzert sehr erschöpft, wollte einen Moment für mich sein und weder von diesem Bäckermeister belabert werden noch deine Sparkassenluftballons verteilen«, versuchte ich mich zu rechtfertigen.
    »So! Aber mein Geld konntest du gut gebrauchen!« Jürgens Stimme schwankte schon wieder bedenklich. »Ich möchte mal wissen, wieso ich mich von Imke habe scheiden lassen, wenn mir ein paar Jahre später das Gleiche wieder passiert!«
    »Aber das ist doch völliger Blödsinn! Wie kannst du mich nur mit deiner geldgierigen Imke vergleichen?« Jetzt stampfte ich wütend mit dem Fuß auf. Leffers fing sofort an zu kläffen. »Du hast mir das Geld nicht gegeben, damit ich damit shoppen gehe, sondern als Kredit für die städtische Musikschule!«, regte ich mich auf.
    »In der du andere Männer küsst!«
    »Jürgen«, versuchte ich es noch einmal mit Ruhe und Gelassenheit. »Ich habe dir das erklärt und mich entschuldigt. Können wir jetzt bitte wieder reingehen?«
    »Versprich mir, dass du ihn nie wiedersiehst«, beharrte Jürgen und packte meine Handgelenke. Automatisch ballte ich die Hände zu Fäusten. »Versprich es.«
    »Ja, gern!«, sagte ich leichthin. »Ich sehe ihn nicht wieder.«
    Schade!, dachte ich. Ich hätte ihn gern für nächstes Jahr wieder engagiert. Für »Carmina Burana«. Aber bis dahin würde sich Jürgen bestimmt wieder abgeregt haben …
    »Schwör es!«
    »Na gut, ich schwöre.« Unwillkürlich kreuzte ich Zeige- und Mittelfinger.
    »Beim Augenlicht deiner Kinder.« Jürgens Gesicht kam gefährlich nahe an meines heran. Der Tropfen an seiner Nase wurde lang und länger. Gleich würde er sich abseilen. Aber das Augenlicht meiner Kinder wollte ich weiß Gott nicht bemühen.
    »Kinder, kommt doch rein!«, rief die gutmütige Lene von drinnen. Sie versuchte, die Haustür zu öffnen, schaffte es aber nicht, den Schlüssel herumzudrehen. Ungeschickt fummelte sie am Schloss herum, bis die Alarmanlage losging und mit dem hysterischen Leffers um die Wette heulte.
    »Was MACHST du denn! Du machst ja die HAUSTÜR kaputt«, hörte ich Opa Walter schimpfen. »Du bist aber auch zu nichts zu gebrauchen!«
    »Macht doch die ALARMANLAGE aus!«, hörte ich Opa Dietrich verzweifelt flehen.

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