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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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führen.
    »Hör mal«, sagte sie, »ich fühl mich echt mies. Ich will’s wiedergutmachen, aber hier drin sind zu viele Leute. Meinst du, wir könnten woandershin gehen und reden?«
    »Klar.«
    »Ich glaube, vorher habe ich einen falschen Eindruck bekommen.«
    »Ich glaube, ich habe dir einen falschen Eindruck gegeben.«
    »In Zeiten wie diesen ist es schwierig, zu wissen, was das Beste ist, oder? Und wie du richtig sagst, nach allem, was heute hier passiert ist, sind alle angespannt. Es steht jetzt so viel mehr auf dem Spiel. Macht man einen falschen Schritt oder sagt man das Falsche zur falschen Zeit zur falschen Person ...«
    »Ich weiß«, fiel Mark ihr ins Wort. »Ich seh’s genauso. Vor allem mit Jas. Es ist, als müsste ich ständig wie auf rohen Eiern laufen. Sag bloß nichts, aber ich glaube allmählich, dass er abdreht.«
    »Er hat zu kämpfen, genau wie wir anderen«, pflichtete Lorna ihm bei. »He, ich habe in der Küche eine Flasche Wein versteckt. Gegen die Kälte hilft die zwar nicht, aber wenn du ein Glas möchtest ...«
    »Oder zwei?«
    »Oder drei?«
    Er bewegte sich auf sie zu, und sie stieg die Stufen zurück hinunter, führte ihn rasch über den Hof. Beide blickten nervös hin und her, vergewisserten sich, dass niemand in der Nähe war – wie zwei Kinder, die sich trotz Hausarrests rausschlichen. Vor der Tür zum Café blieben sie stehen.
    »Hast du die Schlüssel noch?«, fragte Lorna. Er kramte in der Hosentasche und zog einen Schlüsselbund hervor. Dann fing er an, die einzelnen Schlüssel durchzusehen und hielt sie nacheinander hoch, bis er den fand, der ins Schloss passte. Seine Hände zitterten vor Nervosität, als er die Tür aufsperrte und aufschob. Anschließend wiederholte er den Vorgang bei der Tür zur Küche.
    Kaum waren sie eingetreten, fiel sie über ihn her. Sie schloss die Tür hinter sich, schlang die Arme um ihn und küsste ihn heftig. Verdutzt vergaß er einen Moment lang, wie er reagieren sollte. Sein letzter solcher Körperkontakt lag so lange zurück. Auch Lorna selbst überraschte der Kuss, und ein paar Sekunden lang vergaß sie sich. Die Wärme, die es vermittelte, eine andere Person festzuhalten ... die weichen Lippen ... die Feuchtigkeit und Hitze, die zwischen ihnen übertragen wurden ... Grundlegende Vergnügen, aber allesamt vollkommen vernachlässigt, und das seit dem Tag, an dem alle gestorben waren. Wie lange mochte es her sein, dass sie beide so etwas empfunden hatten?
    »Oh Mann, Lorna«, stieß er in einer kurzen Pause zwischen ihren leidenschaftlichen Küssen hervor.
    »Mach irgendwas vors Fenster«, sagte sie zu ihm. »Wir wollen doch nicht, dass jemand zu uns hereinschaut.«
    Er küsste sie erneut, dann löste er sich widerwillig von ihr, um ihrer Aufforderung nachzukommen. In der Hose hatte er einen Ständer, den er zurechtrücken musste, um sich zu bewegen, und er hatte Mühe, klar zu denken. Sein Unterleib brannte vor Verlangen. Es gelang ihm, das schmale Fenster mit Geschirrtüchern, Schneidbrettern und leeren Kartons zu verstellen, was er so schnell wie möglich tat.
    »Damit hätte ich nicht gerechnet«, meinte er, während er arbeitete. Plötzlich fühlte er sich unglaublich gerührt, bemühte sich jedoch tunlichst, es nicht zu zeigen. »Ich hätte nicht gedacht, dass du so empfindest ...«
    »Schon komisch, wie sich die Dinge entwickeln«, erwiderte sie, während sie an der Arbeitsfläche aus Edelstahl lehnte und ihn beobachtete. Er schaute über die Schulter zurück, als sie den Reißverschluss des schweren Wintermantels öffnete, den sie in letzter Zeit ständig zu tragen schien. Da es in der Burg außer im Klassenzimmer nirgendwo eine richtige Heizung gab, hüllte sich jeder in so viele Kleiderschichten, wie bequem möglich waren. Lorna zog den Mantel und ihr Sweatshirt aus und kämpfte bereits sichtlich mit der Kälte, dann knöpfte sie langsam ihre Bluse auf. Ainsworth konnte den Blick nicht von ihr lösen. »Willst du jetzt etwas trinken?«, fragte sie.
    »Gern ... danke ...«
    Lorna trat vor und küsste ihn abermals, diesmal in Form eines sanften Schmatzes auf seine unrasierte Wange. Er spürte, wie ihre Brüste ihn streiften, und vermeinte, durch die unverhoffte Intensität der zuvor unterdrückten Emotionen, die über ihm zusammenschwappten, ohnmächtig werden zu müssen. Sie drehte ihm den Rücken zu und bückte sich. Gab sie sich für ihn bewusst aufreizend? Er betrachtete die Kurven ihres Körpers, die so lange unter all den Schichten

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