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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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handeln musste, bevor der Lärm unzählige weitere zu dem Haus lockte.
    Hier drin ist etwas .
    Bevor Driver ihn überhaupt richtig sah, fing er den winzigen Kadaver eines kleinen Jungen ab, der ihn ansprang, und hielt ihn am Ärmel des blutverkrusteten Pullovers fest. Die Arme und Beine zappelten wild, als er den Jungen in einen Schrank in der Ecke der Küche steckte. Dann klemmte Driver die Rückenlehne eines Stuhls unter den Griff, damit die verfluchte Kreatur nicht herauskonnte. Einfach toll – nun veranstalteten zwei davon Lärm. Warum musste es nur so verdammt viele von ihnen geben? Während er in aller Eile innerhalb einer halben Minute die Küche nach Lebensmitteln und sonstigen nützlichen Gegenständen durchsuchte, wurde ihm klar, dass ihm der Lärm in Wahrheit sogar helfen könnte, wenn es ihm gelänge, zu verschwinden, bevor sie bemerkten, dass er bereits weg war. An einer Nebentür hielt er inne und schaute hinaus. Ein weiteres Gebäude befand sich rund 100 Meter entfernt, vielleicht auch 150. Es sah aus wie ein Laden für Gebrauchtwagen. Wenn er es unentdeckt dorthin schaffte, hätte er immer noch eine Chance.
    Mehrere weitere Leichen wankten auf das Haus zu, als Driver hinaushuschte und auf den Parkplatz zurannte, so schnell er konnte.
    Mittlerweile hatte er acht oder neun dieser kurzen Sprints in Sicherheit hinter sich, und er war erschöpft. Das Rennen fiel ihm zunehmend schwerer, die Verschnaufpausen dazwischen wurden immer länger. Bald würde es vollkommen dunkel sein. Zeit, einen Ort zu finden, an dem er sich ausruhen konnte.
    Als er ein schuppenähnliches Café am Straßenrand erreichte, das fast gänzlich aus Wellblech an einem Holzrahmen zu bestehen schien, lief er gekrümmt vor Anstrengung. Er verschaffte sich Zugang, und mit gewaltiger Erleichterung – denn er hatte in dieser Nacht keine Kraft mehr zum Kämpfen – stellte er fest, dass er alleine war. Driver setzte sich an einen wackeligen Tisch, trank aus seiner letzten Wasserflasche und blickte durch das von Spinnweben überzogene Fenster hinaus wie ein gewöhnlicher Gast. Nach den hektischen, furchterregenden Ereignissen der vergangenen Tage kam dieser Augenblick der Stille und Beschaulichkeit unerwartet und als wahrer Segen. Und dann, in diesem flüchtigen Moment von Beinahnormalität, holte ihn letztlich die enorme Tragweite der jüngsten Geschehnisse ein. Unverhohlen weinte er, sowohl seinetwegen als auch wegen jener, die er zurückgelassen hatte, und wieder kämpfte er mit seinem Gewissen, verspürte den starken Drang, umzukehren und zu versuchen, den anderen zu helfen. Allerdings wusste er, dass er ihnen nicht helfen konnte. Selbst wenn er es zurück zum Hotel schaffte, würden die brodelnden Massen rings um das Gebäude jeden Rettungsversuch ziemlich unmöglich machen. Es wäre ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für den Versuch gewesen, zurückzugehen.
    Vor dem Café stolperte einsam die Leiche einer Frau die Straße entlang. Das Mondlicht erhellte ihre linkischen, abgehackten Bewegungen. Die zerfetzte Bluse der Toten wehte im Wind, und das matte, bläuliche Licht verlieh ihrer bleichen Haut ein beunruhigendes, fast gespenstisches Aussehen. Plötzlich fiel sie hart auf die Knie, und Driver beobachtete, wie sie sich unbeholfen aufrappelte und weiterwankte. Ihr zerlumpter Rock hing nur noch als loser Fetzen um einen geschwollenen Fuß, und abgesehen davon war sie nackt, missgebildet und beinah bis zur Unkenntlichkeit verwest. Bei dem Sturz gerade eben musste sie einen Schaden erlitten haben, denn Driver fiel auf, dass sie auf einmal deutlich hinkte und sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Er stand auf und trat näher ans Fenster, das ihn mit einer Dreckschicht gegen Blicke von draußen tarnte. Die Tote draußen auf der Straße wirkte so hilflos und allein, dass er sie einen flüchtigen Augenblick lang beinah bemitleidete. Dann jedoch sichtete sie ohne Vorwarnung etwas, das er nicht sehen konnte, und ihre Schritte beschleunigten sich zu einer bedrohlichen, raubtierhaften Geschwindigkeit.
    Driver lehnte sich an die Wand, schloss die Augen und war nicht mehr sicher, ob es sich überhaupt lohnte, weiterzukämpfen.
    Erst mit Anbruch des Tageslichts setzte er sich wieder in Bewegung. Er fühlte sich einigermaßen ausgeruht und hatte entschieden, dass es bessere Orte gäbe als dieses schäbige Straßencafé, wenn er wirklich aufgeben wollte – worüber er sich noch nicht sicher war. Driver ging nach draußen.
    Die lange, gerade

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