Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
des Vormittags hatten sie seine selbstsüchtigen Motive zunehmend erzürnt. Sie hielt ihn nicht nur für einen Idioten, weil er auch nur daran dachte, in die Stadt zurückzukehren, sondern auch für einen jämmerlichen, egoistischen Mistkerl, weil er sie und Michael im Stich ließ. Drei schien eine gute Zahl – sollte sich einer von ihnen verletzten, konnten ihm die anderen beiden helfen. Mit Michael alleine war klar, dass einer von ihnen ernsthaft in der Klemme säße, sollte dem anderen etwas zustoßen. Und die Chancen, dass Carl überlebte, sollte er einen Unfall haben, waren gleich Null. Indem er verschwand, brachte er sie alle in Gefahr.
    »Was hältst du davon?«, flüsterte Carl zu Michael, doch er konnte sich nicht einmal dazu aufraffen, Interesse an dem Motorrad oder Carl zu heucheln. Stattdessen grunzte er nur halbherzig.
    »Fertig zum Aufbruch?«, fragte Michael schließlich, wobei er die Frage unmissverständlich an Emma richtete.
    Sie nickte. »Ich bin bereit.«
    »Ich habe einen Landrover gefunden«, sagte er. »Lass schon mal den Van an. Ich versuche, ob der Landrover anspringt. Wenn ja, fahre ich voraus, wenn nicht, springe ich bei dir rein.«
    Abermals nickte sie. Ihre Kehle fühlte sich trocken an, ihr Herz hatte begonnen, bis in den Hals zu pochen – sie wusste, dass sie binnen kürzester Zeit von Leichnamen umzingelt sein würden, sobald sie den Motor startete.
    »Ich fahre euch nach«, meldete Carl sich zu Wort.
    »Wie du meinst«, murmelte Michael und lief zurück zum Landrover.
    Sobald er sich im Auto befand, stieg Carl auf das Motorrad und wartete. Emma schaute zum Autohaus hinüber und beobachtete Michael. Er stellte den Sitz ein und steckte den Schlüssel ins Zündschloss, dann gab er Emma ein Zeichen. Sie startete den Van. Innerhalb weniger Sekunden trafen die ersten Leichname ein, weitere schlurften aus allen Richtungen auf die Überlebenden zu. Michael ließ den Landrover an, rollte vorsichtig über den hohen Bordstein und hinab auf die Straße. Carl startete das Motorrad, wofür er drei Versuche brauchte, bis der Motor nach der langen Zeit des Stillstands mit einigem Stottern zum Leben erwachte. Das Ohren betäubende Gebrüll der Maschine schien die Aufmerksamkeit jedes Leichnams im Umkreis von mehreren Meilen zu erregen. Eine gewaltige Masse von Leichen brandete auf die Überlebenden zu, so schnell die verwesenden Beine sie trugen.
    Während die Leichname unablässig gegen die Seiten des Landrovers prallten, drückte Michael aufs Gas und schnitt einen grausigen Pfad durch die Masse der erbärmlichen Kreaturen. Emma folgte in seiner Schneise, zuletzt setzte Carl sich in Bewegung. Das Motorrad erwies sich tatsächlich als leistungsstark – stärker als er erwartet hatte. Im ersten Augenblick war er überrascht und verlor beinah die Kontrolle darüber. Er bremste kurz und stählte sich. Ein Leichnam schlurfte auf ihn zu und packte ihn hinten an der Jacke, mehr durch Zufall als gezielt. Erschrocken hob Carl die Füße vom Boden, beschleunigte und raste aus dem trostlosen, toten Dorf, ließ die Leichen, die mit ausgestreckten Armen nach ihm griffen, hinter sich zurück.
    Nach ein paar Meilen hatte Carl genug Selbstverstrauen entwickelt, um zu versuchen, das Potenzial des Motorrads auszuschöpfen. Er raste los, überholte den Van und den Landrover, ließ sich wieder zurückfallen, fuhr dazwischen hindurch und bahnte sich einen Weg durch die Wracks, die wandelnden Leichname und die Trümmer auf der Strecke. Als er den Pfad erreichte, der von der Hauptstraße zur Penn Farm führte, fühlte er sich sicher genug, um vorauszufahren. Er überquerte die Steinbrücke, schloss das Tor auf und wartete, bis Michael und Emma eintrafen. Sobald sie sich auf dem Hof innerhalb der Barrikade befanden, warf er das schwere Tor zu und verriegelte die acht robusten Vorhängeschlösser, die es sicherten. In der Nähe hatten sich bereits Leichen eingefunden – vermutlich die Überreste der Scharen von letzter Nacht. Als er das Tor schloss, sah er zwanzig bis dreißig Schemen aus dem nahen Wald auftauchen und auf das Haus zustolpern. Obwohl sie immer noch unbeholfen und lethargisch wirkten, bewegten sie sich beunruhigend entschlossen und zielstrebig. Noch vor einer Woche waren sie völlig plan- und orientierungslos umhergewankt. An jenem Morgen stand unzweifelhaft fest, dass die Leichname eine Absicht verfolgten.
    Carl schob das Motorrad näher zum Haus und begann, es auf Anzeichen offenkundiger Schäden zu

Weitere Kostenlose Bücher