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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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bereits nachschenkte und die Flasche auffordernd in meine Richtung hielt.
    »Fahrt ihr mal schön nach Hamburg und schaut das Musical! Dann bist du überhaupt nicht zu Hause, wenn er seine Sachen holt. Wir geben ihm jar keene Gelegenheit, dich noch mal zu bequatschen.«
    Nein. Die sollte er in der Tat nicht bekommen. Eine Woche nach dem Anruf dieses Herrn Immekeppel aus Heilewelt war mein Leben mit Christian endgültig vorbei. Während ich Chris tians Tennissachen in den Altkleidersack stopfte, überlegte ich fieberhaft, zu welchem Zeitpunkt ich eine Chance gehabt hätte, diesen Tsunami noch aufzuhalten. Aber mir fiel keiner ein.
    Der Hausmeister der Kobaliks, Jarek, hatte mit ein paar anderen Polen Christians gesamtes Arbeitszimmer ausgeräumt und seinen Computer, seine Bücher, seine Noten und Akten weggeschleppt. Sie standen abholbereit in der Garage. Olga, die Putzfrau, beseitigte flink und lautlos all seine Spuren. Seine Toilettenartikel waren aus dem Bad verschwunden, und es roch überall nach Desinfektionsmitteln, wie im Krankenhaus. Bald roch nichts mehr nach ihm, und das war gut so.
    »Kiek ma, wat die Olja gefunden hat!« Ursula Kobalik kramte in ihrem Gewand und hielt mir eine Packung Kondome unter die Nase.
    »Det hat der liebe Christian auch gehortet. In DEINEM Haus. Im Bad, wenn du es genau wissen willst. Damit er dich jederzeit betrügen kann.« Sie sah mich durchdringend an: »Det zeige ich dir bloß, damit du keine Zweifel kriegst.« Sie tätschelte mir mitfühlend den Arm: »Du hast die richtige Entscheidung getroffen, Kleene. Wir konnten det einfach nicht länger mit ansehen!«
    Es tat weh. Es tat so weh. Verletzt sank ich auf das Bett und zog die Beine an. Wie ein verwundeter Igel rollte ich mich ein und fuhr meine Stacheln raus. Da hatte Christian tatsächlich Kondome bei uns im Haus aufbewahrt?
    »Aber warum habt ihr mir das alles nicht schon viel früher gesagt?«
    »Wie der Wolfjank schon sachte: Wir wollten dich schonen.« Sie klopfte mit der Hand auf die Tagesdecke: »Komm mal her zu mir, Kleene.«
    Sie zog mich an sich, und ich verlor fast das Gleichgewicht. Eine schwere Parfumwolke hüllte mich ein, ich fühlte mich wie ein Kind in den Armen seiner Großmutter. Alles war gut und konnte nur noch besser werden.
    »Als wir euch kennenlernten, damals in Thailand, in dem Orient-Hotel an der Bar, wo der Wolfjank eine Runde nach der andern geschmissen hat, da haben wir euch beobachtet: Der Christian, der machte den dicken Macker. Wie er da auf seiner Flöte improvisiert hat mit dem Jazzpianisten! Der hatte das Publikum für sich einjenomm und stand total im Mittelpunkt. Und du, kleene Prinzessin, hast janz bescheiden am Rand gesessen mit deinem stillen Wasser und ihn angehimmelt. Obwohl er anderen weiblichen Wesen schöne Augen machte.«
    »Echt? Wirklich? Da schon?« Ich rückte ein Stück von ihr ab. Das tat alles so weh! Hatte ich es wirklich nicht gemerkt? Oder wollte ich es einfach nicht merken?
    »Ja, der Blendax-Män.« Ursula Kobalik lachte. »Seitdem haben wir den Christian heimlich so genannt, der Wolfjank und ich. Dabei hat er ja wirklich Charme! Det wollnwa ja nicht abstreiten! Bestimmt hat er dir das Blaue vom Himmel versprochen.«
    »Na ja, er hat …«
    »Treue hat er dir geschworen.« Sie seufzte abgrundtief. »Aber der Schein trügt! Auch mein erster Mann hat mich betrogen! Und eener andern ein Kind jemacht.«
    »Wirklich? Das wusste ich ja gar nicht …«
    »Nee, Kindchen, det hängt man als betrogene Ehefrau ja auch nicht an die große Glocke.«
    Sie trank noch einen Schluck Champagner und betrachtete nachdenklich das Glas:
    »Ick hab mich so jeschämt! Jeder hat es jewusst, nur ick nich. Kannste dir det vorstellen?«
    »Und was hast du damals getan?« Atemlos starrte ich sie an.
    Sie verzog unwillig den Mund: »Ick hab dann meine Rosie genommen und bin Hals über Kopf abgehauen, hab nüscht mitjenomm aus dem Haus, noch nicht mal einen Teller oder ein Handtuch. Ich hab ihm das Feld kampflos überlassen, aber det war ein fataler Fehler! DER hätte ausziehen müssen, nicht ich!« Sie zog sich ihre wallenden Gewänder über dem Busen glatt und stopfte sich Christians Kopfkissen in den Rücken, um bequemer sitzen zu können. »Ick hab mit meiner Rosie zur Miete gelebt und bin als Sekretärin gegangen.« Sie stieß ein verächtliches Schnaufen aus. »Ick könnt mir heute noch in den Hintern beißen.« Sie trank ihr Glas auf einen Zug aus. »Na ja. Im Nachhinein ist man immer

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