Herbst - Läuterung
tot.
»Verdammte Scheiße!«, heulte sie mit Tränen in den Augen auf. »Es hat Bernard erwischt.«
»Was?«, murmelte Emma, wirbelte verzweifelt herum und versuchte, durch den hinteren Teil des Wohnmobils klare Sicht zu bekommen. Sie starrte auf Heaths zusammengekrümmten Körper, ehe sie wieder Ausschau nach Michael hielt.
Wo steckte er? War ihm etwas zugestoßen ...?
Außerhalb von Emmas Blickfeld zog Michael die Tür auf der Rückseite des Mannschaftswagens zu. »Bewegung!«, schrie er, als er durch ein kleines viereckiges Fenster auf die Überreste seines gefallenen Freundes blickte. Er taumelte vorwärts und fiel nach hinten in einen Sitz, als der Soldat den Transporter langsam wendete und davonfuhr.
»Steig aufs Gas«, fauchte ihm Cooper ins Ohr, und der Fahrer tat, wie ihm befohlen worden war, überholte rasch das Wohnmobil und den Gefängniswagen und hielt kraftvoll auf die Rampe zu. Zahllose schwankende Gestalten – sowohl lebende als auch tote – wurden zur Seite geschmettert.
»Welche Richtung?«, stotterte der nervöse Soldat durch seine sperrige Gesichtsmaske, als sie sich den Türen näherten. Das elektrische Licht wurde, als sie nach draußen ins Freie fuhren, abrupt von Dunkelheit abgelöst. Auf allen Seiten schienen immer noch erbitterte Kampfhandlungen zu toben, die ein wenig Beleuchtung mit sich brachten, jedoch nicht ausreichend, damit sich Cooper auf alles, was um sie herum geschah, einen Reim machen konnte. Er wusste, dass der Hauptweg, der vom Bunker weg führte, durch den Lastwagen, mit dem die Überlebenden bei ihrem Eintreffen vor Wochen einen Unfall erlitten hatten, blockiert wurde. Er musste eine andere Route finden, auf der sie entkommen konnten. Das Fahrzeug, in dem er sich befand, kam mit jeglichem Terrain zurecht, ganz gleich, wie holprig und uneben es war. Der Gefängniswagen und das Wohnmobil, die ihm folgten, würden hingegen zweifellos damit zu kämpfen haben, auf unebenmäßigem Boden oder mehr als sanften Steigungen vorwärtszukommen. Er fand sich mit der Tatsache ab, dass die Umstände voraussichtlich gleich schlecht blieben, egal, in welche Richtung er sich wandte und traf eine spontane Entscheidung.
»Folge der Tallinie«, befahl er, wies nach links und suchte sich die seiner Meinung nach am ehesten waagerechte Route aus. Er musste sich anstrengen, um sich über den Motor, den Regen und die unaufhörlichen dumpfen Schläge des gleichmäßigen Stroms der Leichen, die sich auf die metallenen Seiten des Mannschaftswagens stürzten, verständlich zu machen. »Fahr einfach geradeaus«, setzte er fort. »Wir werden auf jeden Fall irgendwann eine Straße oder einen Weg aufgabeln.«
Die drei Fahrzeuge fuhren durch das blutige Chaos und die Verwüstungen, die sich weiterhin ausbreiteten, und verschwanden in der Dunkelheit.
Der Hangar war mit Leichen gefüllt. Es gelang einzelnen Soldaten immer noch, einen gewissen Grad an Widerstand aufzubringen, doch ihre Munition und der Kampfeswille waren nahezu vollständig aufgebraucht. Etliche der entsetzten und ausgelaugten Soldaten hatten desorientiert voll Verzweiflung ihre unhandlichen Gesichtsmasken abgenommen und waren rasch infiziert und getötet worden. Andere wurden im Kreuzfeuer erschossen und viele von riesigen, wogenden Scharen rasender Leichen auseinandergerissen.
Der rangälteste Offizier, der unter der Erde zurückgeblieben war, erteilte den Befehl, die Dekontaminationskammern abzuriegeln und zu versiegeln.
Einhundertsiebzehn Soldaten blieben verborgen unter der Erde zurück.
Nahezu die doppelte Anzahl war auf der Oberfläche gefangen; einige von ihnen kämpften immer noch, der Großteil war tot oder lag im Sterben.
8
Da er unaufhörlich von einer Seite zur anderen geschleudert wurde, musste Michael über die Länge des Mannschaftswagens kriechen, um zu Cooper zu gelangen.
»Was zum Teufel sollen wir jetzt tun?«, keuchte er und wusste genau, dass seine Frage sinnlos war.
Cooper hatte sich bereits in den Vorderteil des Fahrzeugs zurückgezogen und saß neben zwei mit Schutzanzügen bekleideten Soldaten. Weitere zwei saßen bei Michael und drei anderen Überlebenden im rückwärtigen Bereich. Da es sich offensichtlich um Soldaten handelte, die einige Zeit auf dem Schlachtfeld gekämpft hatten, hielten die Überlebenden zu ihnen so viel Abstand wie in der begrenzten Enge des Militärfahrzeugs möglich war. Die sperrigen Schutzanzüge waren von einer Schicht aus Schlamm und Blut bedeckt, die sich während der
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