Herbert, James - Die Brut.pdf
Seite durchgebrochen. Er schaute nach oben, suchte eine Möglichkeit, in die oberen Stockwerke zu gelangen. Der friedliche blaue Himmel schien höhnisch auf ihn herabzuschimmern, denn es gab keine oberen Etagen. Sogar das Treppenhaus war zerstört. Trotzdem sah er eine Möglichkeit, nach oben zu gelangen. Sie war zwar gefährlich, aber auch ihre einzige Chance. Und sein nächster Blick sagte ihm, dass ihnen keine andere Wahl blieb.
Nicht weit von dem Fenster entfernt, an dem sie standen, entdeckte er über der halb eingestürzten Wand zur Halle einen geduckten schwarzen Körper auf einer der Blechplatten. Die Platte sicherte das Hauptportal, doch zwischen dem Türbogen und der Wellblechbarrikade klaffte ein halbrundes Loch. Die Ratte bewegte den Kopf hin und her, ihre spitze Nase zitterte.
»Hier können wir nicht bleiben!« rief Pender. »Die Bestien haben einen anderen Zugang gefunden.«
Whittaker folgte seinem Blick. Ihm stockte der Atem.
Pender zupfte ihn am Ärmel und deutete auf die eingestürzte Zwischenwand zum nächsten Zimmer. »Wenn wir es dort hinauf schaffen, haben wir vielleicht eine Chance!« überschrie der Rattenfänger das Kreischen und Toben der anrennenden Rattenhorde. »Da oben in der Ecke ist noch ein schmaler Streifen vom Zwischenboden übriggeblieben. Dort könnten wir uns so lange halten, bis Hilfe kommt.«
»Hilfe? Welche Hilfe?«
»Im Center kennen sie unseren Standort. Wenn wir nicht zurückkommen, werden sie einen Suchtrupp losschicken.«
»Das kann noch Stunden dauern, Mann. So lange halten wir niemals durch.«
»Eine andere Chance haben wir nicht, machen Sie schon! Klettern Sie hoch!«
Mit dem nächsten Blick sah Pender, dass der Bogen über der Tür leer war. Die Ratte war heruntergesprungen und zwischen den Schutthalden im Innern untergetaucht.
Zwei weitere Schatten erschienen in der Öffnung und verschwanden sofort wieder. »Sie sind schon drinnen, Whittaker. Klettern Sie endlich hoch, oder, bei Gott, ich lasse Sie hier unten allein!«
Whittaker lief über den schuttbedeckten Boden, umrundete ein großes Loch in der Mitte und sprang über Mauerreste. Von seiner verletzten Hand tropfte Blut. Er begann vorsichtig nach oben zu klettern und benutzte dabei Hände, Füße und Knie. Das stehengebliebene Stück Mauer stieg manchmal steil empor, dann wieder war es einfacher zu erklettern. Pender wartete, bis Whittaker eine gute Höhe erreicht hatte. Wäre er dem Tutor zu früh gefolgt, hätte ihm dieser nur den Fluchtweg blockiert.
Doch das Auftauchen der drei Ratten hinter der Trenn-mauer zum nächsten Raum zwang ihn vorwärts. Er sprang von der Wellblechbarrikade weg und sprintete zu der Mauer, die für ihn die Treppe ins Obergeschoß sein musste. Hinter ihm barst das Blech aus seiner Halterung und er wusste, dass die Ratten hereinströmten.
Pender sprang mit einem Satz über das Loch im Boden, doch als er auf der anderen Seite landete, gab das morsche Mauerwerk unter ihm nach. Er hatte Glück. Sein Schwung riss ihn nach vorn, und er stürzte nicht in den Keller hinunter. Mühsam kam er hoch und lief weiter. Die Mutanten im anderen Raum hatten die Richtung geändert und jagten auf ihn zu, übersprangen Schutthaufen und Mauerreste, die ihnen im Weg waren, und schossen um die größeren Hindernisse herum. Hinter ihm drängten immer mehr Ratten durch das nachgebende Blech ins Innere der Ruine.
Er erreichte den Fuß der Mauer ein oder zwei Sekunden vor der ersten Ratte, die von der anderen Seite heran-schnellte, sprang auf den ersten Absatz und arbeitete sich hastig weiter nach oben. Dabei riss er loses Gestein und Mauerwerk an sich und schleuderte es, ohne sich umzusehen, nach hinten, er hoffte, die Bestien so von der Verfolgung abzuhalten. Doch die erste Ratte hatte ihn eingeholt und sprang an seinem Rücken empor, um sich in seinem ungeschützten Nacken zu verbeißen. Er warf blitzschnell den Oberkörper herum, fiel dabei fast von der rettenden Mauer und rammte dem Mutanten den Ellbogen in die Seite. Das Tier hatte an Penders Schutzanzug noch keinen richtigen Halt gefunden. Der Hieb wirbelte es durch die Luft, und es stürzte auf einen Schutthaufen.
Pender kletterte weiter nach oben und erkannte, dass der Tutor in Höhe des nächsten Geschosses rittlings auf einem ebenen Mauerstück saß und mit der unverwundeten Hand einen großen Mauerbrocken wurfbereit über dem Kopf hielt. Er sah Pender mit brennendem Blick an.
Einen furchtbaren Augenblick lang glaubte der Rattenfänger,
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