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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Schuluniformen verkaufte. Ich wurde einmal im Jahr in den Ferien hierher geschleppt, um neu ausgerüstet zu werden. Und auch Schuhe. Wir bekamen immer unsere Schuhe von hier.«
    »Ich auch.«
    »Hab’s gehasst. Mein Bruder und ich haben es beide gehasst.«
    »Ich auch.«
    »Du konntest zusehen, wie die anderen Kinder haargenau dasselbe durchmachen mussten. Wir wurden in einer Reihe an der Wand aufgestellt, um unsere Füße abmessen zu lassen. Und das nächste Semester in der Schule mussten wir alle mit den gleichen Schuhen beginnen ...«
    Clare brachte ein unterdrücktes Lachen zusammen und schnaufte eine neue Träne zurück.
    »Ich bin müde«, sagte sie leise.
    »Gehen wir zu Bett«, grinste er und leuchtete mit seiner Taschenlampe quer durch den Laden hin zu sieben zum Verkauf angebotenen, in einer Linie stehenden Doppelbetten.
    Die Überlebenden rafften ihre Habseligkeiten zusammen und gingen schweigend zu den Betten hinüber. Jack fand in einem anderen Ausstellungsraum Decken und Kopfpolster und riss die Plastikverpackung auf, während sich Clare auf das Bett in der Mitte der Siebenerreihe setzte.
    »Bist du dir sicher, dass es dir hier gut gehen wird?«, fragte er, als er ihr ein Kissen reichte.
    »Ich komme zurecht«, antwortete sie, während sie sich zurücklehnte und versuchte, sich zu entspannen. »Und Sie?«
    »Oh, ich bin okay«, sagte er, während er mehr Bettzeug auspackte und auf das neben Clare stehende Bett warf. Er zerrte einen schmalen Nachttisch quer durch den Raum und stellte eine Lampe darauf. Der kleine Kreis aus gelbem und orangefarbenem Licht, den sie warf, wirkte tröstlich. »Dann also gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Jack legte sich hin und schloss letztendlich, nach ein paar Momenten der Unsicherheit, die Augen. Er schlief in einer überraschend kurzen Zeit ein. Er war todmüde. Die geistige und körperliche Anstrengung, um nur jede einzelne Minute des Tages durchzustehen, war umbarmherzig gewesen.
    Nun, nach dem Ende ihrer Unterhaltung, war die Welt, bis auf den gelegentlichen Lärm, den eine der wenigen eingeschlossenen Leichen in einem der niedriger gelegenen Stockwerke des Kaufhauses machte, wieder still geworden. Clare war nicht gerne alleine. Da sie außerstande war, ebenso schnell einzuschlafen wie Jack, nahm sie ihre Bettdecke und das Kissen und machte es sich neben ihm auf seinem Bett gemütlich. Ihre hastigen Bewegungen weckten ihn für einen Moment auf. Er wusste, dass sie in seinem Bett lag, reagierte aber nicht. Ihre Nähe beruhigte ihn ebenso sehr wie sie.

6
    »Da war ich also«, erklärte Paul Castle. »Ich sitze im Zug und er rollt in den Bahnhof. Ich wusste, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich kann mich erinnern, dass ich hörte, wie die ersten paar Leute durchdrehten, aber ich konnte nicht klar denken. Alles, an das ich denken konnte, war das Tempo. Ich meine, wir waren nur Minuten vom Bahnhof entfernt und der Lokführer hatte noch nicht begonnen, zu bremsen. Ich habe diese Fahrt in den letzten achtzehn Monaten praktisch jede Woche fünfmal mitgemacht und mir gemerkt, wo sich der Zug verlangsamen und wo er zu bremsen beginnen sollte und ...«
    Er hörte auf zu sprechen und drehte sich zum Fenster, um in die Dunkelheit hinauszublicken. Donna und Paul saßen im Schulungsraum und versuchten sich beide immer noch an die Tatsache zu gewöhnen, dass sie jemand anderen, der am Leben war, gefunden hatten.
    »Was haben Sie dann getan?«, fragte Donna.
    »Inzwischen starben die Leute«, fuhr er fort, wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und hoffte, dass sie ihn nicht dabei gesehen hatte.
    »Überall, wo ich hinsah, fielen sie einfach hin und starben. Ich wusste, dass wir verunglücken würden. Ich dachte nicht darüber nach, was mit den anderen passierte, ich ging nur in Deckung und bedeckte meinen Kopf mit den Händen und ...«
    »Und ...?«
    »Und wir trafen irgendwas, aber wir kamen mit einem blauen Auge davon. Eine Ewigkeit lang schien nichts zu geschehen und dann fühlte ich den Aufprall. Es war ein wirklich verflucht heftiger Stoß. Es riss mich richtiggehend vorwärts und ich konnte das Metall ächzen, reißen und auseinanderbrechen hören. Ich schwöre, ich wäre schwer verletzt gewesen, wenn die Leichen nicht gewesen wären. Es gab so viele von ihnen, dass sie alles um mich herum geradezu auspolsterten. Sobald der Zug zum Stillstand gekommen war, konnte ich ein Fenster zerbrechen und nach draußen kommen. Als ich rausgeklettert war, sah ich, dass wir in den

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