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Herbst - Läuterung

Herbst - Läuterung

Titel: Herbst - Läuterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Morgengrauen verschluckt wurden. Sie hofften, dass er später am Tag zurückkehren würde, um – wie geplant – das Flugzeug sowie zumindest fünfzehn Leute mitzubringen. Michael betete insgeheim, dass Emma darunter sein mochte.
    Während der langen Wache, die vom vorigen Abend bis zum frühen Morgen gedauert hatte, war es ihm gelungen, Stayt und Fry davon zu überzeugen, seinen Befürchtungen hinsichtlich der sich verändernden Verfassung der Leichen ernsthaft zuzuhören. Auf der Insel blieb so vieles unvorhersehbar und unsicher, dass es vernünftiger schien, lieber früher als später Maßnahmen zu ergreifen. Da er noch nie viel Geschick für Diplomatie besessen hatte, überbrachte Michael seine Anschauungen dem Rest der kleinen Gruppe während sie frühstückten, und er sparte nicht mit schonungslosen, direkten und offenen Worten. Abgesehen von einigem nervösen Widerstand zu Beginn waren sie größtenteils angenommen worden. Stayt hatte auf den entscheidenden Faktor ihrer Lage hingewiesen. Sie waren bereits zu viele, um noch länger bequem in der kleinen Hütte Unterschlupf zu finden. Sie mussten sich in anderen Räumlichkeiten ausbreiten. Es schien einleuchtend, dass sie jetzt versuchen mussten, im Dorf einen angemessenen Stand zu erlangen, anstatt die folgenden Tage damit zu verbringen, unnötigerweise von einem Gebäude zum anderen zu ziehen. Es war besser, die Leichen wegzuschaffen, denn dann würde es den Ankömmlingen bedeutend leichter fallen, hier zu leben.
    Die kleine Gruppe fuhr, bewaffnet mit Stöcken, Äxten, Keulen und Dolchen verschiedener Arten, in einem Konvoi aus zwei Autos und dem kleinen Lieferwagen in die Richtung des Dorfes Danvers Lye. Es erschien sinnvoll, mehrere Fahrzeuge zu benutzen. Der Laster würde höchstwahrscheinlich dazu gebraucht werden, die Leichen zu entsorgen, die sich im Laufe des Tages anhäuften.
    Dies war seit ihrer Ankunft die erste Gelegenheit für Michael, Talbot und Guest, mehr von der Insel zu sehen. Sie war ein öder, karger und felsiger Ort, der von fleckigem Gras und Farnkraut bewachsen war. Die See befand sich beinahe ständig entweder auf der einen oder anderen Seite im Blickfeld, und es wurden ständig Fontänen aus kaltem Wasser in die Luft geschleudert, wenn die hohen Wellen gegen die zerklüfteten Felsen schmetterten. Es gab nur vereinzelt Bäume, und der Wind heulte über die verwitterte Landschaft. Mehrere Gebäude, meistens kleine Hütten oder Häuser aus altem grauen Stein, anderen wiederum mit etwas modernerem Erscheinungsbild, wurden durch ein einfaches Netzwerk aus Straßen miteinander verbunden. In südwestlicher Richtung gab es einen Bauernhof. Auch hatte er an der Küste entlang verstreut einige Fischerboote gesehen, doch davon abgesehen zerbrach sich Michael den Kopf, womit es die Einwohner von Cormansey geschafft hatten, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dieses Land war rau und gnadenlos. Selbst in den besten Zeiten musste das Leben hier schwierig gewesen sein. Vielleicht hatten sich die Menschen nach der Isolation und der Entfernung vom Rest der Welt gesehnt. Aus welchem Grund auch immer, dachte er bei sich, es hatte keinem von ihnen sonderlich viel gebracht.
    Obwohl er immer noch von ihrem Vorhaben überzeugt war, konnte sich Michael nicht dagegen wehren, sich ein wenig unbehaglich, verwundbar und nervös zu fühlen, als das Dorf in Sicht kam. Er starrte auf die zusammengewürfelte Ansammlung verwahrloster Häuser und begriff, dass dies bemerkenswerterweise das erste Mal war, dass er aktiv ins Freie auf der Suche nach Leichen ging, um sie in größerer Anzahl zu zerstören.
    Es war keine erfreuliche Aussicht. Bislang hatte er seine Zeit damit verbracht, sich vor ihnen zu verstecken oder gegen sie zur Wehr zu setzen. Obgleich ihm bewusst war, dass diese Wesen vermutlich sehr wenig Widerstand bieten würden, verspürte er trotzdem eine beträchtliche Beklemmung.
    Er war nicht der Einzige, der sich so fühlte. Die Gesichtsausdrücke einiger seiner Begleiter wirkten gleichermaßen beunruhigt und unsicher.
    Michael fuhr mit Brigid und Harper in dem Jeep an der Spitze des Konvois. Ihm war heiß. Die gesamte Gruppe hatte Stiefel und Handschuhe und entweder Overalls oder widerstandsfähige Regenbekleidung angezogen, die sie am vergangenen Morgen aus den leeren Eigenheimen längst verstorbener Fischer geholt hatten. Der fortgeschrittene Verfall der Leichen hatte nun ein solches Stadium erreicht, dass ihre Zerstörung, Beseitigung und Entsorgung

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