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Hera Lind

Hera Lind

Titel: Hera Lind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Männer sind wie Schuhe
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Sophie kopfschüttelnd. »Die Sache mit dem Golfplatz war wirklich absurd. Wenn dein superschlauer Jürgen mir die Sache in die Schuhe schieben will, soll er sich erst mal überlegen, wo sich eine Frau Anfang Januar so rumtreibt. Jedenfalls nicht auf dem Golfplatz!« Sie stieß ein verächtliches Lachen aus. »Was für ein Dilettant!«
    »Skilift haben wir ja keinen«, witzelte ich. »Sonst hätte er behaupten können, du hättest in deinem Ankerlift so laut über mich getratscht, dass es Frau Schaumschläger vor dir mit anhören musste. Ob sie nun wollte oder nicht.«
    Auf einmal fingen wir an zu kichern. Ich streckte meine Hand nach dem Champagnerglas aus, das Sophie mir auf den Badewannenrand gestellt hatte. »Notfallapotheke« hatte sie das genannt.
    »Supermarkt hätte funktioniert oder Fleischtheke oder …«
    Ich prustete meinen Champagner ins Badewasser. »… Bäckerei Gerngroß!«
    »Wir haben schon tolle Männer hier in Heilewelt, nicht wahr?«
    Ich hielt mir die Nase zu und ging auf Tauchstation.
    »Was wirst du jetzt machen?«, fragte Sophie, als ich wieder auftauchte. Ich sah sie an wie ein nasser Hund, der sich schämt, dass er mit seinen Pfoten Schmutzspuren hinterlassen hat.
    »Kann ich erst mal bei dir bleiben?«
    »Natürlich. Kein Problem. Solange du willst. Die Kinder und Caspar selbstverständlich auch.«
    »Ach, Sophie, so viel Langmut habe ich gar nicht verdient …« Ich wollte vergehen vor Reue.
    »Na ja, dass du ernsthaft geglaubt hast, ich würde deine Herzensangelegenheiten herumerzählen …« Sophie schüttelte tadelnd den Kopf. »Du solltest mich doch eigentlich kennen, oder?«
    »Ich entschuldige mich tausendmal, Sophie! Ich war so durch den Wind! Ich habe Jürgen mehr Glauben geschenkt als dir!«
    »Schon gut. Schwamm drüber.« Sie nahm einen Schwamm und warf ihn mir ins Gesicht.
    In dem Moment klopfte es. Caspar steckte seinen Kopf zur Tür herein:
    »Jürgen ist am Telefon.« Er hielt mir sein Handy hin und sah mich fragend an.

ANITA
    Die Kobaliks hatten es sich nicht nehmen lassen, uns in das schönste Hotel mitten in der Einkaufsmeile im Hanse-Viertel einzuquartieren. Wir hatten eine Juniorsuite im Renaissance-Stil. Da es draußen bitterkalt war, blieb uns nur das Indoorprogramm. Die Kinder fanden es toll, dass eine riesige H&M-Filiale direkt gegenüberlag, in der wir natürlich ausgiebig verweilten. Als ich keine Lust mehr hatte, als lebender Kleiderbügel vor den Umkleidekabinen herumzustehen, gab ich ihnen einfach Christians Kreditkarte und ging zurück ins Hotel, wo ich trübsinnig auf dem Bett lag und wahllos durch die Fernsehkanäle zappte. Wie so oft in letzter Zeit über kamen mich Frust und Weltschmerz. Selbstzweifel plagten mich: Hatte ich wirklich alles richtig gemacht? Ich wollte mir nicht ausmalen, wie unser Leben ohne Christian weitergehen würde! Diese Verkäuferinnen dort! Waren das auch geschiedene Frauen, die sich nun ihren Lebensunterhalt damit verdienten, achtlos hingeworfene Klamotten aufzuheben und wieder auf Bügel zu hängen? Mir wurde ganz anders. Hatte ich Christian zu überstürzt aus unserem Leben verbannt? Hatte ich überhaupt selbst gehandelt oder eher die Kobaliks handeln lassen? Aber es war alles so schnell gegangen! Andererseits: Sie wollten nur mein Bestes. Natürlich konnte ich Christians Dauerbetrug nicht einfach auf mir sitzen lassen. Aber warum hatten sie mir keine Chance gegeben, noch einmal mit ihm zu reden? Schließlich waren mir sämtliche Fremdgehereien nur aus dem Mund der Kobaliks zu Ohren gekommen. Und dann war da natürlich noch der merkwürdige Anruf von diesem Schildbürger Immekeppel aus Heilewelt gewesen, mit dem alles begonnen hatte. Je länger ich darüber nachdachte, desto fragwürdiger kam mir das Ganze vor. Was hatte dieser Übereifrige eigentlich bezwecken wollen, als er mich an Weihnachten angerufen hatte? Meinen Mann sollte ich »zurückpfeifen«. Er hatte über Christian geredet wie über einen Hund. Was für ein unsicherer Mensch musste das sein! Wie er gestottert hatte! Wie verklemmt er sich tausendmal für die Störung entschuldig hatte! Störung? ZERstörung! Ich überlegte, ihn noch einmal anzurufen, ihn zu fragen, was er eigentlich hatte erreichen wollen. Wissen Sie, dass ich die Scheidung eingereicht habe?, hätte ich ihm am liebsten gesagt. Wissen Sie, dass mein Mann nicht mehr in sein Haus darf? Dass er im Hotel schläft? War es das, was Sie wollten, Herr Immekeppel? Ich habe ihn nicht zurückgepfiffen. Ich

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