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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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fast sofort.
    Zuerst hatte jeder alles andere als Fragen und Erklärungen im Sinn. Einige herrliche Minuten lang zählte für die Menschen, die das Hotel soeben hinter sich gelassen hatten, nur der Umstand, dass sie endlich frei waren. Es fühlte sich unwirklich an. Bis vor etwa einer Stunde hatte es den Anschein gehabt, ihre schier endlose Gefangenschaft würde sich bis zu ihrem letzten Atemzug fortsetzen. Nun jedoch war sie zu Ende.
    Nachdem sie mithilfe der beiden Leitern den Zaun überwunden hatten, versammelten sie sich am Tor, bevor sie den steilen Abhang zur Straße hinuntergingen. Sie bewegten sich rasch, um den Toten auszuweichen, die taumelnd und kriechend auf sie zukamen. Driver konnte aus dem Bus nichts sehen, aber die Tür stand offen, und er hörte Stimmen, die sich näherten.
    »Eins verstehe ich nicht«, vernahm er die Stimme einer Frau. War das Caron? »Wie habt ihr uns gefunden? Dieser Ort hier ist so abgelegen ...«
    »Wir haben einen Kumpel von euch dabei«, hörte er Jackson erklären. »Seid nachsichtig mit ihm. Er kann nichts für die Verzögerung. Bis jetzt war das Risiko zu hoch, sich rauszuwagen und nach euch zu suchen.«
    Driver stieg aus dem Bus, ging jedoch nicht weiter. Dafür fühlte er sich zu nervös, deshalb wartete er stattdessen, bis die anderen in Sicht gerieten. Bald tauchten sie auf, allerdings gestaltete es die grelle Sonne schwierig, jemanden zu erkennen. Er versuchte, die Köpfe zu zählen, und hörte damit auf, als er Harte sah. Ihre Blicke begegneten sich, und er spürte, wie seine Beine vor Nervenanspannung schwach wurden. Eine kurze, unerwartete Pause entstand. Lag es an Ungläubigkeit? Oder erkannten sie ihn vielleicht nicht? Niemand von ihnen hatte Driver je zuvor glatt rasiert gesehen.
    »Driver?«, fragte Harte deutlich unsicher. Aus seinem Tonfall ließ sich nichts heraushören. »Driver, du durchtriebener alter Mistkerl, bist du das?«
    »Es tut mir leid, Harte«, setzte Driver an, der nicht recht wusste, ob er vorwärtsgehen oder in die andere Richtung die Flucht ergreifen sollte. »Ich dachte, es wäre so am besten. Wäre ich bei euch geblieben, hätten wir alle festgesessen ...«
    Er wappnete sich, als Harte näherkam, dann entspannte er sich, als der Mann unverhofft die Arme um ihn schlang und ihn drückte.
    »Danke, Mann«, stieß Harte hervor, den Tränen nahe.
    Driver schaute zu den anderen auf, die sich näherten. Unter ihnen befanden sich weitere seiner Freunde. Er sah Hollis, Lorna und Caron. Und da war auch Howard Reece mit seinem verfluchten Hund. Und Jas ... Herrgott, er sah traumatisiert aus, schien kaum auf die anderen zu reagieren.
    Einer weiteren Leiche, die am Straßenrand neben Jacksons Füßen lag, gelang es, sich hochzustemmen. Jackson trat ihr in die Überreste des Gesichts.
    »Wir müssen hier weg«, sagte er und scheuchte die anderen in den Bus. Howard, der seinen Hund trug, bildete das Schlusslicht.
    »Was ist mit ...«, wollte Driver fragen, doch Howard schüttelte bereits den Kopf und ließ ihn damit verstummen.
    »Das ist alles, Kumpel«, sagte Howard. »Mehr sind wir nicht.«
    »Aber was ist mit Webb und Gordon? Und mit Martin? Und den anderen?«
    »Amir und Sean haben wir draußen verloren«, antwortete Howard. »Webb und Martin hat es erwischt, als die Leichen reingekommen sind.« Seine Stimme wurde leise und monoton, fast so, als hätte er Mühe, sich zu erinnern. »Gordon und Ginnie wollten einfach nicht mehr weitermachen. Wir haben sie eines Morgens vor ein paar Tagen in ihrem Zimmer gefunden, zusammen tot im Bett. Sie hatten eine Ladung Medikamente von Caron geklaut. Allmählich hatte ich schon angefangen, ihre Entscheidung für durchaus vernünftig zu halten.«
    »Tut mir leid.«
    »Es tut dir leid? Verdammte Scheiße, was sollte dir denn leidtun?«
    »Schien mir einfach angebracht sein, das zu sagen.«
    »Glaub mir, dir muss nichts leidtun, Kumpel. Gestern um diese Zeit war ich kurz davor, aufzugeben. Du hast uns allen einen Gefallen getan.«

12
    Lorna führte Hollis die Wendeltreppe hinauf zu der Stelle des Torhauses, wo sie zuvor Harte und Jas zurückgelassen hatte. Die beiden hatten sich immer noch nicht gerührt. Sie standen mit den Rücken zueinander oben im Turm und blickten über die Zinnen. Allmählich wurde es dunkel, aber Lorna konnte sehen, dass Harte in den Hof hinabstarrte. Jas’ hatte die Aufmerksamkeit eindeutig auf etwas anderes gerichtet.
    »Hollis!«, rief Harte und drehte sich um, als er Schritte hörte.

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