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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Lärm des Helikopters änderte die Richtung und verklang.
    Sobald er mit Bestimmtheit sagen konnte, dass das Flugzeug sicher gelandet war, begann Lawrence, den Helikopter auf den Boden zu bringen. Er blickte in die unaufhaltsame, brodelnde Masse der verseuchten Kadaver unter sich, als er über dem Einfassungszaun schwebte. Verdammter Mist, dachte er, die Leichen schienen aufgebrachter und lebhafter zu sein als je zuvor. Viele rissen aneinander und griffen sich gegenseitig an. Andere drückten gegen den Zaun, ohne Zweifel von dem Gewicht Hunderter weiterer Leichen hinter ihnen nach vorne gepresst. Viele andere gaben nun ihr Bestes, nicht mehr von der Stelle zu weichen und starrten herausfordernd mit ihren kalten Augen voll Zorn, fast hasserfüllt, zu ihm hinauf. Er zwang sich, zur Seite zu blicken und konzentrierte sich wieder darauf, in Richtung des Überwachungsturms und der anderen Gebäude zu fliegen.
    Cooper wartete bereits auf ihn, als er gelandet und aus dem Helikopter geklettert war. Während die Rotorblätter immer noch langsam über ihm kreisten, zog der Pilot den Kopf ein und ging zu ihm hinüber. Sie hasteten gemeinsam hinunter in Richtung des Flugzeugs, in dem Keele im Cockpit saß und versuchte, sich von seinem Flug zu erholen. Er hatte es zwar zustande gebracht, das Flugzeug zu drehen, so dass es mit der Stirnseite wieder zurück auf die Landebahn gerichtet stand, sich selbst bisher jedoch nicht bewegt. Die Landung erwies sich heute als schwierigster Teil des Fluges.
    »War alles in Ordnung?«, fragte Cooper, als sie zum Stehen kamen und darauf warteten, dass sich Keele rührte. Lawrence nickte. Das Flugfeld war nun, da das Flugzeug und der Helikopter wieder zurück und die Motoren ausgestellt waren, plötzlich still.
    »Lief wie am Schnürchen«, erwiderte er.
    »Sie haben beide immer noch genügend Treibstoff?«
    »So in etwa.«
    »Sie haben genug, um noch einen weiteren Flug zu schaffen?«
    »Reichlich. Ich sollte sogar noch ausreichend für eine ganze Menge Überflüge haben und bei Keele dürfte es ähnlich sein.«
    »Also werden wir versuchen, gleich morgen früh eine weitere Ladung hinüberzubringen, in Ordnung?«
    Lawrence seufzte und protestierte: »Verdammte Scheiße, Kumpel. Geben Sie mir doch die Möglichkeit, wieder zu Atem zu kommen, ja? Es war ein langer Tag.«
    »Bringen Sie den Haufen hier rüber, und Sie können den Rest Ihrer Tage damit verbringen, zu verschnaufen.«
    »Geht’s Ihnen gut, Richard?«, fragte eine Stimme hinter den Männern. Sie drehten sich um und sahen Jackie Soames, die aus dem Bürogebäude kam. Dort warteten noch viele Überlebende, bis sie an der Reihe waren, abzureisen. Die Erleichterung war ihr deutlich anzusehen.
    »Großartig«, antwortete Lawrence.
    Keele hatte sich zu guter Letzt so weit zusammengerissen, dass er das Flugzeug verlassen konnte. Er ging auf der Landebahn entlang auf die anderen zu und war erleichtert, dass die Qual für einen Tag vorüber war.
    »Gute Arbeit, alter Junge«, sagte Lawrence, als er in Hörweite kam. »Ich sagte Ihnen doch, dass alles gut gehen würde, oder?«
    Keele nickte, atmete immer noch schwer, und sein Hemd war schweißgetränkt. Der seelische Aufruhr der Landung hatte ihn erschöpft.
    »Der Knabe hat sich gut geschlagen«, sagte Soames, schlang einen Arm um ihn und führte ihn in das Gebäude. »Wenn ich immer noch meine Kneipe hätte, würde ich Ihnen einen ausgeben.«
    »Es gibt ein Gasthaus auf Cormansey«, murmelte Keele mit schwacher, müder Stimme. »Sie können mir dort ein Getränk spendieren, wenn Sie angekommen sind.«
    Die vier Überlebenden blieben vor dem Bürogebäude stehen. Im Inneren konnte Lawrence viele Gesichter erkennen, die ihn erwartungsvoll ansahen. Ausnahmsweise waren es einmal auch positive und glückliche Gesichter. Eine Mischung aus Alter, Gesellschaftsschichten und Nationen war hier in der Sehnsucht, von diesem kalten und gefährlichen Ort zu entrinnen, vereint. Die Verantwortung, die er mit Keele teilte, um diese Menschen in Sicherheit zu bringen, ließ ihn demutsvoll werden. Der grellorange Schein der untergehenden Sonne wurde vom Glas zurückgeworfen und trübte für einen Moment seinen Blick auf die Menschen im Gebäude.
    »Geht’s allen dort drüben gut?«, fragte Soames und lenkte ihn ab.
    »Was?«
    »Die Leute, die auf der Insel sind, geht’s denen gut?«, wiederholte sie.
    »Sah so aus«, erwiderte er. »Sie haben das Dorf gesäubert und versucht, den Großteil der Leichen

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