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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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einsammeln, ein Fahrzeug suchen, das groß genug für alle ist, dann schleunigst verschwinden, bevor es jemand anderer bemerkt. Aber solche Pläne klingen immer gut, bis man mittendrin ist , dachte er bei sich. Schon das Durchqueren des Meers der Toten hatte sich als Albtraum erwiesen, und was das Erklimmen der Mauer anging ... Er wusste ehrlich nicht, ob er das schaffen würde. Solle Harry abrutschen und fallen ... nicht auszudenken. Das könnte er unmöglich überleben, und sie hätten keine Chance, ihm zu helfen. Harte musste an Morecombe denken, der an den Folgen eines Unfalls gestorben war, von dem er sich eigentlich vollständig hätte erholen sollen.
    Verdammt, und dabei war dies der einfache Teil des Plans. Er zweifelte ernsthaft daran, ob es klappen würde.
    Mittlerweile hatte Harry zwei Drittel des Wegs nach oben zurückgelegt. Seine Arme taten weh – er hatte so etwas schon länger nicht mehr gemacht –, aber er konnte die Schmerzen ignorieren, weil er wusste, dass sie nicht mehr lange andauern würden. Er suchte nach einem weiteren Halt und fand eine schmale Lücke zwischen zwei mächtigen Steinblöcken, die vor Hunderten Jahren zurechtgehauen und an ihren Platz gehievt worden waren. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sich ablenken zu lassen , sagte er sich, als er darüber nachdachte, wie viele Jahre diese massiven Blöcke an Ort und Stelle geblieben waren und was in dieser Zeit mit der Welt rings um sie alles geschehen war. Selbst, wenn er diese Nacht und weitere 50 Jahre überlebte, wäre sein gesamtes Leben kaum mehr als ein Blinzeln im Vergleich zu den Jahrhunderten, die dieser Ort schon hier stand.
    Schließlich erreichte er die Oberkante der Mauer, spähte zuerst darüber, zog die Beine hoch und blieb geduckt, damit er von drinnen nicht gesichtet würde. Er lag flach auf dem Bauch und spähte auf das Burggelände hinab. Harry erblickte die Jauchegrube, von der Harte ihm erzählt hatte – er konnte sie sogar riechen –, und daneben lag in eine Plane gehüllt eine unverkennbare Form. Es handelte sich um die Leiche, daran bestand kein Zweifel. Er schaute in die andere Richtung und zeigte Michael und Harte rasch den hochgestreckten Daumen, um ihnen zu verstehen zu geben, dass alles in Ordnung war und man ihn nicht bemerkt hatte. Verflucht, all dieses Gerede über James Bond ... Allmählich fühlte er sich wirklich wie ein Spion. Allerdings war Spionieren nun, da nur noch so wenige Menschen lebten, zu einer weiteren überflüssigen Tätigkeit geworden.
    Harry blickte die Innenseite der Mauer in beide Richtungen entlang. Ein Stück hinter ihm waren mehrere Lastwagen abgestellt worden. Durch sie würde dieses Unterfangen unermesslich einfacher werden. Eines der Fahrzeuge würde ihm nicht nur etwas bieten, worauf er sich in vernünftiger Höhe hinabsenken konnte, es würde auch einen perfekten Ankerpunkt abgeben, an dem er das Seil befestigen konnte. Mehr noch, wenn es ihm gelänge, an die Schlüssel zu gelangen, wäre jeder der Wagen hervorragend dafür geeignet, Menschen vom Burggelände zu schaffen. Er blickte wieder zurück zu Michael und Harte, die immer noch an derselben Stelle standen, immer noch auf sein Zeichen warteten, dann deutete er in die Richtung, in die er sich zu bewegen gedachte.

38
    Zusammen halfen Harry und Michael Harte auf das Dach des Lastwagens herunter. Die drei legten sich flach hin, um nicht gesehen zu werden. Es war nach acht. Der Tag war lang und ereignisreich gewesen, und es fühlte sich bereits wie mitten in der Nacht an. Der Mond schien zwar nach wie vor, dennoch lagen weitläufige Bereiche des Lagers innerhalb der Burg in Schatten verborgen, da die hohen Mauern ringsum das spärliche Licht blockierten. Das einzige andere Licht stammte aus den Fenstern einiger Wohnwagen am gegenüberliegenden Ende in der Nähe des Torhauses und von den schimmernden Überresten eines kleinen, unbeachteten Feuers. Leider schien die bittere Kälte dafür zu sorgen, dass in dieser Nacht alle in ihren Zufluchten blieben und sich versteckten wie Tiere im Winterschlaf.
    »Weißt du, wer alles raus will, und kannst du uns diejenigen irgendwie zeigen?«, flüsterte Michael. »Das Problem ist, wir wissen ja nicht, wer wer ist.«
    »Ich hab da eine gute Idee.«
    »Wo werden sie wahrscheinlich sein? In diesen Wohnwagen?«
    »Ich denke schon«, antwortete Harte. »Es gibt zwar ein Klassenzimmer, ein Café und einige andere Räume drüben beim Torhaus, aber dort sehe ich nirgendwo größere

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