Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
glaube, du machst es absichtlich. Wasser fließt nach unten, nicht nach oben. Es ist einfacher, Regen aufzufangen, als Wasser aus der Tiefe nach oben zu ziehen. Wir sollten Regenauffangbecken bauen, keine Klettergerüste.«
    »Na schön, na schön ...«, sagte Jackson und ging zu Jas, damit ihre Unterhaltung nicht so leicht mitgehört werden konnte. »Ich versuche also, die Leute zu beschäftigen. Daran ist nichts verkehrt.«
    »Nur sieht es so aus, dass du all die Arbeit verrichtest.« Er nickte in Hartes, Fields und Ainsworths Richtung. Die drei lehnten auf ihren Schaufeln und beobachteten, wie Lorna zu ihnen zurückkam.
    »Vielleicht. Aber es geht nicht bloß um mich. Ich will, dass alle aktiv bleiben und uns darauf vorbereiten, dass wir nach dem Winter von hier verschwinden und einen Neuanfang unternehmen können.«
    »Was gibt es dafür vorzubereiten? Was glaubst du denn, dass passieren wird? Ich schätze mal, wir ziehen einfach alle in verschiedene Richtungen davon und vergessen das alles hier. Ich zumindest habe das vor. Sobald die Leichen verschwunden sind, suche ich mir ein Haus anständiger Größe, besorge mir reichlich Vorräte und tue anschließend so lange wie möglich so wenig wie möglich.«
    »Und damit wirst du glücklich?«
    »Schätze schon.«
    »Aber es muss doch mehr im Leben geben.«
    »Ja? Für mich klingt das ziemlich idyllisch.«
    »Aber diese Freiheit haben wir nicht alle. Was ist mit Aiden? Er ist erst zwölf. Er kann sich nicht allein durchschlagen.«
    »Der kommt schon klar. Er wird keine andere Wahl haben. Außerdem wird er schnell genug erwachsen. Und überhaupt haben wir hier einige Glucken, die ihn nur allzu gern unter ihre Fittiche nehmen werden.«
    »Es könnte noch andere Kinder geben.«
    »Glaubst du?«
    »Ich weiß es nicht, und das ist der springende Punkt. Wir können uns nicht einfach aufteilen und uns auf Kosten alles anderen um uns selbst kümmern. Wenn wir wollen, dass die menschliche Rasse überlebt, dann ...«
    »Wer hat denn davon etwas gesagt?«
    »Was?«
    »Dieser Quatsch von der menschlichen Rasse. Der geht mir am Arsch vorbei, Kumpel. Das hab ich alles versucht, und es funktioniert nicht. Es ist vorbei. Es hat uns zu schlimm erwischt. Du solltest aufhören, dich zu stressen, und dich daran gewöhnen, dich zu entspannen. Wir brauchen nicht nach Wasser zu graben, weil es Millionen Flaschen damit in Supermärkten im ganzen Land gibt, die nur darauf warten, abgeholt zu werden. Und daneben gibt es noch viel mehr – in Seen, Flüssen, Reservoirs ...«
    »Und was ist mit Lebensmitteln?«
    »Dasselbe. Einfach weiter plündern.«
    »Aber irgendwann werden die vorhandenen Vorräte erschöpft sein, und dann ...«
    »... und dann ist es nicht mehr mein Problem. Bis dahin bin ich längst weg. Tot und begraben.«
    »Tja, nicht begraben, wenn du allein bist. Du wirst mit hochgelagerten Füßen auf einem Lehnsessel vor einem Fernseher sterben, der nicht funktioniert.«
    »Dann eben nur tot. Na und? Kratzt mich dann nicht mehr. Tatsache ist, Jackson, ich habe bereits alles verloren, was mir etwas bedeutet hat. Ich habe mir für meine Familie den Arsch aufgerissen und für sie alles getan, was ich konnte. Weißt du, meine Familie hat mir mehr bedeutet als alles andere auf der Welt. Nur war das für nichts, denn letzten Endes konnte ich einen Scheißdreck für sie tun. Ich konnte sie nicht retten. Ich konnte den Schmerz nicht lindern. Scheiße, ich war nicht mal da, als sie alle gestorben sind. Ich war allein unterwegs. Ich war Sicherheitsdienstmitarbeiter in einem neu gebauten Einkaufszentrum, das erst in einem Monat geöffnet hätte, und ich hätte zu Hause sein sollen. Ich habe den Eindruck, je mehr ich mich seither angestrengt habe, desto beschissener sind die Dinge geworden. Deshalb habe ich die Entscheidung getroffen, damit aufzuhören. Ich versuch’s erst gar nicht mehr. Wenn du deine Zeit mit solchem Kram wie dem da vergeuden willst, dann nur zu. Aber erwarte von mir nicht, dass ich dabei helfe.«

15
    Das kleine Klassenzimmer ähnelte allmählich dem Gemeinschaftsraum eines Gymnasiums. Es hielt sich meistens irgendjemand darin auf, aber die Einzige, die den Raum für seinen ursprünglich beabsichtigten Zweck verwendete, war Zoe, und der einzige Grund, warum sie es vorzog, dort zu arbeiten, war, dass es sich um den wärmsten Ort in der gesamten Burg handelte. Sie hatte versucht, in ihrem Wohnwagen zu lernen, doch es hatte sich als nahezu unmöglich erwiesen, sich dort zu

Weitere Kostenlose Bücher