Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
Möglichkeit zu geben, zueinanderzufinden. Vielleicht hatte er ja recht. Vielleicht strengte sich Jackson zu sehr an.
    »Wir werden alle Zeit brauchen«, meinte Lorna, die seine Niedergeschlagenheit spürte. Sie beugte sich näher und fuhr fort: »Das ist für die meisten von uns die erste Gelegenheit, um über die Zukunft nachzudenken. Wir müssen erst verarbeiten, was noch übrig ist, und uns daran erinnern, was es bedeutet, menschlich zu sein, bevor wir entscheiden können, ob es den Versuch wert ist, weiterzuleben. Für mich jedenfalls ist es so.«

16
    Hollis verzog das Gesicht vor Konzentration und Abscheu, als er die letzte der chemischen Toiletten hinter sich herschleifte und in die riesige Jauchegrube entleerte, die im entferntesten Winkel des ummauerten Burggeländes gegraben worden war. Er spülte den Boden jeder der vier Kunststoffschüsseln mit etwas aufbereitetem Wasser aus und füllte anschließend etwa zweieinhalb Zentimeter einer beißend riechenden Chemikalie in jede Toilette, bevor er den Deckel wieder anbrachte und sie zurück in den für die Notdurft vorgesehenen Bereich der Burg schaffte. Die bröckligen, halbhohen Mauern dort hatten anscheinend vor Hunderten Jahren als Stallungstrakt gedient. All unser Fortschritt , dachte Hollis mit einem ironischen Lächeln. All die Jahre und all die technologischen Errungenschaften. Und jetzt sieh sich uns einer an. Wir scheißen hinter einer Mauer in Eimer und pissen in einen schmalen, 30 Zentimeter tiefen Graben, gesäumt von Steinen als Abfluss. Es ist, als wären die letzten 500 Jahre nie passiert .
    So primitiv die Umstände sein mochten, Hollis fand es wichtig, für Hygiene zu sorgen. Es war regelrecht zu einer Besessenheit geworden. Nach dem, was Ellie und Anita in den Wohnungen passiert war, hatte er es auf sich genommen, sich um diesen Aspekt der Dinge zu kümmern. Nicht, dass sich irgendjemand sonst darum gerissen hätte, diese spezielle Verantwortung zu übernehmen. Hollis störte die Gleichgültigkeit der anderen nicht. Was immer die Ursache der Krankheit gewesen sein mochte, durch die jene beiden Mädchen gestorben waren, er wusste, dass sie sich hier keine ähnlichen Risiken leisten konnten. Niemand hielt sich als Gefangener in der Burg auf, aber hinaus oder herein zu gelangen, war nicht einfach – zu Fuß praktisch unmöglich, solange noch ein Funken Lebendigkeit in den Toten draußen steckte. Daher wäre der Ausbruch einer Seuche innerhalb der Mauern unweigerlich katastrophal.
    Hollis hing seinen dunklen Gedanken nach, als er zur Jauchegrube zurückkehrte. Seit seinem letzten Besuch war fast ein Tag vergangen, und er beschloss, ein wenig Erde und Kalk im Ausscheidungsbecken zu verteilen, um zu versuchen, den zunehmend schlimmer werdenden Geruch zu neutralisieren. Da er sich zu müde fühlte, um es von Hand zu machen – seltsam, aber je weniger er tat, desto erschöpfter wurde er in letzter Zeit –, startete er einen kleinen Bagger und fuhr damit zur Grube. Er hob eine Schaufel voll Erde von dem riesigen Haufen, der beim Aushaben des Lochs entstanden war, dann schwenkte er den ausgefahrenen Arm des Baggers herum und leerte die Erde über den kleinen Teich aus Extrementen, verteilte sie bestmöglich.
    Nachdem er den Vorgang mehrmals wiederholt hatte, ließ er den Bagger laufen und streute ein durchdringend riechendes, weißes Pulver in die Grube. Anschließend ging er wieder zum Bagger und hatte vor, noch einige Schaufeln Erde nachzulegen. Er schwang den Arm herum, hob weitere Erde aus dem Haufen, schwenkte wieder zurück – und erfasste jemanden, der in die andere Richtung lief. Es war Steve Morecombe, und die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn von den Beinen. Morecombe brach auf dem Boden zusammen, hielt sich den rechten Arm und schrie vor Schmerzen. Er versuchte, sich aufzurappeln, rutschte jedoch mit dem Fuß am Rand der Grube aus und sank in übel riechenden Matsch. Hollis sprang vom Bagger und rannte zu ihm, um ihm zu helfen. In seiner Hast, ihn vom Rand der Jauchegrube wegzuzerren, versuchte er, Steve hochzuheben, packte ihn jedoch am verletzten Arm, wodurch er nur doppelt so laut schrie.
    »Lass mich los, du verfluchter Idiot!«
    Hollis taumelte zurück. Mehrere Leute drängten sich an ihm vorbei. Sie trafen ein, bevor ihm überhaupt klar geworden war, dass sie sich in der Nähe befanden. Jas und Kieran waren die Ersten, dicht gefolgt von Howard, Zoe und schließlich Jackson.
    »Was zum Henker ist hier passiert?«, wollte Jackson

Weitere Kostenlose Bücher