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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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gewaltige Flutwelle der Verwesung, die auf ihn zurollte. Kurz zögerte er, um sich zu vergewissern, ob das Hotel wirklich ohne jeden Zweifel verloren war, und um noch einmal darüber nachzudenken, ob er das Richtige tat. Dann war er verschwunden.

5
    Mehrere Stunden verstrichen, die sich wesentlich länger anfühlten. Driver blieb in der Kabine eines der LKW sitzen, die am Ende der zum Hotel führenden Straße die Kreuzung blockierten, weniger als einen Kilometer von dem Gebäude und den Menschen entfernt, die er hinter sich gelassen hatte. Immer noch hatte er mit seinem Gewissen zu kämpfen und kam nicht darüber hinweg, dass nur wenig von ihm entfernt die Menschen litten, die er im Hotel zurückgelassen hatte. Wie viele mochten dort noch am Leben sein? Er richtete sich auf seinem bereits erhöhten Sitz auf und versuchte, Ausschau nach ihnen zu halten, doch er konnte kaum etwas erkennen, nur einen Teil der kantigen Umrisse des Dachs des Gebäudes über den Wipfeln der Bäume.
    Unablässig sagte er sich vor, dass er keine andere Wahl gehabt hatte. Er hatte es tun müssen. Selbst, wenn er den anderen den Fluchtweg gezeigt hätte, den er gefunden hatte, wäre damit niemandem gedient gewesen. Bis sie damit fertig gewesen wären, darüber zu streiten, wer gehen und wer bleiben sollte, würde die unaufhaltsame Lawine der Kadaver die Diskussion höchstwahrscheinlich für sie beendet haben. Und selbst, wenn es ihnen dennoch irgendwie gelungen wäre, zu entkommen, wusste Driver genau, was sie in diesem Augenblick tun würden. Er konnte sich lebhaft ausmalen, wie sie auf dieser Kreuzung standen oder sich hinten in einem der LKW drängten und darüber zankten, wessen Schuld der Verlust des Hotels gewesen war. Keiner von denen hätte die Verantwortung übernommen. Alle wären zu beschäftigt damit gewesen, mit dem Finger auf die anderen zu zeigen.
    Nein. So hartherzig es zu sein schien und so gefühllos es sich anfühlen mochte, dies war die beste Möglichkeit für alle Beteiligten. Er würde dann zurückgehen, um nach dem verbliebenen Rest zu sehen, wenn er könnte.
    Driver bewaffnete sich mit einem Golfschläger, den er in der Kabine des Lasters gefunden hatte, und bereitete sich geistig darauf vor, sich in Bewegung zu setzen. Er wusste, dass ihm der Wirbel rings um das Hotel und die Brände auf dem Golfplatz eine kurze Gelegenheit für einen Fluchtversuch eröffneten.
    Kurze, schnelle Sprints.
    Er war zu dem Schluss gelangt, dass der Schlüssel dazu, unbeschadet von hier wegzukommen, darin bestand, sich schnell zu bewegen und immer nur kurz ungeschützt zu sein. Und da sich so viele Tausende Leichen in der unmittelbaren Nähe aufhielten, musste er zu Fuß laufen, bis er sich sicherer in der Umgebung fühlte. Er spähte durch das Fenster hinaus und ließ den Blick prüfend über die Landschaft wandern, die er in der zunehmenden Abenddämmerung erkennen konnte. Etwa 50 Meter vor ihm befand sich der Umriss eines einsamen Hauses, und bevor das Tageslicht fast völlig geschwunden war, hatte er gesehen, dass die Vordertür einladend offen stand. Soweit er es bestimmen konnte, hielten sich zwischen ihm und dem Haus nur zwei Leichen auf, und offenbar hatten sie ihn noch nicht bemerkt.
    Driver holte tief Luft und hievte seine untrainierte Masse vorsichtig auf die Straße hinunter. Er griff zurück hinauf, um seinen Seesack und den Golfschläger zu packen, dann rannte er wie vom Teufel gehetzt los. In seinen Tagen bei der Marine wäre er über eine so kurze Entfernung nicht einmal in Schweiß ausgebrochen, aber er war nicht mehr in so guter Verfassung, und die Unbilden des Lebens seit dem Ende der Welt – ungesunde Ernährung und so gut wie kein Sport – waren definitiv nicht hilfreich gewesen. Nach kaum der Hälfte der Strecke keuchte er bereits, schwang den Golfschläger und zerschmetterte der ersten Leiche die Seite des Schädels. Er hinterließ eine grob rechteckige Vertiefung darin, die ziemlich genau dem Kopf des Schlägers entsprach. Der Kadaver sackte so abrupt zusammen, als hätte Driver einen Schalter umgelegt. Die Leiche schaffte gerade noch eine unstete, halbe Pirouette, bevor sie in einem Gewirr von Armen und Beinen auf dem Asphalt landete. Driver wünschte inständig, er wäre in besserer Form, als er sich halb duckte und halb fiel, um der zweiten Kreatur zu entgehen, die sich unkoordiniert nach ihm streckte. Hastig rappelte er sich auf, schleppte sich in das Haus und schlug die Tür zu. Er wusste, dass er schnell

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