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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition)
Autoren: David Moody
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gehasst und getan, was ich konnte, um so viele wie möglich zu vernichten. Mich stimmt es traurig, dass sie die ganze Zeit eigentlich nur endgültig sterben wollten.«
    »Dann hast du ihnen geholfen. Kein Grund, sich deshalb schlecht zu fühlen. Wir konnten es ja nicht wissen.«
    »Mag sein. Trotzdem fühle ich mich dadurch nicht besser.«
    »Jetzt mach aber mal halblang. Du redest Unsinn.«
    »Vielleicht«, räumte er ein, während er die sich ständig verlagernde Masse betrachtete, die grauenhaft entstellten Gestalten, die sich vor dem Bürofenster drängten und das Licht blockierten. Sie schoben sich von Seite zu Seite, verschmierten das Glas mit ihren Verwesungsflüssigkeiten. Alle trugen gleiche Overalls, ursprünglich dunkelblau und voll mit Ölflecken, mittlerweile bis zur Unkenntlichkeit besudelt. »Sie sind einfach eines Tages zur Arbeit gekommen und nie wieder nach Hause gegangen«, sagte Michael leise. »Das waren bloß Menschen. Menschen wie wir. Wir alle haben alles verloren.«
    Kieran verließ das Büro und ging hinaus in die Werkshalle. Die Leichen am Fenster reagierten, versuchten sofort, näher zu ihm zu gelangen. Michael sah zu, wie Kieran in einen vergleichsweise freien Bereich in der Mitte trat und wartete. Die Leichen bahnten sich eine nach der anderen den Weg zu ihm. Und er zerstörte sie eine nach der anderen.
    Howard fand unter einem Dach auf der Rückseite des Gebäudes einen Van, halb mit Autoteilen beladen, bereit für eine Lieferung, die nie erfolgt war. Vorsichtig entfernte er den Fahrer, der halb im Fahrzeug, halb draußen gestorben war, dann drehte er ohne große Erwartungen den Zündschlüssel. Als der Motor auf Anhieb ansprang, entfuhr ihm ein freudiger Schrei. Die Lautstärke seiner Stimme überraschte ihn nach so vielen Wochen aufgezwungener Stille. Das wunderschöne mechanische Geräusch zeigte sofort eine belebende Wirkung auf die anderen.
    »Wir haben noch ein paar Stunden, bevor es dunkel wird«, meinte Lorna, als sie sich um den Van scharten. »Wir könnten im Nu am Hafen sein und in See stechen.«
    Niemand erwiderte etwas. Das war nicht nötig. Innerhalb von Minuten waren sie bereit, loszufahren.

55
    Der unablässige Wind und der Regen weigerten sich, nachzulassen, stürmten auf alles ein und erfassten die Seiten des Vans, als Harte sie auf die Ortsmitte von Chadwick zusteuerte.
    »Fahr direkt zum Jachthafen«, forderte Michael ihn zum Offensichtlichen auf.
    »Was sollte ich denn sonst tun?«, gab Harte zurück. »Anhalten, um ’ne Pizza zu holen?«
    Er hatte Mühe, durch den Regen etwas zu erkennen. Die Scheibenwischer liefen auf Hochtouren. Michael saß neben ihm. Sein Magen verkrampfte sich vor Nervenanspannung. Hatten es die anderen geschafft, aufzubrechen, bevor das Wetter umgeschlagen hatte? Waren sie überhaupt weggekommen? Falls es aus irgendeinem Grund eine Verzögerung gegeben hatte, bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie immer noch hier wären und das Ende des Unwetters abwarteten. Schlimmer noch, was, wenn der Sturm sie während der Überfahrt erwischt hatte? Daran wagte er gar nicht, zu denken.
    Harte fuhr Straßen entlang, denen er schon viele Male gefolgt war, vorbei an Dingen, die er kannte und die Erinnerungen wachriefen – die Tankstelle, die er für seine Flucht von Jas und den anderen benutzt hatte; das Einkaufszentrum, das sie an jenem Tag geplündert hatten. Und als sie sich der Ortschaft näherten, blickte er in die Ferne zu den Wohnungen, wo er ein paar Wochen inmitten all des Chaos allein verbracht hatte. Seltsam , dachte er – mittlerweile verspürte er beinah so etwas wie Sehnsucht nach jenen Tagen. Insgesamt waren die Dinge einfacher gewesen, als er auf sich allein gestellt war, wesentlich unkomplizierter, trotzdem war es kein Honigschlecken gewesen. Die Einsamkeit hatte sich abwechselnd anregend und verheerend angefühlt. Abgeschiedenheit mochte alles andere als perfekt sein, dennoch hatte sie unbestreitbar ihre Vorteile. Ihm fiel auf, dass der Helikopter verschwunden war. Das musste ein gutes Zeichen sein, oder?
    Harte wollte die Strecke zum Hafen fahren, die er am besten kannte, kam jedoch nicht durch. Die Straßen waren blockiert. Es hatten sich viel mehr Leichen als beim letzten Mal die schmalen Straßen entlanggeschleppt.
    »Wir können den Van ebenso gut stehen lassen«, schlug Michael vor. »Es ist nicht mehr weit. Zu Fuß wären wir schneller.«
    Harte hielt den Wagen an, und bevor jemand etwas sagen oder sich rühren konnte, war
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