Herbst - Ausklang (German Edition)
Richtung des Feuers in Bewegung. Harte sah ihm nach und wurde sanft beiseitegeschoben, als weitere Leichen Flemings Beispiel folgten, aus dem Gebäude strömten und hinter ihm her wankten.
»Was hat das für einen Sinn?«, wollte Kieran wissen.
»Ich fühle mich dadurch besser«, gab Harte zurück und zuckte mit den Schultern.
Im nächsten Gebäude – einem Coffeeshop – sah er weitere Tote, die über die Tische und Stühle stolperten, an denen sie ihre letzten Kaffees getrunken, und mit den Leichen der letzten Menschen zusammenprallten, die sie gesehen und mit denen sie gesprochen hatten – ihre letzten menschlichen Interaktionen vor ihrem Tod. Harte ließ sie alle frei. Auch im nächsten Gebäude kämpften Kadaver darum, hinauszugelangen. In einem Fitnessstudio ein Stück weiter drängten sich wahre Horden um die schmutzigen Fenster und fielen über staubige, von Spinnweben überzogene Trainingsgeräte. Obwohl Harte schon Tausende von ihnen gesehen hatte, lenkte ihn ihr groteskes Aussehen immer noch ab. Mehrere trugen immer noch eng anliegende Trainingsanzüge, die an ihnen klebten, aber ihre Figuren hatten sich dramatisch verändert, seit sie vor Monaten die Kleidung angelegt hatten, die sich nun unter den durch die Verwesung aufgedunsenen Leibern spannten. Manche waren von den Fitnessgeräten gefangen, die sie im Augenblick ihres Todes benutzt hatten. Harte sah mindestens zwei, die mitten während einer Übung gestorben waren und unter Stangen und Gewichten eingeklemmt lagen. Rasch öffnete er die Tür, dann eilte er hinter den anderen Überlebenden her, die mittlerweile um eine Ecke außer Sicht geraten waren. Aus dem Fitnessstudio führten drei Stufen auf die Straße. Als Harte zurückschaute, stolperten die Toten heraus. Einige verloren das Gleichgewicht, fielen und wurden von anderen niedergetrampelt, bevor sie sich aufrappelten und weiterschlurften.
Kieran wartete auf ihn. »Glaubst du, die wissen, was sie tun?«, fragte er.
»Keine Ahnung«, gestand Harte. »Aber wie ich schon sagte, ich fühle mich dadurch besser.«
Die beiden Männer rannten weiter. Kieran schwenkte zur Seite, um einen widerlichen Kadaver vorbeikriechen zu lassen. Hinter ihnen war die Straße inzwischen voll von Leichen, die in den sich ausbreitenden Rauchwolken verschwanden.
Michael schaute über die Schulter zurück, konnte jedoch weder Kieran noch Harte entdecken. Egal. Sie alle wussten, wohin sie sollten. Er kannte die Straße, auf der sie sich mittlerweile befanden. Zu seiner Rechten lag die Gasse, die zu dem Geschäft für Babybedarf führte, vor ihm der Supermarkt, den Donna, Richard und Cooper an ihrem ersten Tag auf dem Festland ausgeräumt hatten. Es fühlte sich an, als läge das bereits Wochen zurück. Michael schaute zu dem schmalen Himmelsstreifen, der sich zwischen den Gebäuden zu beiden Seiten abzeichnete, und wünschte, er könnte den Helikopter sehen. Das Firmament präsentierte sich in einem wunderschönen Blau, das jedoch zunehmend die Rauchwolken verhüllten, die in ihre Richtung geweht wurden.
»Wo zum Teufel kommst du denn her?«, hörte er Howard sagen. Michael stieß gegen den Rücken von Lorna, die plötzlich angehalten hatte. Er fächelte Rauch weg, um besser zu sehen.
»Vom selben Ort wie du, du dämlicher Idiot«, erwiderte eine Stimme, die Michael nicht kannte.
»Warum verpisst du dich dann nicht dorthin zurück, Jas?«, brüllte Lorna wütend. Mittlerweile konnte Michael mehr erkennen. Zwei ihm unbekannte Männer standen unmittelbar vor ihnen auf der Straße. Einer davon, vermutlich Jas, hatte ein Gewehr. Der Mann trat bedrohlich vor. Caron, Howard und Hollis wichen zurück. Der andere Mann hielt sich zurück.
»Warum habt ihr es getan?«, verlangte Jas zu erfahren. »Ihr verfluchten Volltrottel habt alles versaut.«
» Wir haben alles versaut?«, gab Lorna zurück und drängte sich in den vordersten Rang ihrer Gruppe. »So wie ich das sehe, hast ausschließlich du Ärger gemacht. Du warst es, der uns einsperren wollte. Du warst es, der Jackson umgebracht hat.«
Kurz flackerten Emotionen in Jas’ Zügen auf.
»Ich hab ihn nicht umgebracht«, widersprach er und hörte sich dabei etwas aggressiv an. »Er ist auf sein Messer gefallen.«
»Und du erwartest von uns, dass wir das glauben?«
»Mir ist eigentlich egal, was ihr glaubt. Interessiert mich nicht die Bohne.«
»Warum bist du dann hier?«
»Würde mir vielleicht mal jemand erklären, was hier läuft?«, fragte Michael. »Wer sind
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