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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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und es war ihr gelungen, sie auf der anderen Seite nach unten zu lassen, ohne die oberste Sprosse loszulassen. Oben stießen die beiden Leitern zusammen und bildeten einen Scheitelpunkt, über den sie mit etwas Vorsicht hinwegsteigen und auf der anderen Seite hinunterklettern konnten. Nachdem sie die Hecke überwunden hatten, wateten Zoe, Bob und Steve angewidert durch den halb menschlichen Matsch. Innerhalb der Umzäunung des Hotelgeländes erwies er sich als wesentlich tiefer. Tausenden Leichen war es gelungen, hereinzukommen, aber keine hatte es durch die schmale Lücke zurück hinaus geschafft. Der Sumpf der Verwesung reichte von knöchel- bis knietief, und mit jedem Schritt stampften sie Eis und Knochen in den Boden. Einige Kadaver standen noch aufrecht wie die toten Strünke von Bäumen nach einem Waldbrand, aber die meisten waren im Verlauf der Zeit einfach umgekippt und lagen in verschiedenen Stadien des Zerfalls umher. Ständig schienen sich aus der stinkenden Pampe verdorrte Hände nach ihnen zu strecken, von deren Fingern Fäulnis troff. Und während die Leichen langsam auftauten, wurde der entsetzliche Gestank stetig schlimmer. Zoe würgte ebenso wie Bob. Nur die verzweifelten Gesichter, die von den Fenstern im ersten Stock zu ihnen herabblickten und ihnen zubrüllten, ließen sie weitergehen. Zoe zählte mindestens fünf Menschen. Wie viele mehr mochten dort oben sein?
    Bob versuchte, einen Weg in das von den Kadavern überrannte Gebäude zu finden, doch sie fanden schnell heraus, dass es keinen gab. Abgesehen davon, dass der gesamte ebenerdige Bereich vor Verwesung überzuquellen schien, zeigten sich die Toten im Hotel durch die vergleichsweise milderen Temperaturen etwas belebter als jene draußen. Als klar wurde, was sie versuchten, hatte eine der gefangenen Frauen zu ihnen heruntergebrüllt und ihnen erklärt, dass sie die Treppenhäuser verbarrikadiert hatten, um zu verhindern, dass die Leichen zu ihnen gelangen konnten. Nur konnten sie dadurch auch nicht nach unten.
    Zoe hatte Mühe, konzentriert zu bleiben. Wann immer sie einige Augenblicke lang stillstand, begannen jene Toten, die sich noch rühren konnten, auf sie zuzuhalten. Anfangs kaum merklich, aber als Zoe erkannte, was vor sich ging, fiel es ihr schwer, die Aufmerksamkeit auf irgendetwas anderes zu richten. Die Leichen glichen riesigen Schnecken, die sich glänzend vor Schleim fast nicht wahrnehmbar langsam bewegten. Man konnte versuchen, sie ignorieren, aber wenn man sich länger ablenken ließe, würden sie beim nächsten Blick über die Schulter unmittelbar hinter einem sein, bereit, anzugreifen. Das erinnerte Zoe an ein Spiel, das sie als Kind oft auf dem Schulhof gespielt hatten. Beinah vermeinte sie, die Toten rufen zu hören: »Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?«
    Sie kämpfte sich weiter, bis sie unmittelbar unter einem der Fenster im ersten Stock stand, das einer der oben festsitzenden Männer geöffnet hatte. Nachdem sie einige Minuten lang mit ihm geredet hatte, um herauszufinden, wie man sie am einfachsten herunterbekommen könnte, trat sie zurück, sah sich um und bemerkte mindestens sieben Kadaver, die sich ihr quälend langsam näherten. Sie war froh, als Bob zurückkehrte, um ihr den Rücken zu decken.
    Zusammen beeilten sie sich, während die Sonne höher an den Himmel kletterte und die Temperatur anstieg, und rasch wurde ein Fluchtweg zusammengezimmert. Aus dem ersten Stock wurden mehrere Matratzen heruntergeworfen und unter einem der Fenster aufeinandergestapelt, um die Überlebenden einerseits vor den Toten darunter abzuschirmen und andererseits eine Landefläche zu schaffen, die dick genug war, um den Sprung zu wagen. Dann kamen sie nacheinander heraus. Der Fall in die Tiefe war offensichtlich nichts im Vergleich zur Aussicht darauf, auch nur eine Minute länger in dem leichenhallenähnlichen Hotel festzusitzen. Es ließ sich nicht übersehen, wie verzweifelt sie aus dem Gebäude entkommen wollten. Drei Männer und zwei Frauen sprangen ohne jedes Zögern herab. Dann folgte eine kurze Verzögerung, als der letzte Mann – ungepflegt, korpulent, aber offensichtlich ausgehungert – einen Hund zu dem Sprung zu bewegen versuchte. »Lass die verfluchte Töle einfach zurück«, rief Bob zu ihm hinauf, als er mit einer triefenden Leiche kämpfte, die ihre eisigen Fesseln mittlerweile völlig abgeschüttelt hatte und ihn angreifen wollte. Erst, als der Hundebesitzer es aufgab und aus dem Fenster sprang, folgte ihm das Tier

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