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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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fast acht Uhr, und der Umstand, dass es eine angemessene Zeit zum Aufstehen war, gepaart mit der Tatsache, dass die Barriere um das Haus intakt schien, vermittelte ihr ein tröstliches Gefühl der Sicherheit und des Schutzes. Nach wie vor darauf bedacht, Michael nicht zu wecken, zog sie sich an und ging nach unten. Sie fand Carl in der Küche.
    »Morgen«, begrüßte sie ihn, als sie eintrat, dann gähnte sie und streckte sich. Carl brummte nur etwas Unverständliches, schaute jedoch nicht einmal von seiner Tätigkeit auf.
    Emma blieb stehen und beobachtete ihn einen Augenblick. Er war voll angezogen, und offenbar hatte er sich gewaschen und rasiert. Er durchsuchte die Küchenschränke. Auf dem Tisch hatte er einen Stapel Lebensmittelvorräte aufgetürmt.
    »Was machst du denn da?«, fragte sie vorsichtig.
    »Nichts«, murmelte er und sah sie immer noch nicht an.
    »Für mich sieht das aber nicht nach nichts aus.«
    Carl schwieg.
    Da er offenbar nicht reden wollte, ging Emma um ihn herum zum Herd. Sie hob den Kessel an und schüttelte ihn. Da sich noch genug Wasser darin befand, stellte sie ihn wieder ab und zündete den Gasbrenner an. Sowohl der Kessel als auch der Herd waren kalt. Was immer Carl tat, war ihm anscheinend so wichtig, dass er sich nicht einmal die Zeit genommen hatte, sich Kaffee oder Tee zu machen. Dabei war dies eine der wenigen Gemeinsamkeiten der drei – sie alle brauchten nach dem Aufstehen etwas Heißes zu trinken, um in die Gänge zu kommen.
    »Willst du Kaffee?«, fragte sie ihn freundlich, fest entschlossen, sich nicht von seiner Feindseligkeit anstecken zu lassen.
    »Nein«, gab er sofort zurück, wobei er nach wie vor jeden Augenkontakt mied. »Nein, danke.«
    Emma zuckte mit den Schultern und löffelte Kaffeepulver in zwei Tassen.
    Im Raum herrschte gedrückte Stimmung. Das einzige Geräusch stammte vom Kessel, der auf dem Herd brodelte. Carl durchstöberte weiter die Schränke und Schubladen. Emma fühlte sich unbehaglich. Er führte unverkennbar etwas im Schilde, aber wollte eindeutig nicht darüber reden, und ihr fiel keine unterschwellige Weise ein, um ihn zu fragen, was er vorhatte. So gelangte sie zu dem Schluss, dass sie sich direkt danach erkundigen und beharrlich bleiben musste, bis sie eine Antwort erhielt.
    »Carl«, setzte sie an, »was genau machst du da? Und bitte beleidige nicht meine Intelligenz, indem du behauptest, nichts.«
    Er ignorierte sie.
    Emma fiel auf, dass ein voll gepackter Rucksack an einer Wand im Lagerraum neben der Küche lehnte.
    »Was soll das werden?«, fragte sie.
    Immer noch keine Antwort.
    Der Kessel begann zu pfeifen. Emma schenkte für sich und Michael je eine Tasse ein. Sie nippte an dem sengend heißen Getränk und sah Carl über den Tassenrand hinweg unverwandt an.
    »Wohin willst du?«, bohrte sie in bewusst ruhigem Tonfall nach.
    Carl wandte ihr den Rücken zu und lehnte sich an den nächstbesten Küchenschrank.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er schließlich. Emma vermutete, dass er log. Wenngleich er sich betont unbekümmert gab, war offensichtlich, dass er genau wusste, wohin er wollte und was er vorhatte.
    »Hör schon auf«, seufzte sie und wurde des Spiels allmählich überdrüssig. »Erwartest du wirklich, dass ich das glaube?«
    »Glaub doch, was du willst«, herrschte er sie an. »Ist mir scheißegal.«
    »Du kannst das Haus nicht verlassen, es ist zu gefährlich. Verdammt noch mal, du hast doch selbst gesehen, wie viele dieser Dinger es letzte Nacht hierher geschafft haben. Wenn du wirklich denkst, dass du –«
    »Das ist doch das ganze beschissene Problem!«, fiel er ihr ins Wort und drehte sich ihr endlich zu. »Ich habe gesehen, wie viele verfluchte Leichen gestern hier waren – zu viele. Es ist hier nicht mehr sicher.«
    »Es ist nirgends mehr sicher. Carl, dieser Ort ist besser als jeder andere, den du finden könntest.«
    »Nein, ist er nicht«, widersprach er. »Wir sind hier völlig exponiert. Es gibt weit und breit keine Zuflucht. Wenn dieser Zaun fällt, sind wir restlos im Arsch.«
    »Aber siehst du denn nicht, dass wir dieses Problem überwinden können? Wenn sie in großer Zahl aufkreuzen, halten wir einfach die Füße still. Wenn wir lange genug leise und außer Sicht bleiben, verschwinden sie wieder.«
    »Und ist es das, was du willst? Bist du glücklich damit, dich jedes Mal stundenlang zu verstecken, wenn diese verdammten Dinger aufkreuzen? Sie werden mit jedem Tag stärker, und es wird nicht mehr lange dauern,

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