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Herbst - Ausklang (German Edition)

Herbst - Ausklang (German Edition)

Titel: Herbst - Ausklang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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gelangten, wo er Lorna gesehen hatte.
    »Das ist er?«
    »Ja, da drin«, bestätigte Harte. Er bedeutete Michael, in den Schatten zu bleiben, dann schlich er vorwärts und klopfte leise an das Fenster, neben dem Lorna lag. Anfangs reagierte sie nicht. Er schlug ein wenig fester mit den Knöcheln gegen die Scheibe und zuckte angesichts des Lärms zusammen. Nach einigen Sekunden setzte sich Lorna auf und sah sich um. Sie bewegte sich schlagartig schneller, als sie sein Gesicht am Fenster erblickte. Er zeigte ihr an, sie solle herauskommen.
    Warte , bildeten ihre Lippen. Sie verschwand, und Harte hörte sie drinnen mit jemandem reden. Nach einer kurzen Verzögerung öffnete sich die Tür. Nun vernahm er ihre Stimme deutlicher. Sie sagte jemandem, dass sie pinkeln müsse. Die andere Person – die nach Mark Ainsworth klang – erteilte ihr die Erlaubnis dazu, forderte sie jedoch auf, sich zu beeilen. Falls er als Wächter fungieren sollte, war er ziemlich inkompetent. Lorna schloss hinter sich die Tür, lief zur Rückseite des Wohnwagens und zog Harte in die Schatten hinter den Überresten einer weiteren einstürzenden Innenmauer der Burg. Michael folgte den beiden.
    »Du meine Güte«, stieß Lorna hervor. »Bist du mit dem Fallschirm hier drin gelandet, Harte? Ich dachte, du wärst uns wieder davongelaufen.«
    »Ich hab’s bloß so gemacht wie Driver. Am besten stiehlt man sich davon und wartet, bis es sicher ist, zurückzukommen.«
    »Sicher ist es jetzt wohl kaum.«
    »Weiß ich, aber es war der richtige Zeitpunkt dafür, das zu tun.«
    »Vorher hast du anders geredet«, mischte sich Michael ein. »Er hat gezetert wie ein altes Weib. Ich bin übrigens Michael.«
    »Lorna«, stellte sie sich vor. »He, bist du nicht derjenige mit dem Baby?«
    »Hoffentlich.«
    »Hebt euch den Small Talk für später auf«, sagte Harte, dessen Magen vor nervlicher Anspannung flatterte. »Wir müssen erst alle hier rausschaffen.«
    »Und wie genau wollen wir das anstellen?«
    »Unser Kollege Harry wartet in dem Lastwagen da drüben«, erklärte Michael. »Wir verfrachten alle, die weg wollen, auf die Ladefläche, dann machen wir das Tor auf und verschwinden schleunigst von hier – hoffentlich, bevor sonst jemand mitbekommt, was läuft.«
    »So einfach?«
    »Hoffentlich.«
    »Seid ihr alle in dem Wohnwagen?«, fragte Harte.
    »Der größte Teil«, antwortete Lorna. »Ein paar andere sind nebenan. Aber es gibt da ein Problem.«
    »Und das wäre?«
    »Wachhunde. Mindestens einer in jedem Wohnwagen.«
    Harte sah Michael besorgt an. »Schalten wir sie aus?«
    Michael wirkte genauso unsicher. Leichen zu beseitigen, war eine Sache, aber gegen einen anderen Überlebenden zu kämpfen, eine völlig andere.
    »Bleibt hier und gebt mir ein paar Minuten«, sagte Lorna schließlich. »Ich hab eine Idee.«

39
    »Du hast dir ganz schön Zeit gelassen«, meinte Ainsworth, als Lorna zum Wohnwagen zurückkehrte. Er klang halb verschlafen. Wenn sie etwas länger gewartet hätte, wäre er vielleicht völlig eingedöst, und sie hätten unter Umständen unbehelligt davonmarschieren können, dachte sie und bereute ihr plumpes Eintreten. Ihr Herz pochte wild, ihre Handflächen fühlten sich klamm an. Sie wusste nicht, ob sie das durchziehen konnte.
    »Tut mir leid«, sagte sie und verfiel zurück in ihre Rolle. »Ich wollte nicht so lange brauchen. Ich hab nur nachgedacht ...«
    »Worüber?«
    »Über dich. Mir ist durch den Kopf gegangen, wie abweisend ich in letzter Zeit zu dir war. Und wie fies in der Küche vorhin. Es tut mir leid.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, erwiderte er, klang verdutzt und doch überraschend aufrichtig. »Das lag an mir. Manchmal kann ich ein richtiger Arsch sein. Weißt du, hin und wieder vergesse ich mich, vor allem bei all der Scheiße, die rings um uns läuft.«
    »Ich weiß.«
    »Ist also nicht nötig, sich zu entschuldigen. Okay?«
    »Okay. Danke.«
    Sie beobachtete, wie er sie beobachtete. Der arme Trottel hatte keine Ahnung, was er als Nächstes sagen sollte. Er konnte reden wie ein Wasserfall und jeden mit Geschichten über seine bedeutungslosen 15 Minuten – oder eher 15 Sekunden – des Ruhms im Fernsehen vergangenes Jahr zu Tode langweilen, aber er war bei Weitem nicht die hellste Birne im Kronleuchter. Lorna wusste, dass Ainsworth sie wollte – das wusste sie schon ewig. Außerdem war ihr bewusst, dass er in 100 Jahren nicht damit gerechnet hätte, je eine solche Unterhaltung mit ihr zu

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