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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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knapp. Aber das war doch völlig undenkbar, ausgeschlossen! Wenn Jürgen doch nicht so auf diesem Thema herumhacken würde! Ich sehnte mich nach Alleinsein, Stille, Nachdenken. Am liebsten wäre ich einfach davongerannt, aber das ging natürlich nicht. Nicht zuletzt, weil mich der verhaltensgestörte Köter mit seiner Leine regelrecht gefesselt hatte.
    »Warum sagst du nichts?«
    »Was soll ich denn sagen?« Ich versuchte, mich zu befreien. »Du glaubst mir ja doch nicht!« Wütend funkelte ich ihn an. Warum hielt ER nicht die Leine und kämpfte mit diesem störrischen Vieh? Es war doch der Hund SEINER Eltern! Typisch. Wieder mal Frauensache.
    »Der VOGEL! Der kleine Vogel geht dir im Kopf herum!« Seine Augen loderten.
    Ich ahnte schon, was gleich kam, und beschwor ihn innerlich, es nicht auszusprechen: »Am liebsten hättest du sofort mit ihm gevögelt, nachdem er so gut den VOGEL gespielt hat! Gell?! Gib’s doch zu!«
    Schamesröte schoss mir ins Gesicht. »Du hast recht!«, stieß ich mit hochroten Wangen hervor. »Im Parkhaus. Auf der Treppe. Das ist nämlich genau meine Art!«
    Jürgen raste mittlerweile vor Eifersucht. Würde er mir jetzt eine kleben?
    »Das gibst du also zu? So leicht bist du rumzukriegen? Nur weil dir einer schöne Augen macht und dir ein Bier reicht? Der weiß halt, welche Töne er flöten muss, um naive Landfrauen zu beeindrucken. Ich selbst bin einfach zu ehrlich für so was!«
    »Jürgen, ich …« Ich hätte jetzt auch gern mal entschieden mein Veto eingelegt, aber das war sein Text. Frauen entschuldigen sich lieber.
    »Es tut mir alles so leid! Trotzdem: Du steigerst dich da echt in was rein!«
    »Ein gewisser Herr hat alles mit eigenen Augen gesehen! Und ausgerechnet an Heiligabend muss ich das erfahren. Das ist wirklich zum Weinen!«
    »Ein gewisser Herr hat auch einen Charakter zum Weinen!«
    »DU musst gerade von Charakter sprechen!«
    »Ja, ja. Es tut mir leid. Du tust mir leid. Ein gewisser Herr tut mir leid.«
    Ehrlich gesagt, hielt sich mein Mitleid in Grenzen. Wut mischte sich mit Verachtung für alle selbstmitleidigen und größenwahnsinnigen Idioten dieser Welt.
    »Du hast dich also in diesen Flötisten verliebt.« Jürgens Stimme bebte. »Du bist also bereit, unsere Familie zu zerstören.«
    Ich sah sein Gesicht im fahlen Schein der Straßenlaterne. Es war bleich und wächsern.
    »Schwachsinn!«, schnaubte ich. »Außerdem ist er verheiratet.«
    »So! Da hast du dich bereits erkundigt? Nach deinen Chancen?«
    »Nein. Er hat es mir erzählt und mir ein Foto von seiner Frau gezeigt.«
    »Und das schreckt dich nicht ab? Du küsst einen VERHEIRATETEN Mann?«
    Ja, dachte ich schuldbewusst. Lieber einen verheirateten Prinzen aus dem fernen Märchenland als einen unverheirateten Frosch aus dem heimischen Tümpel. Es war ja auch nur einmal. Ein kurzer, flüchtiger … Abschiedskuss. Aber das zählte nicht für den verletzten Jürgen, der sich wie ein Trottel vorkam und auch so benahm. Da fiel mir etwas ein. Zu meinen Gunsten.
    »Du warst doch SELBST verheiratet, als wir uns kennenlernten!« Ich versuchte es mit einem versöhnliches Lachen. »Weißt du noch? Ich kam mit Oma Margot in deine Sparkasse, um einen Kredit zu beantragen. Und du meintest, wir sollten das alles bei einem Abendessen zu zweit besprechen. Noch am selben Abend hast du mich geküsst. Obwohl du noch verheiratet warst!« Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus wie bei einer eifrigen Schülerin, der ganz plötzlich ihr Text wieder eingefallen ist. Ja, und ich hatte ihn zurückgeküsst. Bei so einem Kredit mit so günstigen Zinsen …
    »Also gegen diesen Vergleich verwahre ich mich entschieden«, empörte sich Jürgen. »Ich hatte damals längst beschlossen, mich scheiden zu lassen. Die Anwälte saßen schon in den Startlöchern.«
    Tja, das konnte ich von meinem Christian nun wirklich nicht behaupten. Der hatte mir keinerlei Scheidungsabsichten mitgeteilt, im Gegenteil. Er hatte mir ganz stolz Fotos von Frau und Kindern gezeigt. Das war nun wirklich ein ganz klares Signal gewesen: Wir sind eine glückliche Familie. Eine uneinnehmbare Bastion. Da fährt die Eisenbahn drüber. Und der Kuss war … nun ja, versehentlich inniger als geplant. Jeder Spatz findet mal ein Korn. Oh Gott, dieser Kuss. Wie Gretchen am Spinnrad fühlte ich mich. »Sein Händedruck, und ach, sein Kuss!« Meine Verliebtheit füllte mich aus wie Helium Jürgens Luftballons. Ich durfte nicht mehr an Christian denken. Denk lieber an die

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