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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Kopf schwer in derselben Art auf die Schultern herabhängen, wie es die teilnahmslosen Kreaturen rings um sie herum taten. Hätte sie den Kopf gehoben und sich umgesehen, wäre ihnen sofort aufgefallen, dass sie anders war. Den Großteil der Zeit bemühte sie sich, ihre Augen auf den Boden rund um Pauls Füße zu fixieren, um seine Bewegungen zu beobachten und ihn nicht zu verlieren. Die Ansammlung wurde immer dichter und enger zusammengedrängt, sodass ihre strapazierten Nerven, ihre natürliche Körperkraft und Schnelligkeit es ihr immer schwerer machten, sich der langsamen und unbeholfenen Gangart der umherschlurfenden Kadaver anzupassen. Obwohl sie sich alle in die gleiche Richtung bewegten, besaßen die Kreaturen nur geringe Kontrolle über ihre Bewegungen und schlingerten, stolperten oder wankten häufig auf eine Seite oder stießen wahllos mit anderen zusammen.
    Paul gestattete es sich wieder, nach oben zu blicken. Das strahlende orangefarbene Licht wurde von den Fenstern auf der ganz rechten Seite reflektiert und schmerzte ihn in den Augen. Vielleicht, dachte er niedergeschlagen, war das alles, was er gesehen hatte. Vielleicht hatte es gar keine Bewegung gegeben, sondern nur die Morgensonne, die von den bronzefarben getönten Scheiben zurückprallte. Aber nein, da war es wieder. Obwohl ihm bewusst war, dass er bereits ein Risiko einging, wenn er den Kopf nach oben gerichtet hielt und hinaufblickte, fuhr er fort, auf das Gebäude vor ihm zu starren. Wieder sah er Bewegung. Himmel, da waren Leute in den Fenstern. Er befand sich immer noch ein paar hundert Meter entfernt, doch er konnte sie bereits deutlich sehen. Er wusste augenblicklich, dass die Menschen in den Fenstern nicht so waren wie die zahllosen siechenden Leichen, die ihn und Donna umgaben.
    Diese hier befanden sich in etlichen Räumen und standen zum größten Teil still. Sie besaßen Kontrolle über sich. Sie sprachen miteinander. Sie blickten auf die Überreste der Stadt hinunter, sie dachten, sprachen, gestikulierten, planten und ... und es schien fast nicht möglich. Paul war noch ein paar Sekunden lang nicht in der Lage, das Gesehene in vollem Ausmaß zu akzeptieren, bis er sich so nahe befand, dass es nicht mehr zu leugnen war. Diese Menschen lebten. Diese Menschen waren Überlebende. Er reagierte, ohne zu denken, blieb stehen und wirbelte herum, um nach Donna zu sehen.»Da oben«, brüllte er, als er sie sah und zeigte auf das Gebäude vor ihnen. »Sehen Sie!«
    Sie starrte ihn an, mit einem Ausdruck voll entsetzter Ungläubigkeit auf ihrem Gesicht und hörte seinem Schreien gar nicht zu, da sie über seine Dummheit viel zu fassungslos war, mit der er die schützende Stille, die sie so lange aufrecht erhalten hatten, rund um sie zerstörte. Da sie bereits erkannte, dass die Leichen rund um sie herum zu reagieren begannen, senkte sie wieder den Kopf und hoffte, dass Paul den Mund halten und dasselbe tun würde.
    Es war zu spät. Die ersten Leichen hinter ihr begannen bereits nach vorne zu drängen und ihre Geschwindigkeit erhöhte sich plötzlich.
    »Lauf, beschissener Idiot!«, brüllte sie. Ohne auf seine Antwort zu warten, ließ sie die Schulter sinken und rannte auf das Gebäude vor sich zu. Während sie mit einer Leiche nach der anderen zusammenstieß und die schwachen Gestalten wankend zu Boden fielen, provozierte sie immer mehr von ihnen zu einer Reaktion. Nach Paul versuchten bereits nahezu zahllose der ungeschickten und verfallenen Hände zu packen. Er schlug sie zur Seite und folgte der Bresche, die Donna schlug.
    Selbst aus der Entfernung konnten sie erkennen, dass der Haupteingang durch den puren Umfang der Leichen, die dicht gepackt aneinander standen, nicht zu passieren war. Donna, die bereits um Atem rang, sah sich verzweifelt nach einer alternativen Strecke um. Sie war von allen Seiten von den widerlichen Leichnamen umringt, von denen sich nun jeder einzelne zu ihr umdrehte und unbeholfen auf sie zu taumelte. Es blieb keine Zeit, um Entscheidungen zu fällen. Sie blieb einfach in Bewegung und hoffte, dass ihre überlegene Stärke ausreichen würde, um ihr über die Misere hinwegzuhelfen. Sie nahm an, dass Paul dicht hinter ihr war, kümmerte sich aber nicht darum, es zu überprüfen. Er musste sehen, dass er selbst zurechtkam. Verdammter blöder Idiot.
    Sie befand sich nun direkt auf der Ringstraße, stolperte den hohen Randstein entlang und begann über den breiten Asphaltstreifen zu laufen, während sie es irgendwie schaffte,

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