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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Grasfeld verteilt lagen, doch es hatte einen Burggraben, der immer noch zur Hälfte mit Wasser gefüllt war. Wir wussten, dass das ausreichen würde, um so ziemlich alles fernzuhalten. Deshalb blockierten wir die Zugbrücke und benutzten den Helikopter, den wir auf den Überresten des größten Innenhofes landeten, um beweglich zu bleiben. Schlafen und essen spielte sich in einem kleinen hölzernen Geschenkeartikelladen ab.
    Wir benutzten immer noch den alten Hubschrauber, den ich für die Arbeit verwendet hatte, doch der Treibstoff ging uns aus. Entweder mussten wir irgendwo die Möglichkeit finden zu tanken, oder uns ein anderes Fluggerät besorgen. Am zehnten Tag flogen wir schließlich niedrig über Militärstützpunkte und Regierungsgebäude hinweg, um nachzusehen, ob es dort Ausrüstungsgegenstände gab, die wir gebrauchen konnten. An der ersten Basis sahen wir niemanden, bei der zweiten nur eine Handvoll Soldaten in Schutzanzügen und Atemschutzmasken. Allerdings gab es dort auch eine Menge Leichen. Ich nahm an, dass einige von den Militärs wussten, was geschehen war, doch es sah nicht so aus, als ob es viele von ihnen geschafft hatten, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
    Man hätte meinen müssen, wir hätten wegen des Lärms, den wir erzeugten, einen Haufen Überlebender aufgesammelt. Doch wir fanden fast niemanden, während wir dort draußen waren. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass wir die Leute nicht sehen konnten oder weil sie zu verängstigt waren, um uns wissen zu lassen, dass sie uns gehört hatten. Es könnte auch daran gelegen haben, dass niemand da war. Aus welchem Grund auch immer, als wir über eine dritte Basis geflogen waren und nichts gefunden hatten, zogen wir weiter.
    Wir folgen also der Autobahn nach Süden in Richtung Tyneham, als Carver in einiger Entfernung ein Auto bemerkt, das sich bewegt.
    Wir folgen ihm, und als der Fahrer uns sieht, fährt er rechts ran und bleibt mitten auf dem Parkplatz einer Tankstelle stehen. Wir landen den Helikopter in kurzer Entfernung. Wir steigen aus dem Hubschrauber und der Fahrer des Wagens ruft uns zu sich. Er ist ein wirklich ungeschickt aussehender, schlaksiger Knabe im späten Teenageralter, heißt Martin Smith und er ist total nervös, verängstigt und gefühlsduselig. Wir sind die ersten Menschen, die er sieht, seit es passiert ist. Er bricht in Tränen aus. Rund um uns ist alles voll von Leichen, aber er sieht sie nicht einmal an und es wirkt, als ob er an etwas Wichtigeres denken würde. Carver hält die Leichen in Schach, während ich versuche, ihn zu beruhigen.
    »Sie weiß, was passiert ist«, sagt er, während ich zu ihm hinübergehe. »Sie könnte in der Lage sein, zu helfen. Sie könnte vielleicht etwas tun.«
    Ich denke, dass der Junge seinen Verstand verloren hat. Das ist völlig nachvollziehbar, wenn man die Umstände bedenkt, denn wir sind alle schon mal nahe dran gewesen in letzter Zeit, nicht wahr? Er zeigt in sein Auto und ich sehe über dem Rücksitz eine Frau in einem Schutzanzug, einer Gesichtsmaske und allem liegen. Es ist kein Militäranzug, wie ihn die Soldaten tragen, die wir gesehen haben, sondern anders. Er sieht sauberer, weniger praktisch und eher wissenschaftlicher aus als die des Militärs. Ich öffne die Wagentür und beuge mich hinein. Die Frau bewegt sich nicht. Als ich ihre Schulter berühre, öffnet sie kurz die Augen und schließt sie mit zuckenden Lidern wieder und ich kann sehen, dass sie übel dran ist. Ihr Gesicht ist dünn und weiß, es ist offensichtlich, dass sie weder gegessen noch irgendwas getrunken hat, seit das Ganze begonnen hat. Sie stinkt genauso scheußlich wie die Leichen und die Rückseite ihres Anzugs ist fleckig und beschmutzt. Ich versuche, mit ihr zu sprechen, bekomme keine Antwort und kann sie nicht mehr dazu bringen, ihre Augen noch einmal zu öffnen und mich anzusehen. Carver schreit zu mir herüber, denn jetzt sind da mehr Leichen, als er bewältigen kann. Also hebe ich sie so vorsichtig ich kann hoch und trage sie in die Tankstelle hinein. Carver und der Junge folgen mir nach drinnen. Wir ergreifen die Gelegenheit und lassen den Helikopter stehen, in dem Wissen, dass wir uns den Weg zurück dorthin erkämpfen werden, falls es nötig sein sollte.
    Ich lege die Frau auf eine Kunststoffbank in einer Burgerbude. Der Platz stinkt nach verrottendem Essen und verwesenden Körpern. Carver sieht sich rasch nach Vorräten um, aber da gibt’s nichts, was man mitnehmen könnte. Ich setze

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