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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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konzentrieren, auch dann, wenn sie sich im kleinen, quadratischen Badezimmer einschloss und sich auf die nicht angeschlossene Kloschüssel setzte. Abgesehen von den Temperaturen unter null musste sie sich den beengten Raum mit Caron, Lorna und neuerdings auch Melanie teilen, die nach einem Streit mit Sue über etwas so Belangloses, dass sich beide nicht mehr daran erinnern konnten, aus dem Wohnwagen nebenan ausgezogen war. Und mit Melanies Anwesenheit ging unweigerlich einher, dass man spätnächtlichen Herrenbesuch dulden musste – was Lorna in den Wahnsinn trieb –, oder dass sie rund um die Uhr kam und ging, in der Regel, nachdem sie sich mehr als ein paar Drinks gegönnt hatte. Will Bayliss, Phil Kent, Paul Field – Zoe hatte den Überblick über all die verschiedenen Kerle verloren, die Melanie schon durch die Tür geschleift hatte.
    Allmählich wurde Zoe dieser Ort zuwider. Mit den sechs nebeneinander aufgereihten Wohnwagen fing er an, einem Campingplatz der Hölle zu ähneln. Sie musste sich ständig vor Augen halten, dass es nicht für immer sein würde und dass die Dinge, so übel sie hier sein mochten, auf der anderen Seite der Burgmauern unendlich schlimmer waren.
    Ainsworth, Bayliss, Field und Jas saßen um den Ölofen, blockierten einen Großteil der Wärme und veranstalteten einen Höllenlärm. Das Licht schwand bereits, aber Zoe war fest entschlossen, den Abschnitt ihres Lehrbuchs zu beenden, an dem sie den gesamten Nachmittag gearbeitet hatte. Es handelte sich um ein besonders komplexes, zähes Kapitel über die Feinheiten eines speziellen Aspekts des internationalen Handelsrechts, das wohl überflüssigste Thema, das sie sich überhaupt hätte aussuchen können. Das meiste davon hatte nicht einmal damals einen Sinn für sie ergeben, als es noch eine Wirtschaft gab, auf die man die Klausel anwenden konnte.
    »Zoe, Liebes«, rief Sue von der Küche nebenan. »Hilf uns doch mal, ja?«
    Zoe blickte über die Schulter durch die Verbindungstüren zwischen Klassenzimmer, Café und Küche, die Sue mit Stühlen offen fixiert hatte. Wie üblich hatte sie ein Abendmahl für alle zubereitet, die sich dazu aufraffen konnten, sich zum Essen ins Café zu schleppen.
    »Ich bin beschäftigt«, rief Zoe zurück. »Frag jemand anderen. Hier drin sitzen vier Kerle auf ihren Hintern und machen gar nichts. Frag einen von denen.«
    Sue kam zur Tür. »Das kann ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    Einen Moment lang musste sie nach einer Antwort suchen. »Weil sie den ganzen Tag gearbeitet haben, deshalb.«
    »Ich auch.«
    »Ja, aber was du tust, das tust du nur für dich. Sie haben draußen gearbeitet.«
    »Ich auch«, wiederholte Zoe. »Und das hier mache ich erst, seit ich reingekommen bin. Ich frage sie, ob sie helfen, wenn du es nicht tust.«
    »Nein, nicht, ich werde einfach ...«
    Es war zu spät.
    »He, Will«, brüllte Zoe. »Sue braucht Hilfe.«
    Ainsworth stimmte ein sarkastisches, langsames Klatschen an.
    »Warum gehst du ihr dann nicht zur Hand?«, rief Bayliss zurück.
    »Weil ich beschäftigt bin.«
    »Ich auch.«
    »Und womit?«
    »Planen.«
    »Planen wofür?«
    »Kann ich dir nicht sagen.«
    »Schon gut«, meldete sich Sue zu Wort und hörte sich dabei unbehaglich an. »Ich mach es selbst.«
    Die Männer wandten Zoe und Sue wieder den Rücken zu, planten und lachten weiter. Frustriert stand Zoe auf und stieß ihren Stuhl zurück. Er schabte über den Boden und erfüllte das Klassenzimmer mit einem hässlichen Geräusch, als sie widerwillig losging, um Sue zu helfen.
    15 Minuten später stand Sue vor dem Café und schlug wiederholt mit einem Holzlöffel auf einen alten Kochtopf – ein provisorischer Essensgong. Es fühlte sich gut an, im Freien zu stehen und solchen Lärm zu veranstalten, beinah befreiend. Nach Wochen der Stille kam es einer herrlichen Erleichterung gleich, laut sein zu dürfen.
    Es dauerte keine fünf Minuten, bis sich praktisch alle Menschen, die innerhalb der Burgmauern lebten, im Café nebenan einfanden. Sues Essen mochte nichts Besonderes sein, aber es war warm und sättigend und wurde aufrichtig geschätzt. Sie servierte es mit einem gewissen Maß an Stolz.
    Da die meisten Anwesenden aßen, wurde es in dem überfüllten Raum relativ ruhig. Jackson nutzte die Gelegenheit, um das Wort zu ergreifen.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte er und stand auf. »Weiß jemand etwas darüber, wie man Gemüse anbaut?«
    »Man buddelt ein Loch, steckt einen Samen rein, und er wächst«, scherzte

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