Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
Vom Netzwerk:
habe ihn in den Wind geschossen! Jetzt ist er wieder auf dem freien Markt. Passen Sie gut auf Ihre Frau auf, Herr Immekeppel! Hoffentlich haben Sie die wenigstens zurückpfeifen können. Aber lassen sich Frauen von heute eigentlich noch zurückpfeifen? Diese rothaarige Kleinstadttussi bestimmt. Auf dem Lande ticken die Uhren anders. Bei denen war das Familienglück sicher wieder intakt. Die Rothaarige hatte einen Schreck bekommen, und der Sparkassendirektor hielt wieder das Zepter in der Hand. Aber was würde aus uns werden? Aus mir? Ich wollte nicht darüber nachdenken.
    Grazia und Gloria erlösten mich aus diesen quälenden Gedanken, als sie mit prall gefüllten Tüten ins Zimmer stürmten und mir ihre zahlreichen Klamotten vorführten. Ich war unendlich erleichtert, meine zwei quietschlebendigen, selbstbewussten Mädels wieder um mich zu haben. Mit einem Gläschen Sekt aus der Minibar veranstalteten wir eine verrückte Modenschau. Wenn ich meine Töchter sah, wusste ich, dass ich doch etwas richtig gemacht hatte.
    Grazia zog wie ein schöner Schwan ihre Bahnen vor dem Spiegel. Natürlich hatte sie sich wieder nur Fetzen ausgesucht, die endlos ausgeschnitten waren.
    Gloria stakste unbeholfen wie ein Storch in ihren neuen Klamotten und viel zu hohen neuen Schuhen im Zimmer auf und ab, knickte in den Hüften ein, wie sie es bei den Topmodels im Fernsehen gesehen hatte, und zog einen bemüht arroganten Flunsch. »Ach, Mami, ich sehe so beschissen aus!«
    »Na, das hast du dir aber was kosten lassen!« Mit schreckgeweiteten Augen betrachtete ich die Rechnung, die sie mir mitsamt Christians Kreditkarte wieder aufs Bett geworfen hatten.
    »Ach Quatsch, sie sieht nicht beschissen aus. Unsere kleine Drama Queen will nur von dir hören, wie hübsch sie ist!«, lästerte Grazia.
    »Ihr seht beide toll aus«, beeilte ich mich zu sagen.
    Grazia zwängte sich bereits mit wilder Entschlossenheit in eine Netzstrumpfhose, die noch auf der Reeperbahn übertrieben gewirkt hätte.
    »Liebchen«, sagte ich sanft. »Wenn du schon oben Dekolleté zeigst, dann verhülle deine Reize wenigstens untenherum. Weißt du, dieses … ähm … Beinkleid sieht etwas zwielichtig aus.«
    »Eh, Mama, du hast KEINE AHNUNG! Das ist jetzt absolut Mode, das tragen jetzt ALLE!«
    »Aber es könnte Männern ein falsches Signal geben!«
    »Das ist doch deren Problem, nicht meins!« Grazia wollte sich absolut nichts sagen lassen.
    »Ach, Mami, ich weiß nicht, was ich heute Abend zum Musical anziehen soll!« Gloria warf bereits das dritte oder vierte Outfit frustriert auf den Boden. »Ich hab nur Scheiße eingekauft, ich bring das alles zurück! Ach, ich bin so hässlich!«
    »Du willst dich bloß wichtigmachen«, patzte Grazia sie an. »Los, zieh jetzt das Teil an, das wir extra für heute Abend gekauft haben, und hör auf zu jammern!«
    Irgendwie war ich fast dankbar, dass die beiden im wahrsten Sinne des Wortes stritten, dass die Fetzen flogen! Sie hatten mich wieder mal aus der Grübelfalle gerettet. Solange wir drei zusammenhielten, war alles gut. Am Ende saßen wir kichernd auf dem Bett und nippten an unseren Gläsern. Unter Gelächter und kleinen Gemeinheiten schminkten wir uns und fuhren schließlich mit dem Taxi zum Hafen, wo wir auf die gelbe Fähre stiegen, die uns über die brauntrübe Elbe brachte. Immer wieder musste ich mich zwingen, nicht an Christian zu denken, der genau in diesem Moment im Schneesturm seine Sachen von unserer Terrasse holte. Unter den strengen Blicken des Anwalts und den schadenfrohen Kommentaren der Kobaliks. Selber schuld, Christian! Du hast mich betrogen!, dachte ich trotzig und zog fröstelnd die Schultern hoch. Er hätte hier sein können. Aber er hatte die rothaarige Schildbürgerin geküsst. Und damit waren die Würfel gefallen. Ob Christian sich inzwischen auch einen Anwalt genommen hatte? Ob Christian sich wehrte? Ob er sich mit den Kobaliks anlegte? Womöglich würden sie handgreiflich werden? Schreckliche Bilder schoben sich vor meine Augen.
    Christian, verzweifelt im Schnee stehend: »Lasst mich doch bitte noch mal mit meiner Frau reden! Ich weiß gar nicht, was überhaupt los ist!«
    »Det kannste dir ja wohl denken!«
    »Nein! Ich habe keine Ahnung, was ich auf einmal falsch ge macht habe! Weihnachten war doch noch alles in Ordnung!«
    »Wir haben da so unsere Informanten.« Wolfgang Kobalik, breit grinsend, weil Christian nicht die geringste Ahnung hat.
    »Was für Informanten? Worum geht es

Weitere Kostenlose Bücher