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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition)
Autoren: David Moody
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kurzer, aufeinanderfolgender Explosionen, die wie Schüsse klangen – Sprühdosen oder andere Dinge mit brennbarem Inhalt, die drinnen detonierten. Die Geräusche schienen nur noch mehr Tote anzulocken.
    »Und wo gehen wir hin?«
    »Eigentlich bietet sich nur ein Ort an, oder?«, gab er zurück. »Falls Richard zurückkommt, um nach uns zu suchen, wird er direkt das Parkhaus anfliegen.«
    »Das Parkhaus?«, fragte Caron verwirrt. Michael wollte sie gerade aufklären, als ihn eine weitere Explosion davon abhielt. Der Treibstoff im Tank eines der Autos war explodiert. Das Fahrzeug wurde kurz hochgeschleudert, landete auf der Nase, drehte sich und krachte seitlich gegen das brennende Wohngebäude. Als sich der Lärm legte, versuchte Michael, fortzufahren. Er deutete in die Ortschaft.
    »Siehst du das mehrstöckige Parkhaus da drüben? Dort wird er landen, also müssen auch wir dorthin.«
    Ohne auf eine Reaktion der anderen zu warten, setzte er sich in Bewegung.

58
    Der Lärm von dem lodernden Gebäude, von dem sie sich entfernten, war verblüffend. Immer wieder ertönten Explosionen, wodurch sich die ansonsten stille Ortschaft wie ein Schlachtfeld anhörte. Wenngleich es ein regenfreier Tag zu werden schien, wehte nach wie vor ein heftiger Wind vom Meer, der über die Straßen peitschte und die Flammen anfachte.
    Immer mehr Leichen kamen auf sie zu. Trotz allem, was sie im Verlauf des vergangenen Tags gesehen hatten, ergaben sich Augenblicke instinktiven, nervösen Zögerns, wenn sie einem Toten zu nahe kamen – die flüchtige, spontane Angst vor einem Angriff. Doch bald wurde klar, dass die Aufmerksamkeit der Kadaver etwas völlig anderem galt. Die Lebenden interessierten sie nicht mehr, nahmen sie vermutlich gar nicht richtig wahr. Das Feuer wirkte auf sie wie Kirchenglocken auf Gläubige. Je länger es brennt, desto mehr werden davon aus dem Rest des Ortes angelockt , dachte Harte. Auf bizarre Weise fühlte es sich an, als säuberten sie Chadwick.
    »Seht euch das an«, sagte Hollis. Harte drehte sich sofort um, und was er erblickte, überraschte ihn. Sie hatten ein modernes Bürogebäude erreicht, dessen Fassade fast vollständig aus riesigen Glasscheiben bestand. Dahinter drängten sich Leichen. Eine gewaltige Masse toter Angestellter, die seit September in dem Haus gefangen waren, presste sich nun gegen das Glas, konnte zwar nirgendwohin, versuchte aber trotzdem verzweifelt, zu den entfernten Flammen zu gelangen. Selbst von hier aus zeichnete sich die Feuersbrunst deutlich ab. Harte blieb stehen und beobachtete, wie sie in Richtung des Feuers starrten. Als eine weitere Explosion durch Chadwick hallte, wurden die Toten noch lebhafter und begannen, gegen die Fenster zu hämmern, um hinauszugelangen. Wie die Kadaver unter der Burg waren auch diese Leichen durch den Umstand vor den schlimmsten Einwirkungen der Elemente geschützt worden, dass sie sich in einem Gebäude befanden. Ihr Verfall war sichtlich weniger weit vorgeschritten als jener der Toten auf den Straßen. Harte stockte der Atem, als einer der Kadaver vorwärtsstolperte und gegen eine Glastür prallte, neben der Harte stand. Immer noch bestand seine instinktive Reaktion darin, entweder zu flüchten oder zu kämpfen, und es bedurfte einer bewussten Willensanstrengung, beides zu unterlassen. Der Leichnam versuchte es erneut, reagierte auf ein weiteres Aufflackern der Flammen, und Harte sah, dass er nach wie vor ein Namensschild an der Tasche seines verkrusteten, blutverschmierten Hemds trug. Ryan Fleming, Leiter der Forschungsabteilung. Und wie Michelle Bright – die Leiche der Krankenschwester unter der Burg – und Jenna Walker, die junge, tote Chemikerin, deren Heim sie soeben abgefackelt hatten, spielte plötzlich auch Ryan Fleming eine Rolle.
    Abgesehen von Kieran waren alle anderen weitergegangen. Die Straße füllte sich mit wallendem Rauch, der es zunehmend schwieriger gestaltete, zwischen den Bewegungen der Toten und der Lebenden zu unterscheiden.
    »Was um alles in der Welt machst du da?«, fragte Kieran.
    »Ich lasse sie raus«, rief Harte zurück. Dann riss er die Eingangstür des Gebäudes auf, ohne sich den Kopf über die Konsequenzen zu zerbrechen. Er führte Ryan Flemings ungepflegte Überreste auf die Straße heraus und rechnete halb damit, dass er sich gegen ihn wenden und ihn angreifen würde. Doch das blieb aus. Der Kadaver hob nur den müden, verseuchten Kopf und schaute zu dem entfernten Licht, dann setzte er sich lethargisch in
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