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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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»Dieser LÄRM!«
    »Bringt den Köter zum Schweigen!«, keifte Oma Margot. »Am HEILIGEN ABEND! Was sollen denn da die NACHBARN denken!«
    Tja, Frau Ehrenreich. Bei uns ist immer was los.
    Ich wollte schnell hineinschlüpfen und dem peinlichen Lärm ein Ende bereiten.
    »Beim Augenlicht deiner Kinder!«, beharrte Jürgen und presste meine Fäuste gegen seine Brust.
    »Nein! Lass mich los! Spinnst du? Ich habe es versprochen und damit BASTA!«, zischte ich, als wir auch schon wieder im Hausflur standen.
    »Na, Kinderlein, habt ihr euch schön ausgesprochen?« Opa Walter zwinkerte verständnisvoll mit den Augen. »Gell, Kleines?« Er tätschelte mir gönnerhaft die Wange. »Lebensfreude ist das Wichtigste. Und die gibst du dem Jürgilein mit deiner frischen, herzlichen Art. Du bist die Sonne in seinem Leben.«
    »Mama! Papa! Wo wart ihr denn? Wir wollen endlich die Bescherung!«, maulten die Kinder
    »Erst wird gegessen. Wascht euch die Hände, und der Opa liest aus der Bibel!« Oma Margot knallte den Suppentopf auf den Tisch. »Das gilt auch für Sie«, herrschte sie den armen Caspar an. »Oder kennen Sie keine Bibel, da wo Sie herkommen?«
    Wir nahmen uns an den Händen und beteten: »Komm, Herr Jesus, sei unser Gast, und segne, was du uns bescheret hast.«
    Leffers verzog sich vorsichtshalber unter den Tisch. Er wollte nicht gesegnet werden.

ANITA
    »Na, Kindchen? Frohe Weihnachten!« Ursula Kobalik stand mit einem Päckchen in der Verandatür und wollte mir schon wieder das Sakrament ihrer Anwesenheit spenden. Sie schaute irritiert auf mich herunter: »Wat machste denn da?«
    »Pilates.«
    »Aber doch nicht an Weihnachten?« Ursula Kobalik stieg über mich drüber, die ich auf meiner Gymnastikmatte lag und gerade mit eingezogenem Bauch die gestreckten Beine kreisen ließ.
    »Warum nicht?«, keuchte ich, stur weiterkreisend. Schweißtropfen standen mir auf der Stirn. Ich war ungeschminkt und hatte strähnige Haare. Vielleicht würde sie wieder gehen.
    »Ja, ist denn dein lieber Gatte immer noch nicht da?«
    »Doch. Er war da, ist aber schon wieder weg.« Tja, gestern am Heiligen Abend war er noch mal spazieren gegangen, und heute Morgen war er entweder noch nicht da oder nicht mehr. Ich hatte einen Kater und versuchte gerade, ihn wegzuturnen. Wütend trat ich in die Luft.
    »Dass der aber auch immer seine schöne Frau alleene lassen muss. Hoffentlich lohnt sich det. Aber eena muss ja det Haus hier abbezahlen, wa.«
    Ursula wuchtete das Päckchen auf den Tisch und starrte einen Moment in den Fernseher, wo Barbara Becker mit ihrer Trainerin Tanja anmutig vorturnte. »Det sieht ja abartig aus! Wozu machste det denn?«
    »Das tut mir wahnsinnig gut!« Ich richtete mich auf und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Es hatte keinen Zweck weiterzuturnen, denn Ursula Kobalik machte keine Anstalten, sich wieder zu empfehlen. Es war mir peinlich, im Sport-BH und knappen Höschen vor ihr auf dem Boden zu liegen wie ein Marienkäfer. Das war dann doch ein bisschen zu intim. Aber weil ich so geschwitzt hatte, hatte ich leichtsinnigerweise die Terrassentür offen gelassen. Da hatte sie gleich Lunte gerochen und war rübergewatschelt. Wie die neugierige Ente aus »Peter und der Wolf«. Warum hatte ich auch das Gartentor offen gelassen?
    »Mach du nur weiter, lass dich nicht stören«, sagte Ursula Kobalik zwar, meinte es aber nicht so. Wenn doch zufällig ein Wolf vorbeikäme und sie fräße! Dann könnte sie in seinem Bauch weiterquaken. »Nütztn det wat?« Sie griff nach der DVD-Hülle und musterte das Cover.
    »Ja, also mir schon.« Ich rollte die Matte zusammen und stellte sie in die Ecke. »Danach fühle ich mich immer viel besser.«
    Das könnte dir auch nicht schaden, dachte ich mit einem Seitenblick auf ihre wogende Fülle. Dann hättest du auch nicht mehr solche Langeweile.
    Ursula Kobalik öffnete den Kühlschrank, entnahm ihm eine Flasche Champagner und ließ sich schnaufend in meinen Fernsehsessel fallen. »Aber det jeht ja jaaanich! Det der Kerl dich sogar heute alleene in deim eijenen Saft schmorn lässt. Ist doch Weihnachten!«
    Na ja, in seinem Saft hatte eher ICH ihn schmoren lassen. Gestern. Keine Ahnung, was da in mich gefahren war. Ich schüttelte den Kopf.
    »Er ist schon wieder auf einer Probe.« Das Glas Champagner, das sie mir reichte, lehnte ich ab. »Du weißt ja – das berühmte Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker!«
    »Ach ja, klar, da gehen wir ja ooch hin.« Sie trank einen Schluck.

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