Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
Weg durch Trümmer und Verwesung zu bahnen und ermöglichte es den anderen, in seinem Kielwasser zu folgen. Rowley, die zweitgrößte Stadt im Umkreis von mehreren Quadratmeilen, war jetzt nur noch etwas über zehn Meilen entfernt.
    »Scheußlich, nicht wahr?«, brummte Michael wenig hilfreich direkt hinter Coopers Schulter.
    »Dieser Ort war schon in seinen besten Zeiten scheußlich«, gab er flüsternd zurück.
    An einem hellen Tag wenige Monate früher hätte eine Fahrt vom Kaufhaus nach Rowley unter Berücksichtigung des starken Verkehrs und anderer Verzögerungen vermutlich um die zwei Stunden gedauert. Heute hatte es sie beinahe sechs Stunden gekostet, um die Außenbezirke der Stadt zu erreichen. Obgleich sie relativ viel Glück gehabt hatten und auf ihrem Weg nicht vielen ernsthaften Hindernissen begegnet waren, hatte sich das Fortkommen durch das zerstörte Land zeitweise qualvoll langsam gestaltet. Cooper wurde müde – sein Kopf schmerzte von der Anstrengung, sich so lange so genau konzentrieren zu müssen. Er wünschte sich verzweifelt, für eine Weile anhalten und eine Pause einlegen zu können, um seine Augen zu schließen und sich die Beine zu vertreten. Doch er wusste, dass es unmöglich war. Die Scheinwerfer des Mannschaftswagens, die zwar unter den schlechten Bedingungen nicht viel nützten, schienen andauernd willkürliche, flüchtige Bewegungen auf allen Seiten zu erhellen. Während der Lärm und die Tätigkeiten im Militärstützpunkt als Magnet für Tausende Leichen, die ziellos durch das Land geirrt waren, gewirkt hatte und diese dadurch von dem Industriepark und dem Kaufhaus ferngehalten worden waren, hatte es in diesem Teil des Landes offensichtlich wenige Ablenkung dieser Art gegeben. Ständig tauchten schattenhafte Umrisse aus dem Nebel auf, um dann, wenn der Mannschaftswagen, der Gefängnistransporter und der Postwagen an ihnen vorübergefahren waren, wieder in der Dunkelheit zu verschwinden. Es war zu gefährlich, einen Halt hier auch nur in Betracht zu ziehen.
    »Welche Richtung, Peter?«, fragte Cooper und war verdrossen, dass er die Anfahrtsbeschreibung aus dem anderen Mann herausquetschen musste. Sie näherten sich rasch einer Straßengabelung, die noch bis vor wenige Sekunden durch den Bodennebel verhüllt und nicht sichtbar gewesen war.
    »Keine Ahnung«, stotterte der Angesprochene. Er war mit den Gedanken irgendwo anders gewesen und Cooper hatte ihn überrumpelt. Seine Augen huschten in plötzlicher Panik über die Karte auf seinem Schoß, die er im Schein der Taschenlampe studiert hatte. Er suchte verzweifelt nach der Antwort auf die Frage, die ihm Cooper gestellt hatte.
    »Kommen Sie schon, das sollten Sie wissen!«, fuhr ihn der ehemalige Soldat verärgert an, ohne seine Erschöpfung und das Missbehagen zu verbergen. »Um Himmels willen, Sie sind doch derjenige, der die verdammte Wegbeschreibung vor sich liegen hat!«
    »Ich glaube, ich hab’s«, sagte Guest, blickte auf, schielte in die Dunkelheit und versuchte, ein mattes, moosbedecktes Straßenschild zu lesen. »Nehmen Sie die 302.«
    Durch Guests Nachlässig- und Unschlüssigkeit war Cooper gezwungen, den Mannschaftswagen ruckartig nach links zu ziehen, um das schwere Fahrzeug dazu zu bringen, die Richtung zu ändern, damit sie nicht an der Abzweigung vorüberfuhren.
    »Sind Sie sich sicher?«, fragte er, als er eine dunkle Fahrbahn entlangfuhr, die einen Bogen schlug, abwärts auf die rechte Seite schwenkte und sich dann wieder unter einem erhöhten Teil der Fahrbahn hindurchwand, der sie eben noch gefolgt waren.
    »Es stimmt so«, sagte Guest leise und versuchte sein Bestes, um Cooper zu besänftigen. »Ich bin mir ganz sicher. Wir müssen dieser Straße noch einige Meilen weiter folgen, den Fluss überqueren, danach die Straße nach Huntridge finden. Dann sollten wir das Stadtzentrum umfahren haben.«
    Cooper wich mit dem Mannschaftswagen einem rostenden Doppeldeckerbus aus, der zur Seite gekippt war und sich nun über die gesamte Straßenbreite erstreckte. Der Gefängnistransporter folgte ihm dicht und direkt dahinter in der Reihe der von Donna gefahrene Postwagen.
    »Oh mein Gott!«, fluchte sie, als sie mit den beiden der Straße abgewandten Räder des Transportwagens auf einen Grasstreifen fahren musste, um sich an einem weiteren Wrack vorbeizuzwängen. Obwohl es nicht viel kleiner als die anderen Fahrzeuge war, hatte der Wagen nicht genügend Kraft, um die Überreste von Automobilen, Motorrädern und anderen

Weitere Kostenlose Bücher