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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition)
Autoren: David Moody
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Eingang zum Wohnkomplex. Harte blieb ein Stück hinter ihm stehen, hielt einen Molotowcocktail in der Hand und beobachtete ihn.
    »Fertig?«, fragte er, als Kieran zu den wartenden anderen zurücklief. Mittlerweile waren alle hinter der Steinmauer auf der anderen Straßenseite in Deckung gegangen.
    »Alles bereit«, rief Kieran ihm zu.
    Nervös hielt Harte in einer Hand ein Feuerzeug, in der anderen die Brandbombe. Die Treibstoffdämpfe brannten ihm in den Augen und in der Nase. Er war nicht einmal sicher, ob sie aus der Flasche oder aus den Wohnungen stammten. Jedenfalls erinnerte ihn der Gestank an die Tankstelle, die er in die Luft gejagt hatte, was seine Nervosität nur verzehnfachte.
    »Mach schon!«, brüllte Hollis ihm zu. Harte zündete das Feuerzeug an, bevor er es sich anders überlegen konnte. Der in Benzin getränkte Stofffetzen brannte auf Anhieb. In einer einzigen, koordinierten Bewegung warf Harte die Flasche, drehte sich um und rannte zurück zu den anderen. Kieran grinste ihm entgegen.
    »Ganz mieser Wurf«, meinte er lachend. Harte hechtete über die Mauer, dann rappelte er sich wieder auf. Kieran hatte recht, es war ein mieser Wurf gewesen – die Flasche war seitlich des Haupteingangs zerschellt, hatte die Tür völlig verfehlt, aber das spielte keine Rolle. Sie hatten das Haus mit mehr als genug Treibstoff durchtränkt, und die Dämpfe entzündeten sich fast sofort. Flammen erfüllten die Luft wie ein sengender Nebel, wallten nach links und nach rechts, rasten ins Innere und breiteten sich nach oben aus. Es lief nicht so dramatisch ab, wie sie es erwartet hatten, aber es genügte. Harte trat mit vor der Brust verschränkten Armen einen Schritt zurück und betrachtete zufrieden, wie sich das Feuer zu vergrößern begann.
    »Irgendwie therapeutisch«, meinte Howard, und Harte musste an die Tage in den Wohnungen zurückdenken, als Webb seine Zeit damit verbracht hatte, willkürliche Leichen zu Brei zu schlagen, was er ebenfalls als Therapie bezeichnet hatte. Nun konnte Harte nachvollziehen, wie er sich gefühlt haben musste. Die mutwillige Zerstörung von Eigentum schadete niemandem mehr, aber Himmel, Harte fühlte sich dadurch erheblich besser. Wenn sie es nicht vom Festland schafften, würde er sich die Zeit künftig vielleicht damit vertreiben, Dinge zu vernichten und seine Frustration abzubauen.
    Nach weniger als einer Minute hatte sich das Feuer bereits unumkehrbar festgesetzt. Tänzelndes, orangefarbenes und gelbes Licht zeichnete sich durch zahlreiche der Fenster im Erdgeschoss ab und erhellte die Wohnungen, in denen davor Schatten und Düsternis geherrscht hatten. Harte behielt ein bestimmtes Fenster im Auge. Das Feuer schlängelte sich durch die offene Tür hinein und kroch über die Möbel in den hinteren Bereich des Zimmers, das schlagartig in Flammen aufging. Der Brand breitete sich rasch aus, gefördert von den großzügigen Mengen Treibstoff, die verschüttet worden waren. Wenige Sekunden später brannten die Vorhänge lichterloh, und die Flammen züngelten gegen die Fenster, als wollten sie nach draußen flüchten. Irgendwo zerbarst ein anderes Fenster und explodierte nach außen. Auf die Glasscherben folgte ein Schwall weißlicher, heißer Flammen. Innerhalb von Minuten brannten auch die Autos. Alle Mitglieder der Gruppe wussten, dass es nicht lange dauern würde, bis sich der Kraftstoff in den Tanks entzündete, und dann würde der tosende Feuersturm restlos außer Kontrolle geraten.
    Mehrere Leichen bewegten sich bereits auf das wachsende Inferno zu. Lorna glaubte zwar, es sich nur einzubilden, aber sie schienen schneller geworden zu sein. Sie beobachtete, wie ein Toter direkt auf das Gebäude zuhielt, ohne auf die Flammen zu achten, die mittlerweile daraus züngelten. Ein loser Fetzen seiner Kleidung fing Feuer, und sofort stand der gesamte Körper in Flammen. Der Leichnam wankte noch ein paar Sekunden weiter, bevor er zusammenbrach. Dasselbe Schicksal ereilte mehrere andere. Ein anderer Kadaver schlurfte auf einen Teil des Gebäudes zu, in dem das Feuer besonders intensiv wütete. Er entzündete sich, bevor er überhaupt etwas Brennendes berührte – allein die Hitze genügte, um ihn spontan in Flammen aufgehen zu lassen.
    »Und was machen wir jetzt? Nur rumsitzen und warten?«, fragte Caron. Sie sah die anderen an, über deren Gesichter der seltsam beruhigende Feuerschein flackerte.
    »Hier wird es bald zu gefährlich«, meinte Michael. Wie auf ein Stichwort ertönte eine Reihe
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