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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Haupteingangstor, bei dem mehrere Leichen gegen das Hindernis drückten, etwas, das man als kontrollierte Handlung einstufen konnte. Er drehte sich um und ging in das Bürogebäude, um zu Jackie Soames, Phil Croft, Jack Baxter oder irgendjemand sonst zu gelangen. Sie mussten die Leute unbedingt im Gebäude und außer Sichtweite halten, da sie es nicht riskieren durften, von den Leichen gesehen zu werden und diese unnötigerweise zu reizen. Sie mussten die Horden auf der anderen Seite des Maschendrahtzauns unter Kontrolle und vor allem von ihnen Abstand halten.

38
    Kilgore lag auf einer staubigen Couch in einem der dunklen Wartezimmer, schloss seine Augen und versuchte, die Schmerzen zu ignorieren. Er hatte gefühlsmäßig seit Tagen nichts gegessen. Mehr als eineinhalb Tage hatte er nichts getrunken. Er fühlte sich so schwach, dass er nicht mehr aufrecht sitzen und nicht einmal seine Arme anheben konnte. Alles fühlte sich schwer und bleiern an. Er konnte nicht einmal mehr seinen Kopf bewegen, und so sah er nur in eine Richtung und starrte aus den Fenstern an der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Es war schwer genug gewesen, mit den unablässigen körperlichen Unannehmlichkeiten zurechtzukommen, doch die psychische Qual, die er nun erdulden musste, war in vielerlei Hinsicht noch viel schlimmer.
    Kilgore war zu dem Entschluss gekommen, dass heute der letzte Tag seines Lebens sein sollte. Sein Mund war trocken, und es bereitete ihm Mühe, genügend Speichel zu finden, um seine rissigen Lippen zu benetzen. Der Kopf schmerzte und alles, was er hören konnte, war das Geräusch seines eigenen, in der Gesichtsmaske widerhallenden, schwerfällig rasselnden Atems und das unablässige Schwirren und Brummen der Insekten. In seinem konfusen Zustand schien es ihm, als würden sie im Raum wie kreisende Geier umherschwärmen, die nur darauf warteten, bis er starb. Das Ende musste bereits nahe sein.
    Hier zu liegen und auf das Unabwendbare zu warten, begann seltsamerweise in einiger Hinsicht leichter zu werden. Die ersten Stunden, die er in diesem ruhigen kleinen Raum verbracht hatte, waren lang, qualvoll und verwirrend gewesen. Als er sich hier eingeschlossen hatte, war er immer noch dazu in der Lage gewesen, an einen leichten Hoffnungsschimmer, den es für ihn geben mochte, zu glauben. In seinem ermatteten Verstand hatte er über jeden Fluchtweg und möglichen Ausweg gegrübelt. Er hatte den Versuch in Erwägung gezogen, zurück zum unterirdischen Stützpunkt, aus dem er ursprünglich gekommen war, zu gelangen und im Geiste Pläne erstellt, wie er an einen der Lastwagen kommen und alleine dorthin zurückfahren konnte. Doch er wusste nicht, ob eines der Fahrzeuge genügend Treibstoff hatte oder wie er das Tor öffnen und durch die Leichen hindurchkommen sollte und ... und er konnte mit einer Vielzahl Gründe aufwarten, weshalb jeder seiner Pläne unmöglich durchzuführen war. Er hätte immer noch mit den anderen auf die Insel gehen können, doch wie würde es dort mit ihm weitergehen? Er hätte wie Kelly Harcourt einen einzigen Atemzug der frischen Luft genießen können. Doch er wusste, dass er weder die körperliche noch die geistige Stärke dafür besaß, den letzten Schritt zu tun und seine Maske abzunehmen. Egal wie verzweifelt er war, zu so etwas konnte er sich nicht überwinden.
    Kilgore war müde. Er hatte genug davon und wünschte sich, dass es nun endete. Er wollte einschlafen und nicht mehr aufwachen.
    Seit dem frühen Morgen hatte er halluziniert und nun schien es einen dramatischen Anstieg der Stärke und Grausamkeit der wirren Anblicke, von denen er umzingelt war, zu geben. Vor etwa einer halben Stunde hatte er sich eingebildet, er wäre von seiner toten Mutter, dem toten Vater und einem Lehrer aus der Schule besucht worden. In seinem vernebelten Verstand hatten sich die drei über ihn gebeugt und kritisch über seinen allgemeinen Mangel an Fortschritt im Leben diskutiert. Davor schien der Raum, in dem er lag, jegliche Substanz und Form verloren zu haben. Die Decke über ihm wurde weich und tropfte herab, bis sie beinahe den Boden berührte, und die Fenster in der gegenüberliegenden Wand schienen sich zu schließen, bis sie verschwanden und der Raum dunkel wie die Nacht wurde.
    Die Fenster waren nun wieder hell.
    Eine weitere Halluzination – er konnte Kelly Harcourt in der Ferne sehen.
    Kilgore beobachtete, wie sie näher zu ihm kam. Er erkannte sie, da sie einen Schutzanzug trug, der dem glich, in dem er

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