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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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die Straße, von der Driver geredet hat«, fügte sie hinzu und blickte die Fahrbahn entlang, die sich rings um das Hotelgelände erstreckte. Jackson schloss zu ihr auf. Steve und Bob übernahmen eine Leiter, während er die andere an die dichte Hecke vor ihnen lehnte. Jackson hielt die Leiter fest, während Zoe hinaufkletterte. Sie hob die Hände ans Gesicht, um die Augen vor der gleißenden Wintersonne abzuschirmen.
    »Heilige Scheiße«, stieß sie hervor.
    »Schwierigkeiten?«, fragte Steve nervös.
    »Kann man so sagen.«
    Die andere Leiter tauchte neben ihr auf, und Bob stieg empor. »Leck mich am Arsch«, entfuhr es ihm, als er sich auf selber Höhe wie Zoe befand.
    »Sehe ich auch so.«
    Von diesem Aussichtspunkt aus ließen sich das Hotel und ein Großteil des umliegenden Gebiets erkennen. So weit das Auge reichte, übersäten in jeder Richtung Leichen das Gelände um das Gebäude. Wie auf der anderen Seite der Straße waren viele der Toten zertrampelt, doch unzählige standen nach wie vor aufrecht, ein gefrorener Wald des Verfalls. Zoe schaute zurück zum Bus, der am Fuß des Hangs parkte. Die Windschutzscheibe reflektierte das Sonnenlicht, weshalb sie Driver nicht ausmachen konnte. Wie alle anderen hatte auch sie verurteilt, dass er seine Gefährten im Stich gelassen und allein von diesem Ort verschwunden war. Doch während sie auf der Leiter stand und das Ausmaß dessen, was hier geschehen war, auf sich wirken ließ, schien ihr äußerst vernünftig zu sein, was er getan hatte. Selbst in diesem Zustand, erstarrt, zerstampft, aneinander festgefroren, war die schier unüberschaubare Masse toten Fleischs dermaßen groß, dass sich Zoe unwillkürlich fragte, was all die Kadaver hier gewollt hatten. Sie konnte sich nicht ansatzweise ausmalen, welches Grauen die hier verbliebenen Menschen angesichts dieser widerlichen, von Keimen verseuchten, unaufhaltsamen Flutwelle der Verwesung empfunden haben mussten, die auf sie zugerollt war. Zoe musste zugeben, hätte sich ihr die Möglichkeit geboten, hätte sie wahrscheinlich dasselbe wie Driver getan.
    »Seht ihr was?«, rief Steve und trat beiläufig nach einer Hand, die aus der Masse auf der Straße ragte und zu zucken begonnen hatte, als wolle sie sich zur Faust ballen. Sowohl Zoe als auch Bob waren von der Wucht dessen, was sie vor Augen hatten, derart überwältigt, dass sie zunächst nichts erwidern konnten. Zoe musste sich zwingen, den Blick von dem langsam auftauenden Meer der Toten zu lösen und stattdessen das Hotel in Augenschein zu nehmen. Sie betrachtete das Gebäude von rechts nach links. Ihr stockte der Atem, als sie vermeinte, Menschen an einem Fenster im Erdgeschoss zu erspähen. Allerdings handelte es sich nur um weitere verfluchte Leichen, deren Gesichter von der Kraft der unzähligen anderen hinter ihnen, die sich in denselben Raum gedrängt hatten, gegen die Scheiben gepresst wurden.
    »Das ist hoffnungslos«, rief sie nach unten. »Niemand kann das überlebt haben.«
    »Es ist alles voller Leichen«, fügte Bob hinzu.
    »Was? Das Gelände oder das Hotel selbst?«, hakte Jackson nach.
    »Beides«, antwortete Bob. »Jedenfalls das Erdgeschoss.«
    »Haltet weiter Ausschau. Es könnte wie bei einem gekenterten Boot sein.«
    »Was soll das jetzt heißen?«, fragte Bob stirnrunzelnd und schaute zu Jackson.
    »Du weißt doch, dass in einem gekenterten Boot Luft eingeschlossen ist und man überleben kann, solange man den Kopf über Wasser hält, oder?«
    »Ja«, gab Bob zurück. »Aber du hast das hier noch nicht gesehen. Hier gibt es keine Luft, nur Tod.«
    »Warte!«, stieß Zoe aus. »Schau!«
    Sie zeigte zum Hotel. Bob kniff die Augen zusammen und versuchte, zu erkennen, was sie gesehen hatte.
    »Was?«
    Kurz schwieg sie, wirkte verunsichert. Dann jedoch bemerkte sie es erneut – eine Bewegung im ersten Stock. Und es schien sich um eine kontrollierte Bewegung zu handeln. In zwei aneinandergrenzenden Zimmern tauchten Gesichter an den Fenstern auf.
    »Meine Fresse«, entfuhr es ihr keuchend. Sie sah erst Bob an, dann blickte sie hinunter zu Steve und Jackson. »Wir haben sie gefunden.«
    Die unverhoffte Euphorie darüber, dass sie Überlebende entdeckt hatten, wurde rasch von mittlerweile vertrauten Gefühlen überschattet – Nervosität und Unbehagen. Die Menschen aus dem Hotel zu schaffen, dauerte unangenehm lange, und mit jeder verstreichenden Minute wurden die Toten rings um das Gebäude lebhafter.
    Zoe hatte Bobs Leiter über die Hecke gehievt,

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