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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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über das Schlachtfeld geschlängelt hatte. Dieser war im Laufe der vergangenen Wochen von einer gepressten Schicht aus verwesenden menschlichen Überresten verstopft und angefüllt worden. Der Soldat, der sich rechts von Ellis befand und damit kämpfte, die Konzentration zu bewahren und die Kontrolle über seine brüchigen Nerven nicht zu verlieren, stolperte und rutschte auf dem unebenen Boden aus. Er landete in der Mitte des Grabens. Übelkeit spülte in einer gewaltigen Woge über ihn hinweg, die seine Eingeweide verkrampfen ließ, als er in einen Sumpf aus verstümmelten und zerstampften Überresten von verrottenden Gesichtern, Gliedmaßen und anderen Körperteilen, die als solche noch erkennbar waren, hinabblickte. Als er sich in die Höhe drückte und taumelnd in Richtung der Leichen stolperte, stieg bittere Galle seine Kehle hoch und er fing an, zu würgen. Ihm war klar, dass er im Begriff war, sich zu übergeben, doch er wusste, dass er sich um jeden Preis davon abhalten musste – er konnte seine Gesichtsmaske nicht abnehmen. Er drehte sich zu seinen vorrückenden Kollegen um, und ein weiterer sengender Feuerstrahl erhellte den stürmischen Himmel über ihm. Weniger als eine Sekunde später fiel eine Granate knapp vor ihrem beabsichtigten Ziel zu Boden, landete nur Meter entfernt, explodierte und übergoss die Truppen mit Schlamm, Schrapnell und verfaultem Fleisch. Als er wieder zu Boden gestoßen wurde, geriet der Soldat in Panik und entfernte sich kriechend von der Frontlinie. Er nahm zwar einen plötzlichen, stechenden, heißen Schmerz in seinem Rücken wahr, doch Angst und Orientierungslosigkeit brachten ihn dazu, in Bewegung zu bleiben. Als er erneut auf den Beinen stand, fasste er sich an die Schulter und rieb sich die Stellen des Genicks und der rechten Schulter, die am heftigsten schmerzten. Er konnte einen schmalen, gezackten Metallsplitter fühlen, der seinen Anzug aufgeschlitzt hatte und sich in seine Haut bohrte. Als er seine Hand zurückzog, konnte er sehen, dass sie voller Blut war, und dieser Anblick versetzte ihn mehr als alles andere in Angst. Sein Anzug war beschädigt worden! In Panik hob er seine Waffe und drehte sich um. Noch betäubte das Adrenalin den Schmerz und ließ ihn weiterkämpfen.
    Ellis bemerkte auf seiner Seite einen Riss in der Angriffslinie und ging zur Seite. Der verwundete Soldat neben ihm fuhr so lange fort, in das Gewimmel der Leichen zu feuern, bis ihn die Seuche ergriff. Als er eine weitere Runde in die Horde leerte, begann die Innenseite seiner Kehle anzuschwellen. Die Schwellungen verstopften innerhalb von Sekunden seine Luftröhre, brachen dann auseinander und begannen zu bluten. Der Soldat wusste, dass er sterben würde, jedoch nicht wie oder warum. Langsam sah er zurück, als würde er schweigend nach Hilfe oder Erklärungen suchen. Sein Finger verharrte, durch eine unwillkürliche Reaktion der Nerven, wie eingefroren auf dem Abzug des Gewehrs und schickte einen endlos erscheinenden Kugelhagel durch die Luft. Ellis war der Erste, der mit einem Schuss in den Nacken zu Boden fiel. Weitere sechs Männer und Frauen, die sich unmittelbar neben ihm befanden, wurden in Sekunden getötet.
    Ellis hörte den Lärm des Schlachtfeldes auf dem Boden liegend dumpf und gedrosselt. Es gelang ihm, sich trotz des Atemschutzgerätes und der Ausrüstung, die ihn zu Boden drückte, im Morast auf den Rücken zu rollen und blickte in den wolkenverhangenen Himmel. Der schwere Regen prasselte auf seine Gesichtsmaske nieder und übertönte alle anderen Geräusche. Er nahm eine plötzliche, fieberhafte Bewegung wahr, gefolgt von völliger Dunkelheit.
    Das Letzte, was Ellis wahrnahm, war das Gefühl, von der Horde abgemagerter Leichen begraben zu werden, als sie über ihn kletterten und in Richtung des Stützpunktes marschierten.
    »Hört mal«, sagte Cooper, als er neben Michael und Bernard Heath bei den Transportern stand. »Irgendetwas tut sich.«
    Die Männer verharrten schweigend und lauschten den Geräuschen, die rings um sie widerhallten.
    »Was?«, wollte Heath wissen.
    »Könnt ihr es nicht hören?«, flüsterte Cooper.
    »Was hören?«, fragte Michael fordernd, während er sich in zunehmendem Maße beklommen fühlte.
    »Psst ... Hört einfach hin.«
    Michael tat, was Cooper sagte und allmählich wurde deutlich, was der Soldat gemeint hatte. Die Kampfgeräusche, die von außerhalb in den Bunker geweht wurden, hatten sich verändert. Wo zuvor das gleichförmige Hämmern des

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