Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
gegenübergestanden war, die ihn nun so sehr verwirrt hatten und zweifeln ließen?
    Die Anweisungen heute hatten klargestellt, dass sie einfach die Leichen aus den Häusern räumen sollten. Während er sich jedoch in dieser einzelnen kleinen, unscheinbaren Heimstatt umsah, wurde allerdings offensichtlich, dass es sehr viel mehr Arbeit mit sich bringen würde, jedes dieser Gebäude wieder bewohnbar zu machen. In der Küche stellte Michael fest, dass der Kühlschrank und die Kästen mit verrotteten Nahrungsmitteln gefüllt waren. Überall waren Staub, Schimmel und Verwesung, nichts davon war rettenswert. Es gab zahlreiche Spuren von Insektenbefall und Nagetieren. Einige der Wasserhähne und Leitungsrohre, die durch das Haus führten, wiesen deutliche Anzeichen massiver Korrosion auf. Durch ein offenes Fenster in einem der Schlafzimmer hatte es zwar eine Zufuhr von relativ frischer Luft gegeben, doch war es dadurch etlichen Vögeln gelungen zu nisten, und das Regenwasser von zwei Monaten stand darin. Über die Schlafzimmerwände hatte sich Feuchtigkeit ausgebreitet.
    Die Folgen dessen, was er rings um sich sah, waren in ihrem Ausmaß gewaltig und demütigend. Er zog es allerdings vor, den anderen seine Eindrücke nicht mitzuteilen. Was er heute sah, war eine Welt, die langsam wiedergewonnen werden musste. Ohne Zweifel würden durch die Ankunft der Überlebenden auf Cormansey die Lebensdauer und Nützlichkeit dieses Gebäudes und anderer auf der Insel verlängern, doch andernorts auf dem Festland würden Verwesung und Verfall ungehindert fortschreiten. Das Verschwinden des Menschen von der Erde würde unausweichlich eine gewaltige Veränderung und Unausgewogenheit des Ökosystems bewirken. Die Feldfrüchte würden nicht mehr länger gepflanzt und abgeerntet werden und das Ungeziefer würde sich unbehelligt vermehren und sie zugrunde richten. Durch die Verwesung der Millionen Körper würde es zu einem gewaltigen Anstieg von Insekten, Krankheitserregern und Seuchen kommen. Die Auswirkungen waren endlos.
    Als er auf der Insel angekommen war, hatte er sich stark, zielstrebig und voll Hoffnung gefühlt. An diesem Tag jedoch hatten diese Gefühle allerdings begonnen zu schwinden. Verglichen mit dem nahezu unvorstellbaren Ausmaß der Veränderungen, die durch die Infektion auf der gesamten Erde stattfanden, bedeuteten die geringen Erfolge dieser kleinen Gruppe Überlebender nichts.
    Michael schleppte sich niedergeschlagen mit den beiden anderen Männern ins Freie zum Jeep zurück. »Wohin als Nächstes?«, fragte er.
    »Die Straße teilt sich bald«, erwiderte Fry. »Wir halten nach Westen. Harper meinte, er würde sich an die östliche Seite halten.«
    »In Ordnung.«
    Michael lehnte sich im Fahrersitz zurück und bereitete sich auf das nächste Gebäude vor. Er starrte in den Seitenspiegel und beobachtete für Sekunden die Körper des Kindes und dessen Mutter, bevor er den Schlüssel im Zündschloss drehte und den Motor startete. Er gab Gas und fuhr eilig davon.
    »Hat Ihnen das Kind Sorgen gemacht?«, fragte Talbot. Die Art, wie er seine Frage stellte, veranschaulichte den Grad seiner Unreife. Nichtsdestotrotz war Michael überrascht, dass er die Veränderung in seiner Laune überhaupt bemerkt hatte.
    »Heutzutage macht mir alles Sorgen«, brummte er unvermittelt und ehrlich.
    »Annehmbares Wetter«, sagte Fry fröhlich und tat sein Bestes, um die zunehmend düstere und niedergedrückt werdende Stimmung aufzuhellen. »Man muss sich einmal vorstellen, wie dieser Ort im Sommer sein wird. Reichlich Küste, gute Fischgewässer ...«
    »Wir sollten erst mal durch den Winter kommen«, erinnerte ihn Talbot.
    »Ich weiß, aber das heißt nicht ...«
    »Was ist das?«, unterbrach sie Michael. Er beugte sich nach vorne und starrte angestrengt in den Himmel hinauf.
    »Was?«, fragte Fry.
    »Da oben. Seht doch, Lawrence ist wieder da.«
    Er bremste den Jeep und zeigte in den klaren Himmel. Man konnte den Helikopter nun deutlich erkennen, der über das tiefe Blau wie eine kleine schwarze Spinne huschte.
    »Verdammt großartig«, seufzte Fry erleichtert. »Endlich etwas Hilfe. Ich frage mich, wen er mitgebracht hat? Ich hoffe, es ist wer, der sich in die Riemen legt. Das Letzte, was wir hier brauchen, ist ...«
    »Das Flugzeug!«, unterbrach ihn Talbot.
    Alle Augen suchten den Himmel danach ab, statt auf den Helikopter zu sehen. Fry sichtete es als Erster und wies Michael darauf hin. Es schien der Route des Hubschraubers zu folgen.

Weitere Kostenlose Bücher