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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Straße präsentierte sich in beiden Richtungen verlassen, und an diesem Morgen konnte er kilometerweit sehen. An diesem Tag ging er, statt zu rennen, bewegte sich langsam und leise in der Hoffnung, den trägen Schleichgang der Toten nachzuahmen. Gelegentlich wurde er noch langsamer und schleifte die Füße über den Boden, wenn er vermeinte, Bewegung zwischen den Bäumen aufblitzen zu sehen. Irgendwann überquerte nur wenige Meter vor ihm ein besonders abscheuliches Monster die Straße, vollkommen nackt und mit Haut wie eine schlecht zusammengenähte Patchworkdecke. Trotzdem zwang sich Driver, einfach weiterzugehen und keine jähe Richtungsänderung zu unternehmen. Sogar, als die Kreatur stolperte und dann auf ihn zuzukommen schien, setzte er seinen Weg fort. Jede Reaktion würde ihn als andersartig brandmarken, und er wusste nicht, ob er an diesem Tag in der Lage wäre, gegen diese verfluchten Ungetüme zu kämpfen. Ohne zu zucken, beobachtete er, wie der Kadaver an ihm vorbeiwankte. Er weigerte sich zu reagieren, auch als ihm der widerliche Verwesungsgestank in die Nase stieg, auch als ihm die Leiche so nahe kam, dass er hören konnte, wie die zersetzten Eingeweide in dem fassartigen Bauch hin- und herschwappten. Driver war nicht sicher, wie lange er noch so weitermachen konnte.
    Nach fast einer Stunde – in der er qualvoll langsam und frustrierend ziellos vorankam –, erreichte er die Kuppe eines Hügels. Es war ein trügerischer, schier endloser Anstieg gewesen, und er hatte sich damit behelfen müssen, den Golfschläger als Spazierstock zu benutzen, um es nach oben zu schaffen. Aber als er dort eintraf, besserte sich seine Stimmung schlagartig. Auf der anderen Seite des Hügels befanden sich drei weitere Leichen auf der Straße, was jedoch keine Rolle spielte, weil unmittelbar hinter ihnen an einer Haltestelle ein Bus parkte. Es handelte sich lediglich um ein kleines, einstöckiges Fahrzeug – ausreichend für diese ländliche Gegend und nicht zu vergleichen mit den großen Doppeldeckern des Stadtgebiets, die er früher so gern bedient hatte –, aber das störte ihn nicht. Sofern sich genug Kraftstoff im Tank befände und sich der Motor starten ließe, könnte sich das Blatt für ihn gewendet haben.
    Eine der drei Leichen schien ihn abfangen zu wollen, als er den Hang hinunterlief. Auf einer Seite des Gesichts, wo Insekten und Verwesung einen Großteil der Wange vernichtet hatten, klaffte ein großes Loch, durch das Driver in den Mund sehen konnte, in dem gelbe Zähne knirschten und die Zunge unablässig schnalzte. Driver wich aus, als die Kreatur auf ihn zuschlurfte. Der Kadaver geriet aus dem Gleichgewicht und fiel auf die Knie. Bevor er sich aufrappeln konnte, schlug Driver ihm den Hinterkopf wie eine Eierschale ein, dann schwang er den Schläger sofort gegen den nächsten Leichnam und schleuderte diesen von den Füßen. Für den Dritten vergeudete er keine Kraft, sondern stieß ihn nur aus dem Weg und kletterte in den Bus.
    Einer der darin gefangenen Fahrgäste bewegte sich noch. Als das Ungetüm Driver erblickte, kam es den schmalen Gang zwischen den Sitzreihen herab. Durch die Enge schien es sich schneller zu bewegen, als es tatsächlich der Fall war. Es verfing sich mit der Hüfte an einem der Sitze, bevor es Driver erreichte, und landete hart auf dem Boden. Driver stemmte einen Fuß zwischen die Schulterblätter der Kreatur, um sie unten zu halten, dann packte er sie am hinteren Kragen, schleifte sie den restlichen Weg durch den Bus und beförderte sie zur Tür hinaus.
    Es fühlte sich gut an, wieder in einem Bus zu sein, dachte er bei sich, als er mehrere weitere Tote – die sich zum Glück nicht mehr bewegten – entfernte. Eine alte Frau ließ sich besonders schwer aus ihrem Sitz holen. Sie hatte den Griff ihres Einkaufswagens umklammert, als sie gestorben war, und ihre feuchten Verwesungsflüssigkeiten waren im Verlauf der Zeit getrocknet und hatten ihre knorrigen Hände regelrecht mit dem Kunststoff des Griffs verleimt. Er musste sie gewaltsam davon losreißen, um sie hinausschaffen zu können.
    Die verdorrten Überreste des Busfahrers erwiesen sich als weit einfacher zu beseitigen. Er schälte den Toten von seinem Sitz, anschließend benutzte er die über die Rückenlehne gehängte Jacke, um den Sitz abzuwischen. Während einer Lücke im stetig zunehmenden Aufkommen der Toten draußen huschte er hinaus und legte den Leichnam im Unterholz am Straßenrand ab. Aus irgendeinem seltsamen Grund

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