Herbst - Läuterung
nächste Wand und fühlte, wie erneut kalter Schweiß auf seiner Stirn kribbelte. Er musste sich dazu bringen, es zu tun. Ihm war klar, dass er keine andere Wahl hatte. Abgesehen von den restlichen Leuten würde er selbst, wenn er nicht in diesen verdammten Flieger stieg, ebenso auf dem Flugplatz festsitzen.
»Endlich ist er hier«, rief Richard Lawrence, als Keele zielstrebig an ihm vorüber und auf das Flugzeug zu ging. »Geht es Ihnen gut, Tuggie?«
Keele hörte ihn nicht, sondern konzentrierte sich stattdessen darauf, über seine Furcht hinauszuwachsen und die vor ihm liegende Aufgabe zu fokussieren. Lawrence sah zu Cooper hinüber und zuckte die Achseln.
»Lassen Sie ihn«, flüsterte Cooper, »er ist zumindest hier. Solange er das verdammte Flugzeug in die Luft bringt, ist es mir egal, in welchem Zustand er ist.«
Die beiden Männer blieben stehen und beobachteten, wie Keele in das Cockpit des Flugzeugs kletterte und nervös seine Startvorbereitungen durchlaufen ließ. Im hinteren Teil der Maschine saßen zwölf ebenso nervöse Überlebende an ihre Sitze geschnallt und waren – wie bereits seit der letzten halben Stunde – von allen Koffern und Kisten mit brauchbaren Vorräten umringt, die die Gruppe ohne Schaden hatte hineinzwängen können. Aus dem Bürogebäude tauchten weitere fünf auf, darunter Donna und Clare. Clare hatte ihren Arm um die Schulter von Dean McFarlane, dem jüngsten Überlebenden, der erst acht Jahre alt war, geschlungen und ging zum Flugzeug hinüber.
»Sorg dafür, dass du keinen Blödsinn machst, wenn du dort angekommen bist«, rief ihr Jack Baxter von seinem Standpunkt neben Cooper am Rande der Startbahn zu.
»Werde ich schon nicht, keine Sorge.« Sie blickte nervös zu ihm hinüber, als sie ihren Sicherheitsgurt anschnallte. »Ich schicke Ihnen eine Postkarte, damit Sie wissen, wie es dort drüben ist!«
»Bemühe dich nicht.« Baxter ging lachend einige Schritte auf sie zu, um sicherzugehen, dass sie gut angeschnallt war. »Wir haben alle vor, in ein paar Tagen bei euch zu sein. Ich komme schon nach, bevor die Postkarte hier eintrudelt!«
Keele tauchte aus dem Cockpit des Flugzeugs auf. Er kletterte wieder auf die Startbahn, musterte die Länge des Flugzeugs, sah dann prüfend in den Himmel, wodurch er sich offensichtlich mental vorbereitete. Richard Lawrence drehte sich um und sprach mit Donna, die in der Nähe stand und das Ganze unruhig beobachtete.
»Sieht so aus, als wären wir startklar«, sagte er, griff nach ihrem Arm und führte sie behutsam vorwärts. »Gehen Sie an Bord.«
Donna nickte und ging auf den Helikopter zu, bei dem drei anderen Überlebenden warteten. Cooper beobachtete sie, als sie sich entfernte.
»Glauben Sie, dass es dem Haufen gut gehen wird?«, fragte er.
»Sollte der Fall sein«, erwiderte Lawrence. »Ich rechne damit, dass Keele, sobald er in der Luft ist, neuen Mut schöpft.«
»Entweder das, oder er bricht zusammen. Was ist, wenn er durchdreht?«
»Dann wird es ein kurzer Flug, nicht wahr? Und es führt dazu, dass ich die nächsten Wochen damit verbringen kann, zwischen diesem Loch und der verdammten Insel hin und her zu fliegen.«
Keele kam auf sie zu.
»Bereit?«, fragte Cooper.
»Ich nehme es an«, erwiderte er mit einer Stimme, die nicht sehr sicher klang.
»Sie kennen die Route, nicht wahr, Keele?«, wollte Lawrence noch einmal wissen. Vorsicht war besser als Nachsicht.
»Glaube schon.«
»Sie sollten keine Schwierigkeiten haben, den Ort zu finden. Im ungünstigsten Fall nehmen Sie Kurs auf die Ostküste und folgen ihr nach Norden, bis Sie die Insel finden. Sie werden den Rauch und die Leute sehen und die werden Sie sehen, bevor Sie ...«
»Das weiß ich«, unterbrach ihn Keele. »Das haben Sie mir schon gesagt.«
Cooper und Lawrence wechselten rasche Blicke. Beide waren sich immer noch über den Geisteszustand des Piloten und seine Fähigkeit, zu fliegen, im Zweifel.
»Legen Sie los«, drängte Cooper. Keele trabte zum Flugzeug zurück.
»Wir sollten später am Tag wieder zurück sein«, rief Lawrence über seine Schulter zurück, während er zum Helikopter ging. Er blieb stehen und drehte sich um, damit er Cooper und Baxter ansehen konnte. »Ich ziele darauf ab, heute am Nachmittag wieder da zu sein. Tun Sie mir einfach einen Gefallen und sorgen Sie dafür, dass jeder hier soweit ist, damit das morgen wieder als Erstes erledigt werden kann. Ich möchte alles rasch hinter mich bringen, in Ordnung?«
»In Ordnung«,
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