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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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trostlosen Überreste der Stadt. Trotz all seiner Ausbildung und Vorbereitung auf den Umgang mit albtraumhaften Szenarien fand er es zunehmend schwierig, weiterzugehen. Jeder Schritt erforderte mehr konzentriertes Bemühen, als nötig sein sollte. Jedes Mal, wenn er den Kopf drehte, sah er etwas anderes, das ihn schockierte, abstieß, anwiderte oder entsetzte. Die kalten, grauen Straßen waren übersät mit den abscheulichen Überresten verwesender Leichen, den Rückständen Tausender unschuldiger, argloser Seuchenopfer. Wenn er die Augen halb schloss und versuchte, die toten Körper zu ignorieren, die hoffnungslos umher schlurften, fühlte er sich, als wandle er durch ein bizarres Standbild. Es war beinah, als ob die Welt eingefroren wäre und jeder Teil den langsamsten und qualvollsten Tod stürbe, den man sich vorstellen konnte. Er konnte nichts Gutes, nichts Erfreuliches mehr erkennen, überall herrschten Tod, Verfall und Zerstörung.
    Nach einer halben Stunde erreichte er die Ringstraße, die um das Stadtzentrum verlief. Seine geografischen Kenntnisse der Gegend waren ausreichend, aber alles andere als umfassend. Er schaute auf jedes Straßenschild, das er passierte, in der Hoffnung, den Namen eines Viertels oder nahe gelegenen Dorfes zu sehen, den er kannte oder zumindest schon einmal gehört hatte. Ihm erschien sinnvoll, sich an den Stadtrand zu begeben, irgendwohin, wo die Gebäude sich über eine weitläufigere Fläche verteilten und nicht so eng aneinander reihten wie in den inneren Vierteln der Stadt. Er hatte reichlich Zeit zum Nachdenken, doch die ständigen Ablenkungen rings um ihn verhinderten, dass ihm etwas einfiel, das man als vernünftigen oder zusammenhängenden Plan bezeichnen konnte. Alles, was er wollte, war ein relativ sicherer und gemütlicher Ort, an dem er sich ein paar Tage ausruhen und sich über alles den Kopf zerbrechen konnte. Vor allem brauchte er Zeit, um zu versuchen, sich zusammenzureimen, was wirklich geschehen war. Cooper rechnete nicht damit, dass es ihm gelingen würde, allzu viele, falls überhaupt irgendwelche Antworten zu finden, aber um seiner geistigen Gesundheit willen brauchte er zumindest die Gelegenheit, um innezuhalten, tief durchzuatmen und es zu verstehen zu versuchen.
    Während Cooper sich langsam mitten auf der Ringstraße vorwärtsbewegte, befanden sich zu seiner Linken das Stadtzentrum und geradeaus und rechts die ersten Gebäude des Krankenhaus- und Universitätskomplexes. Die Straße fiel leicht ab und neigte sich gemächlich nach links, und als er der lang gezogenen Kurve folgte, wurde ihm etwas Bizarres und anfangs Unerklärliches bewusst. Etwas, das ihm das Blut in den Adern gerinnen ließ.
    Weiter vorne, etwa eine Viertelmeile entfernt, hatte sich eine gewaltige Masse der wandelnden Leichen zusammengerottet. Seine Instinkte drängten ihn, umzukehren und in die entgegengesetzte Richtung zu gehen, doch er wusste, dass er ein so offensichtliches Manöver nicht wagen sollte. Ein plötzliches Anhalten oder unerwartetes Ändern der Richtung konnte die Aufmerksamkeit der zahlreichen Leichen erregen, die sich willkürlich um ihn herum bewegten.
    Nach allem, was er an diesem Morgen gesehen hatte, wusste er, dass etwas so Einfaches und Unscheinbares wie eine jähe Bewegung bewirken konnte, das man ihn bemerkte, und der daraus resultierende Aufruhr würde unweigerlich weitere verrottende Leichname anziehen wie ein Licht in einem ansonsten stockfinsteren Raum Motten. Ob es ihm gefiel oder nicht, es schien keine andere Möglichkeit zu geben, als sich weiter auf die gewaltige Masse zuzubewegen.
    Er näherte sich den Toten mit der Absicht, langsam den äußeren Rand zu umgehen und sich weiter Richtung stadtauswärts vorzuarbeiten. Plötzlich jedoch kam ihm der Gedanke, warum sich überhaupt erst eine solche Horde zusammengerottet hatte. Die Antwort war einfach. Die Kreaturen schienen praktisch keinerlei Fähigkeiten zu besitzen, Entscheidungen zu treffen, und reagierten nur auf grundlegendste Reize. Etwas hatte sie angezogen.
    Die Wracks aller möglichen Fahrzeuge übersäten die breite Straße, was es schwierig für Cooper gestaltete, die Anzahl der Leichen vor ihm zu schätzen. Anscheinend schleppten sie sich auf ein großes, modernes Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu. Jede der Kreaturen bewegte sich quälend langsam vorwärts, bis die dicht gedrängte Masse vor ihnen ein weiteres Vorankommen verhinderte. Cooper wechselte geringfügig den Kurs,

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