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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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erwiderte er.
    Baxter und Cooper, die als einzige Überlebende im Freien waren, entfernten sich von der Startbahn, als zuerst Lawrence und dann Keele die Motoren ihrer jeweiligen Fluggeräte starteten. Der Abflug des Helikopters wurde durch einen plötzlichen Anstieg von Wind und Lärm begleitet, als er in die Höhe stieg und dann gemächlich das Flugfeld umkreiste, wodurch die verrottenden Massen hinter dem Begrenzungszaun in gewalttätige Ekstase versetzt wurden.
    Keele ließ das Flugzeug bis an das Ende der Landebahn rollen und erhöhte dann die Geschwindigkeit. Lawrence schwebte hoch über dem Erdboden und beobachtete, wie der andere Pilot das Flugzeug vorsichtig vom Boden und in die Luft zog. Nach einigen Schlenkern kletterte es schnell und kraftvoll auf die grauen Wolken zu.
    Am Rande des Flugplatzes begann sich der Leichnam von Kelly Harcourt zu bewegen.
    Die tote Soldatin hatte reglos zwei Tage lang in Wind, Regen und der Dunkelheit dort, wo sie zusammengebrochen war, gelegen. Nun nahm die Veränderung ihren Lauf, begann tief im paralysierten Gehirn des Leichnams und zeigte sich an den ersten Bewegungen der kalten und leblosen Fingerspitzen.
    Sie breitete sich im Körper aus, die Beweglichkeit nahm nach und nach zu, bis sich die toten, getrübten Augen zuckend öffneten und sich der Rumpf wie auch die schwerfälligen Arme und Beine wieder zu regen begannen. Der Leichnam schleppte sich mit ungelenken, unfreiwilligen und unkoordinierten Bewegungen auf alle viere, stand dann auf, begann zunächst vorwärts zu stolpern und danach zu gehen. Die Schwerkraft und die unebene Lage des Landes waren die einzigen Faktoren, von denen die willkürliche Richtung, die die tote Soldatin einschlug, beeinträchtigt wurde. Sie stolperte durch das lange Gras und blieb so lange in Bewegung, bis sie gegen den Grenzzaun krachte.
    In Übereinstimmung mit den grundlegenden Reaktionen, die schon die Abertausenden anderen Leichen gezeigt hatten, die sich vor ihr vom Boden hochgezogen und auf diese Art und Weise bewegt hatten, drehte sich die Hülle, die einst Harcourt gewesen war um, und versuchte wegzugehen. Doch sie konnte sich nicht bewegen. Sie saß in der Falle und wurde von hinten durch die zahlreichen zupackenden Hände der verrottenden Leichen auf der gegenüberliegenden Seite des Zauns festgehalten. Da sie bereits durch den Lärm des Flugzeugs und des Helikopters über ihren Köpfen aufgewühlt waren, rief die Auferstehung der toten Soldatin weitere brutale Reaktionen hervor. Den geschicktesten unter den grausamen Kreaturen gelang es, ihre verwesenden Finger durch das Drahtgeflecht zu stecken und das Haar des Kadavers, dessen Kleidung und was auch immer sie sonst zu fassen bekamen, festzuhalten. Die Leichen rissen unablässig an Harcourts Überresten und versuchten aussichtslos, sie rückwärts durch den Zaun zu ziehen, ohne zu begreifen, dass sie die verdrahtete Barriere davon abhielt. Endlich verloren die steifen Finger ihren Halt und rutschten ab, wodurch der Leichnam wieder in die entgegengesetzte Richtung torkeln konnte.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Zaunes, ein wenig rechts von der Stelle, an der Harcourts Leiche einen Augenblick lang gefangen gewesen war, reagierte ein anderer Leichnam. Vor acht Wochen war diese Kreatur ein junger, intelligenter und attraktiver Leiter eines Bekleidungsgeschäfts gewesen, der eine strahlende Zukunft vor sich gehabt hatte. Nun war er eine lehmbespritzte, halb nackte, abgemagerte Ansammlung aus spröden Knochen und verrottendem Fleisch. Anders als der Großteil der riesigen, brodelnden Horde begann dieser allerdings Anzeichen tatsächlicher Kontrolle und Zielstrebigkeit zu zeigen. Im Gegensatz zu denen, die einfach leer vor sich stierend dastanden oder jenen, die an den anderen Leichen, die sich direkt neben ihnen befanden, zogen und zerrten, begann dieser Leichnam zu denken. Während er fest gegen den Zaun gepresst wurde und zu beiden Seiten von vielen Tausenden Kreaturen umringt wurde, wurde ihm bewusst, dass er sich bewegen musste, um zu überleben. Auf der anderen Seite des Netzes konnte er gerade noch die dunklen, unscharfen Umrisse von Harcourts Leiche, die in verhältnismäßiger Freiheit davonstolperte, ausmachen und entschied, dass es das war, was er tun musste. Er packte den Draht mit kalten, knochigen Händen und begann daran zu rütteln. Andere Leichen folgten seinem Beispiel.

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    Nun, da Denvers Lye beinahe vollständig gesäubert und der Großteil der toten

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