Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbert, James - Die Brut.pdf

Herbert, James - Die Brut.pdf

Titel: Herbert, James - Die Brut.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TVB1
Vom Netzwerk:
Rahmen durchbohrten ihren Oberkörper. Abrupt verstummte ihr Geschrei.
    Ein Mann stand völlig bekleidet auf dem Dach seines Hauses und hielt ein kleines, blutverschmiertes Bündel, das früher ein Säugling gewesen sein musste, in seinen Armen. Wütend trat er nach den Ratten, die an den Wänden emporkrochen, um ihr Opfer zu überwältigen. Im Vorgarten lag der gekrümmte Körper einer Frau, den die Ratten gierig auffraßen, während ihre Artgenossen vergeblich versuchten, ihre Beute auf dem Dach zu stellen.
    Ein älteres Paar in Morgenröcken marschierte würde-voll die Straße hinunter. Der Mann hieb mit seinem dicken Spazierstock auf die Angreifer ein, die Frau hielt den Metalldeckel eines Mülleimers wie einen Schutzschild vor sich und ihren Mann. Als dieser zu Boden stürzte, versuchte sie, ihn mit ihrem Körper und ihre Köpfe mit dem Deckel zu schützen, doch die Ratten fanden andere, verletzlichere Körperteile.
    Ein Junge von kaum vierzehn Jahren hackte mit einem Schnitzmesser auf den Leib einer Ratte zwischen seinen Knien ein, während drei andere ihm das Fleisch vom Rücken rissen. Eine dicke Frau in einem weiten, rosaroten Nachthemd mit feuchten dunklen Flecken hielt mit beiden Händen den Kopf einer Ratte gepackt und hieb ihren Körper immer wieder gegen die Hauswand, wobei sie das Ungeziefer mit hasserfüllter Stimme verfluchte.
    Eines der Häuser brannte, die Flammen warfen tanzende Schatten in die Nacht. Die ganze Szenerie schien dem Hirn eines Wahnsinnigen entsprungen zu sein. Eine Gestalt - unmöglich zu erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war - taumelte durch die Haustür und rannte kreischend ins Freie. Schwarze Leiber mit versengtem Fell folgten ihm, schlugen quiekend Saltos und drehten sich in ihrer Angst vor dem Feuer um die eigene Achse.
    Das ganze Inferno wurde überlagert von Schreien, Jammern, Stöhnen, vom Knistern der Flammen und dem Quieken der Ratten. Hilferufe, das Bersten umstürzender Möbel, das Hämmern und Schlagen behelfsmäßiger Waffen - und über all dem Grauen aus einem voll aufgedrehten Radio eine sentimentale Liebesballade und die samt-weiche Stimme des Discjockeys, der die nächste Nummer im Nachtprogramm ansagte...
    Wohin die Polizisten auch blickten - überall boten sich ihnen neue Bilder des Grauens. Ihr Verstand weigerte sich schließlich, die Eindrücke einzeln aufzunehmen und alles verschwamm zu einem schrecklichen Durcheinander. Die Männer gingen vor, feuerten, ohne zu zielen, in die Schwärme der Ratten, die zu Hunderten und Tausenden um sie herumwimmelten. Die Unbewaffneten griffen sich alles, was nicht niet- und nagelfest war, rissen Holzlatten aus niedrigen Zäunen, brachen Stützpfosten aus ihrer Halterung und benutzten sie als Keulen. Eng aneinander-gedrückt, um sich besser schützen zu können, kämpften sie sich voran, doch verschwand einer nach dem andern unter einem Hügel sich windender Rattenleiber, und die Gruppe wurde kleiner und kleiner. Immer kleiner.
    Die Mutanten ließen auch nicht wegen der in der Ferne aufheulenden Sirenen von ihren Opfern ab. Es war ganz einfach so, dass ihr Hunger gestillt war, sie hatten sich satt-gefressen. Sie verschwanden fast gleichzeitig, viele schleiften eine blutige Last mit sich, die sie noch rasch aus leblosen Körpern herausgebissen hatten. Über die Felder huschten sie auf den Wald zu, und als einziges Geräusch war das gedämpfte Trommeln ihrer Beine zu hören. Die anderen Waldtiere erstarrten in tödlichem Schrecken, als die schwarze Flut über sie hereinbrach. Bald aber lag der Wald wieder still und friedlich da. Über die Felder wehte dumpfes Stöhnen herüber, das bald von den anschwellenden Sirenen ausgelöscht wurde.
IM NEST
    Die Ratte mit der seltsamen weißen Narbe auf dem Kopf bahnte sich ihren Weg durch den Schutt. Die Last auf ihrem Rücken behinderte sie kaum. Andere folgten ihr. Ein paar trugen ähnliche Bürden wie das Leittier, doch die meisten zerrten abgebissene Glieder und große Fleischbrocken mit sich. Ihre eigenen Bäuche waren voll, was sie mit sich schleppten, sollte ihre Herren ernähren. Das Hauptrudel hatte sich in seine dunklen Verstecke unter dem Wald zurückgezogen. Die Tiere waren zwar erschöpft, doch zitterten ihre Körper noch von der Mordgier, die der letzte Überfall in ihnen geweckt hatte.
    Ihr Anführer hatte sich vom Hauptrudel abgesetzt und einigen anderen Tieren quiekend befohlen, ihm zu folgen, denn sie mußten noch eine Aufgabe erledigen. Gefügig folgten sie mit

Weitere Kostenlose Bücher