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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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waren noch lange nicht vorüber. Doch zumindest konnten sie ein Ende erahnen, konnten die Richtung einschätzen, die der Rest ihres Lebens möglicherweise einschlagen würde. Verglichen damit wusste er nicht, welchen Weg er entlanglaufen oder was er am Morgen machen musste.
    Die Unterhaltung setzte sich fort. Mehrere der zuvor schweigenden Überlebenden fanden nun ihre Stimmen wieder, und den Neuankömmlingen wurden immer mehr Fragen gestellt. Während diese geduldig beantwortet wurden, schälten sich die eindeutigen, vernünftigen und nachvollziehbaren Einzelheiten des Plans in zunehmendem Maß deutlich heraus. Michael, Cooper und der Großteil der Gruppe begriffen bereits die potenzielle Bedeutsamkeit, bei diesen Leuten zu bleiben.
    In einem Augenblick verhältnismäßiger Stille wurde eine Frage in den Raum gestellt. »Wissen Sie, was passiert ist?«
    »Was meinen Sie?«, murmelte Chase,
    »Wodurch ist das alles hier passiert?«, verdeutlichte die Stimme nervös und mit einer gewissen Unsicherheit, als wäre sie sich nicht sicher, ob sie die Frage hätte stellen dürfen.
    Jegliche Unterhaltung brach ab.
    »Wissen Sie es?«, frage Lawrence rhetorisch. Niemand antwortete. Im Raum herrschte Totenstille. »Was ist mit Ihnen?« Er blickte dieses Mal geradewegs Stonehouse und die anderen drei Soldaten an, die sich um ihn geschart hatten. » Sie müssen doch irgendwas gewusst haben.«
    »Wir haben nichts erfahren«, gab Cooper zurück.
    »Sie gehören auch zum Militär?«
    »Das habe ich. Ich saß im Freien fest und fand durch Zufall heraus, dass ich immun bin.«
    »Was meinen Sie mit Zufall?«
    »Ich habe meine Maske abgenommen und bin nicht gestorben.«
    Lawrence starrte ins Leere und schien sorgfältig zu überlegen. »Sehen Sie«, fuhr er danach fort, »ich kann Ihnen erzählen, was mir mitgeteilt wurde, aber ich kann Ihnen nicht sagen, ob es wahr oder falsch ist.«
    »Woher soll er irgendwas wissen?«, begehrte Donna verärgert auf. »Es ist keiner übrig, der es ihm möglicherweise hätte erzählen können.«
    »Davon können Sie nicht mit Sicherheit ausgehen ...«, versuchte Phil Croft zu widersprechen.
    »Nie im Leben!«, fuhr Donna fort, während sie Lawrence und Chase anfunkelte, »Sie können es nicht wissen ... Sie können es einfach nicht.«
    Lawrence zuckte die Achseln. »Wie bereits gesagt, ich kann Ihnen erzählen, was ich gesehen und gehört habe, und Sie können entscheiden, ob Sie es glauben oder vergessen wollen. Es macht für mich keinen Unterschied. Meiner Einschätzung nach ist das, was ich gehört habe, wahr, aber das bedeutet natürlich nicht zwangsläufig, dass es das auch ist.«
    »Hören Sie mit dem Schwachsinn auf und erzählen Sie endlich, verdammt!«, schnappte Peter Guest. Sein Wutausbruch fiel völlig aus der Rolle des in der Regel so ruhigen, verschlossenen und zurückhaltenden Mannes.
    Während er darauf wartete, mehr zu hören, starrte Michael in das blasse Gesicht des Hubschrauberpiloten und fragte sich, ob er wirklich erfahren wollte, was dieser sagen würde. Welchen denkbaren Unterschied würde es bedeuten? Wie würde sich durch das Wissen um die Geschehnisse jetzt etwas ändern? Es würde ihn möglicherweise wütender werden lassen. Es konnte unter Umständen ihre Situation verschlechtern. Es mochte sogar seine Beziehung mit Emma in Mitleidenschaft ziehen, ohne dass er abschätzen konnte, wie. Gleichgültig, was passieren würde, er wusste, dass er keine andere Wahl hatte, als Lawrences Erzählungen zu lauschen. Er konnte nicht weghören. Die Wahrheit sah so aus, dass er möglicherweise herausfand, warum seine Welt derartig schnell und grausam auf den Kopf gestellt worden war. Warum jeder, den er gekannt hatte, an einem Tag getötet worden und sein Leben ein finsterer, erschöpfender und schonungsloser Kampf geworden war.
    Lawrence räusperte sich und bemerkte das wachsende Unbehagen der Überlebenden. Er sah sich in dem düsteren Raum um und musterte jeden von ihnen der Reihe nach.
    »Sie wollen wirklich wissen, wodurch das alles verursacht wurde?«, fragte er,
    Schweigen.
    »Ich werde Ihnen erzählen, was man mir gesagt hat.«

11
    Richard Lawrence
    Etwa eine Woche, nachdem es begonnen hatte, hielt ich mich versteckt. Ich und ein anderer Bursche namens Carver hatten uns in die Gemäuer einer Burg zurückgezogen. Das klingt beeindruckend, aber das war es nicht. Es bestand nur aus einem Pförtnerhaus, ein paar Türmen und einigen Abschnitten bröckelnder Mauer, die über einem

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