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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Welt zerstört worden war und konnten besser als jeder andere die offenkundige Aussichtslosigkeit der Situation einschätzen.
    Er nahm an, dass sie noch für einen weiteren Tag in der Kammer eingeschlossen sein würden, bevor man sie wieder in den Hauptteil des Bunkers ließ. Er war sich auch sicher, dass sie die darauf folgenden Stunden und Tage damit verbringen würden, von den leitenden Offizieren befragt zu werden. Und worauf konnten sie sich danach freuen? Auf nichts. Immer wieder dasselbe – weitere gefährliche Ausflüge aus der Sicherheit des unterirdischen Bunkers gefolgt von weiteren qualvoll langsamen Dekontaminationen, denen wiederum weitere Fragen folgten. Und dann würde alles wieder von vorne beginnen.
    Cooper begann, langsam die Treppen hinabzusteigen, eine Stufe nach der anderen, um jedes unnötige Geräusch zu vermeiden. Als er das Erdgeschoss erreichte, begann er sich zu fragen, was die leitenden Offiziere im Bunker wohl glaubten, erreichen zu können? Soweit er sehen konnte, war es mit der menschlichen Rasse aus und vorbei. Durch ein Virus von unvorstellbarer Grausamkeit vernichtet in weniger als einem halben Tag.
    Durch die verstohlenen Bewegungen und das Schweigen gelang es dem Soldaten, durch das Gebäude zu kriechen, ohne von jemandem gehört oder gesehen zu werden. Er drückte eine schwere Glastüre auf und trat nach draußen. Der Morgen war kalt und die düstere graue Wolkendecke, die zuvor noch alles bedeckt hatte, begann nun aufzubrechen und wies gelegentlich blaue Flecken auf. Es war ein berauschendes Gefühl, wieder Tageslicht zu sehen. Aus dem Bunker herauszukommen war gestern schon ein gutes Gefühl gewesen, doch das hier war tausendmal besser. Zum ersten Mal seit Wochen war er frei. Zum ersten Mal seit Wochen begann sich Cooper wieder wie ein Mensch zu fühlen.
    Er wandte sich in Richtung Stadtkern und bewegte sich den Durchgang in die andere Richtung hinunter als am Tag zuvor. Eine weitere teilnahmslose, durchnässte Gestalt, deren Gesichtszüge und Silhouette durch die strahlende Herbstsonne, die plötzlich über den Platz flutete, unkenntlich wurden, trottete ungeschickt auf ihn zu. Cooper überlegte für einen Augenblick sorgfältig, was er nun tun sollte, denn er war sich unsicher. Sollte er angreifen, bevor er angegriffen wurde?
    Die erbärmliche Kreatur sah so müde und schwach aus, dass er instinktiv davon überzeugt war, dass sie keine ernsthafte Gefahr für ihn darstellte. Er blieb wachsam und reglos stehen, während er ihr Herannahen mit morbider Faszination beobachtete. Er verharrte wie angewurzelt und bewegte nur die Augen. Die Gestalt humpelte vorbei und schien seine Anwesenheit nicht zur Kenntnis zu nehmen. Das unerwartete Sonnenlicht verschwand, als sich der bemitleidenswerte Körper auf seiner Höhe befand. Trotz des Schattens war er in der Lage, die ganze Auswirkung der Verwesung und des Verfalls auf die Haut der Kreatur zu sehen.
    Als der Weg wieder frei war, bewegte sich Cooper wieder vorwärts und achtete darauf, eng gegen die Wand zu seiner Rechten gedrückt zu gehen, um dort durch die verhältnismäßige Dunkelheit geschützt zu sein. Am Ende des Durchganges befand sich eine Kreuzung. Er folgte einer sanft geschwungenen Wegstrecke und fand sich am Eingang zu einem riesigen öffentlichen Platz wieder. Ungeachtet aller Dinge, die er bereits gesehen hatte, raubte ihm der Anblick, der ihn hier erwartete, den Atem.
    Cooper hatte sich vor ein paar Jahren an einem warmen Sommertag das letzte Mal in der Stadt befunden. Der abgestufte Platz war ein beliebter öffentlicher Treffpunkt gewesen und hatte ein überall bekanntes Wahrzeichen der Stadt dargestellt. Er konnte sich noch daran erinnern, wie er mit Freunden vor einem Lokal gesessen, getrunken, gelacht und einfach nur die Zeit totgeschlagen hatte. Seine Gedanken schweiften für einen Moment ab, als er den Ort sorgfältig betrachtete und sich an die Zeit erinnerte, die er hier verbracht hatte. Er konnte beinahe das Geräusch des fließenden Wassers hören, das früher stufenförmig aus einem riesigen, modernen Springbrunnen, der sich am obersten Teil des Platzes befand, gesprudelt war und sich dann nach ein paar dekorativen Stufen in einem flachen Becken gesammelt hatte, das sich nur ein paar Meter von seinem Standort entfernt befand. Am heutigen Tag waren die Stufen trocken und der Wasserfall sowie der Springbrunnen unheimlich still. Als er das letzte Mal hier gewesen war, hatte das Wasser eine klare und helle Farbe

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